Psalm 131: Unterschied zwischen den Versionen

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(b) und (c) sind aber recht unwahrscheinlich: V. 2a berichtet davon, dass der Psalmist „seine Seele“ (s. dort) „beruhigt und besänftigt“ hat; und dies ist wohl darauf zu beziehen, dass er auf seine Stimmung derart Einfluss genommen hat, dass die drei Attribute in V. 1 nun ''nicht mehr'' auf ihn zutreffen (vgl. Botha 1998, S. 528; Deissler 1989, S. 515; Delitzsch 1894, S. 760; Gunkel 1968, S. 563; Schmidt 1934, S. 232 u.a.) - was gleichzeitig ja heißt, dass er früher durchaus derart war. Das sollte man hier dann auch besser mit einer Übersetzung als „nicht ''mehr'' - [Präsens]“ ausdrücklich machen (zu {{hebr}}לׂא{{hebr ende}} als „nicht ''mehr''“ vgl. z.B. [[Genesis 17#s15 |Gen 17,15]] mit [[Genesis 17#s5 |Gen 17,5]]).</ref> anmaßend (hochmütig, hybrid),
 
(b) und (c) sind aber recht unwahrscheinlich: V. 2a berichtet davon, dass der Psalmist „seine Seele“ (s. dort) „beruhigt und besänftigt“ hat; und dies ist wohl darauf zu beziehen, dass er auf seine Stimmung derart Einfluss genommen hat, dass die drei Attribute in V. 1 nun ''nicht mehr'' auf ihn zutreffen (vgl. Botha 1998, S. 528; Deissler 1989, S. 515; Delitzsch 1894, S. 760; Gunkel 1968, S. 563; Schmidt 1934, S. 232 u.a.) - was gleichzeitig ja heißt, dass er früher durchaus derart war. Das sollte man hier dann auch besser mit einer Übersetzung als „nicht ''mehr'' - [Präsens]“ ausdrücklich machen (zu {{hebr}}לׂא{{hebr ende}} als „nicht ''mehr''“ vgl. z.B. [[Genesis 17#s15 |Gen 17,15]] mit [[Genesis 17#s5 |Gen 17,5]]).</ref> anmaßend (hochmütig, hybrid),
 
{und} meine Augen (ich)<ref>„Augen“ sind im hebräischen Sprachgebrauch Spiegel der Empfindungen (vgl. THAT II, S. 264); die „vermessenen Augen“ stehen daher häufiger pars pro toto für den vermessenen Menschen selbst (s. z.B. [[Jesaja 2#s11 |Jes 2,11]]; [[Jesaja 10#s12 |Jes 10,12]]; [[Psalm 18#s28 |Ps 18,28]] u.ö.). Übersetze auch hier: „''Ich'' bin nicht mehr...“</ref> sind (waren) nicht (nie) [mehr]<ref name="nicht mehr" /> vermessen (stolz, hoffärtig, hoch erhoben)
 
{und} meine Augen (ich)<ref>„Augen“ sind im hebräischen Sprachgebrauch Spiegel der Empfindungen (vgl. THAT II, S. 264); die „vermessenen Augen“ stehen daher häufiger pars pro toto für den vermessenen Menschen selbst (s. z.B. [[Jesaja 2#s11 |Jes 2,11]]; [[Jesaja 10#s12 |Jes 10,12]]; [[Psalm 18#s28 |Ps 18,28]] u.ö.). Übersetze auch hier: „''Ich'' bin nicht mehr...“</ref> sind (waren) nicht (nie) [mehr]<ref name="nicht mehr" /> vermessen (stolz, hoffärtig, hoch erhoben)
{und} ich gehe (ging) nicht (nie) [mehr]<ref name="nicht mehr" /> nach (gehe um mit, gehe in)<ref>(a) W. „ich gehe nicht in Dingen...“; so listen auch die meisten Lexika. (b) Fast alle Ausleger aber deuten als „umgehen mit“ (vgl. auch KBL3, S. 237; Kön, S. 79; noch Botha 1998, S. 528). (c) Einige Exegeten und Üss. deuten außerdem als „trachten/streben nach“, was zwar fast genau so gut als sekundäre Bedeutung von „gehen“ denkbar wäre, dann aber überhaupt kein Fundament mehr in den gängigen Lexika hätte. So aber Alter 2007; Fenz 1998 („Nicht erstrebe ich Ziele, die mir unerreichbar sind“); Gerstenberger 1972 („Ich habe keine großen Wünsche“); GRAIL; Kittel 1914; Kraus 1966; STAD („Ich geh nicht großen Dingen nach“). (a) ist keine Alternative, da sinnlos; von Sinn her passt am Besten (c); am meisten Rückhalt hat (b). Trotz des geringeren Rückhalts würde ich (S.W.) (c) empfehlen.</ref> [zu]<ref>{{hebr}}מִמֶּֽנִּי{{hebr ende}} ''zu ... für mich'' ließe sich (a) nur auf Sticho 1d beziehen, dann „Ich strebe nicht nach großen Zielen / und nach Dingen, die mir zu wunderbar sind“ oder (b) auf Sticho 1c + 1d, dann „Ich strebe nicht nach Zielen, die mir zu groß / und Dingen, die mir zu wunderbar sind.“ (b) liegt hier näher, würde ich (S.W.) sagen. So auch Allen 1983; AOAT; Brueggemann/Bellinger 2014; Christensen 2005; GRAIL; Limburg 2000; Zuber 1986.</ref> großen Zielen (Großem, großen Dingen)<ref>W. „Großem“/„großen Dingen“; „große Ziele“ nach Deissler 1989, S. 514. Ähnlich Fenz 1998, S. 219: „unerreichbare Ziele“; Gunkel 1968, S. 563: „große Wünsche“; Kraus 1966, S. 874: „hohe Ziele“. Zur Wortbedeutung von {{hebr}}גדול{{hebr ende}} gehört das nicht; würde aber impliziert, wenn zuvor für {{hebr}}הלך{{hebr ende}} die Übersetzung „streben“ gewählt wird (s. vorletzte FN).</ref>
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{und} ich gehe (ging) nicht (nie) [mehr]<ref name="nicht mehr" /> nach (gehe um mit, gehe in)<ref>(a) W. „ich gehe nicht in Dingen...“; so listen auch die meisten Lexika. (b) Fast alle Ausleger aber deuten als „umgehen mit“ (vgl. auch KBL3, S. 237; Kön, S. 79; noch Botha 1998, S. 528). (c) Einige Exegeten und Üss. deuten außerdem als „trachten/streben nach“, was zwar fast genau so gut als sekundäre Bedeutung von „gehen“ denkbar wäre, dann aber überhaupt kein Fundament mehr in den gängigen Lexika hätte. So aber Alter 2007; Fenz 1998 („Nicht erstrebe ich Ziele, die mir unerreichbar sind“); Gerstenberger 1972 („Ich habe keine großen Wünsche“); GRAIL; Kittel 1914; Kraus 1966; STAD („Ich geh nicht großen Dingen nach“). (a) ist keine Alternative, da sinnlos; von Sinn her passt am Besten (c); am meisten Rückhalt hat (b). Trotz des geringeren Rückhalts würde ich (S.W.) (c) empfehlen.</ref> [für mich zu]<ref>{{hebr}}מִמֶּֽנִּי{{hebr ende}} ''zu ... für mich'' ließe sich (a) nur auf Sticho 1d beziehen, dann „Ich strebe nicht nach großen Zielen / und nach Dingen, die mir zu wunderbar sind“ oder (b) auf Sticho 1c + 1d, dann „Ich strebe nicht nach Zielen, die mir zu groß / und Dingen, die mir zu wunderbar sind.“ (b) liegt hier näher, würde ich (S.W.) sagen. So auch Allen 1983; AOAT; Brueggemann/Bellinger 2014; Christensen 2005; GRAIL; Limburg 2000; Zuber 1986.</ref> großen Zielen (Großem, großen Dingen)<ref>W. „Großem“/„großen Dingen“; „große Ziele“ nach Deissler 1989, S. 514. Ähnlich Fenz 1998, S. 219: „unerreichbare Ziele“; Gunkel 1968, S. 563: „große Wünsche“; Kraus 1966, S. 874: „hohe Ziele“. Zur Wortbedeutung von {{hebr}}גדול{{hebr ende}} gehört das nicht; würde aber impliziert, wenn zuvor für {{hebr}}הלך{{hebr ende}} die Übersetzung „streben“ gewählt wird (s. vorletzte FN).</ref>
  
  

Version vom 6. Juli 2014, 20:05 Uhr

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 131)

(kommt später)

Studienfassung (Psalm 131)

1 Ein Wallfahrtslied (Stufenlied, Reiselied)a. Von (für, über, nach Art von) David.

JHWHb, mein Herz (ich)c ist (war) nicht (nie) [mehr]d anmaßend (hochmütig, hybrid),
{und} meine Augen (ich)e sind (waren) nicht (nie) [mehr]d vermessen (stolz, hoffärtig, hoch erhoben)
{und} ich gehe (ging) nicht (nie) [mehr]d nach (gehe um mit, gehe in)f [für mich zu]g großen Zielen (Großem, großen Dingen)h
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Anmerkungen

aÜbersetzung unsicher. Die wahrscheinlicheren Deutungen sind diese:

(a) מעלות wird abgeleitet von עלה gehen, reisen; ein שיר המעלות ist dann nach Esra 2,1; 7,9 ein „Reise-“ oder „Heimkehrlied“, das die Israeliten bei ihrer Rückkehr aus dem Exil sangen.
(b) מעלות wird abgeleitet von von מעלה Stufe; ein שיר המעלות ist dann ein Prozessionslied, das gesungen wird, während man die Stufen hinaufzieht, die zum Tempelaltar führen.

(c) מעלות wird abgeleitet von עלה gehen, wallfahren; ein שיר המעלות ist dann ein „Wallfahrtslied“, das während der Prozession zum Jerusalemer Tempel gesungen wird. Dies ist die üblichste und wahrscheinlichste Deutung (z.B. Kraus 1966, S. XXI). (Zurück zu v.1)
bVokativ. JHWH lässt sich hier nicht mit „unser Gott/Herr“ übertragen, weil dies erstens bei einem „individuellen Vertrauenspsalm“ (Hossfeld/Zenger 2008, S. 602) nicht sehr treffend wäre, weil vor allem aber zweitens Vokative sich im Deutschen nicht mit Pronomen konstruieren lassen (so z.B. KAR zu Mt 6,9). Es ist also zu einer anderen Ersatzlösung zu greifen; s. unseren Übersetzungs-FAQ. (Zurück zu v.1)
cW. „Mein Herz ist“, aber das „Herz“ ist in der Bibel häufig Wechselbegriff für das Ich; bes. in Zhgg., in denen dieses Ich als „fühlende, gestimmte Person“ vorgestellt wird (s. z.B. Wolff 1973, S. 74f). Im Deutschen gibt es diese Ausdrucksmöglichkeit nicht; übersetze durchaus: „Ich bin“. (Zurück zu v.1)
dIn V. 1 folgt dreimal aufeinander die Folge לׂא - Verb (Qatal). Möglich wäre daher je das Verständnis (a) „Ich bin nicht X“, (b) „Ich war nicht X“, (c) „Ich war nie X“.
(b) und (c) sind aber recht unwahrscheinlich: V. 2a berichtet davon, dass der Psalmist „seine Seele“ (s. dort) „beruhigt und besänftigt“ hat; und dies ist wohl darauf zu beziehen, dass er auf seine Stimmung derart Einfluss genommen hat, dass die drei Attribute in V. 1 nun nicht mehr auf ihn zutreffen (vgl. Botha 1998, S. 528; Deissler 1989, S. 515; Delitzsch 1894, S. 760; Gunkel 1968, S. 563; Schmidt 1934, S. 232 u.a.) - was gleichzeitig ja heißt, dass er früher durchaus derart war. Das sollte man hier dann auch besser mit einer Übersetzung als „nicht mehr - [Präsens]“ ausdrücklich machen (zu לׂא als „nicht mehr“ vgl. z.B. Gen 17,15 mit Gen 17,5). (zu v.1)
e„Augen“ sind im hebräischen Sprachgebrauch Spiegel der Empfindungen (vgl. THAT II, S. 264); die „vermessenen Augen“ stehen daher häufiger pars pro toto für den vermessenen Menschen selbst (s. z.B. Jes 2,11; Jes 10,12; Ps 18,28 u.ö.). Übersetze auch hier: „Ich bin nicht mehr...“ (Zurück zu v.1)
f(a) W. „ich gehe nicht in Dingen...“; so listen auch die meisten Lexika. (b) Fast alle Ausleger aber deuten als „umgehen mit“ (vgl. auch KBL3, S. 237; Kön, S. 79; noch Botha 1998, S. 528). (c) Einige Exegeten und Üss. deuten außerdem als „trachten/streben nach“, was zwar fast genau so gut als sekundäre Bedeutung von „gehen“ denkbar wäre, dann aber überhaupt kein Fundament mehr in den gängigen Lexika hätte. So aber Alter 2007; Fenz 1998 („Nicht erstrebe ich Ziele, die mir unerreichbar sind“); Gerstenberger 1972 („Ich habe keine großen Wünsche“); GRAIL; Kittel 1914; Kraus 1966; STAD („Ich geh nicht großen Dingen nach“). (a) ist keine Alternative, da sinnlos; von Sinn her passt am Besten (c); am meisten Rückhalt hat (b). Trotz des geringeren Rückhalts würde ich (S.W.) (c) empfehlen. (Zurück zu v.1)
gמִמֶּֽנִּי zu ... für mich ließe sich (a) nur auf Sticho 1d beziehen, dann „Ich strebe nicht nach großen Zielen / und nach Dingen, die mir zu wunderbar sind“ oder (b) auf Sticho 1c + 1d, dann „Ich strebe nicht nach Zielen, die mir zu groß / und Dingen, die mir zu wunderbar sind.“ (b) liegt hier näher, würde ich (S.W.) sagen. So auch Allen 1983; AOAT; Brueggemann/Bellinger 2014; Christensen 2005; GRAIL; Limburg 2000; Zuber 1986. (Zurück zu v.1)
hW. „Großem“/„großen Dingen“; „große Ziele“ nach Deissler 1989, S. 514. Ähnlich Fenz 1998, S. 219: „unerreichbare Ziele“; Gunkel 1968, S. 563: „große Wünsche“; Kraus 1966, S. 874: „hohe Ziele“. Zur Wortbedeutung von גדול gehört das nicht; würde aber impliziert, wenn zuvor für הלך die Übersetzung „streben“ gewählt wird (s. vorletzte FN). (Zurück zu v.1)