Psalm 30: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|2}} Ich will dir dafür danken, JHWH, dass (dich preisen/erhöhen, denn)<ref>W.: „Ich will dich erheben, denn“; doch übersetze: „Ich danke dir dafür, dass...“; ähnlich Gerstenberger 1972; Zenger 1987. - „Erheben“ ist ein üblicher hebräischer Ausdruck für „preisen“ und wurde im hebr. Text gewählt wegen dem Wortspiel „erheben“ - „emporziehen“; im Deutschen lässt sich das leider nicht nachahmen (BigS hat es versucht: „Ich will dich hochleben lassen“). Weiter ist „Jemanden preisen, denn X“ im Hebräischen eine formelhafte Wendung für „jemandem danken für X“ (vgl. Lande 1949, S. 106f.; ''ad loc.'' ähnlich Zenger 1987, S. 89); übersetze daher wie vorgeschlagen.</ref> du mich herausgeschöpft (emporgezogen)<ref>''herausgeschöpft (emporgezogen)'' - das Verb meint meist „schöpfen“; manchmal auch nur allgemein „emporziehen“. Dahinter steckt folgendes: Im Alten Israel stellte man sich die Unterwelt als den tiefsten Ort des Kosmos vor; daher musste man davon sprechen, dass man z.B. zu ihr „hinabstieg“ oder aus ihr wieder „emporgezogen“ wurde. An unserer Stelle spielt noch mehr hinein: Weil man sich weiterhin die Unterwelt oft als am oder noch unter dem Meeresgrund gelegen vorstellte, sprach man von ihr häufig auch als dem „Brunnen“, der „Grube“, dem „Schacht“ oder der „Zisterne“ (vgl. z.B. [https://archive.org/stream/lifedeathimmorta00oest#page/138/mode/2up Oesterley 1911, S. 139f]; Schorch 2000, S. 97f); auf diese Metapher spielt das hierige Verb an: „Du hast mich [aus der Zisterne (=der Unterwelt)] herausgeschöpft“ meint sinngemäß „Du hast mich aus dem Totenreich gerettet“. Im Deutschen muss man das wohl freier formulieren; sinnvoll z.B. ALB, FENZ, NL: „du hast mich gerettet“; noch besser vielleicht: „Du hast mich der Unterwelt entrissen“ (nach Gerstenberger 1972). „Du hast mich aus der Tiefe/dem Abgrund gezogen“ (BB, EÜ, GN, HfA, LUT84, MEN, NeÜ, NGÜ, R-S, ZÜR) macht den Sachverhalt wohl nicht klar.</ref><ref name="Metaphern">''herausgeschöpft'' / ''meine Feinde'' / ''geheilt'' / ''heraufgeholt'' sind wohl rein metaphorisch zu verstehen.<br />
 
{{S|2}} Ich will dir dafür danken, JHWH, dass (dich preisen/erhöhen, denn)<ref>W.: „Ich will dich erheben, denn“; doch übersetze: „Ich danke dir dafür, dass...“; ähnlich Gerstenberger 1972; Zenger 1987. - „Erheben“ ist ein üblicher hebräischer Ausdruck für „preisen“ und wurde im hebr. Text gewählt wegen dem Wortspiel „erheben“ - „emporziehen“; im Deutschen lässt sich das leider nicht nachahmen (BigS hat es versucht: „Ich will dich hochleben lassen“). Weiter ist „Jemanden preisen, denn X“ im Hebräischen eine formelhafte Wendung für „jemandem danken für X“ (vgl. Lande 1949, S. 106f.; ''ad loc.'' ähnlich Zenger 1987, S. 89); übersetze daher wie vorgeschlagen.</ref> du mich herausgeschöpft (emporgezogen)<ref>''herausgeschöpft (emporgezogen)'' - das Verb meint meist „schöpfen“; manchmal auch nur allgemein „emporziehen“. Dahinter steckt folgendes: Im Alten Israel stellte man sich die Unterwelt als den tiefsten Ort des Kosmos vor; daher musste man davon sprechen, dass man z.B. zu ihr „hinabstieg“ oder aus ihr wieder „emporgezogen“ wurde. An unserer Stelle spielt noch mehr hinein: Weil man sich weiterhin die Unterwelt oft als am oder noch unter dem Meeresgrund gelegen vorstellte, sprach man von ihr häufig auch als dem „Brunnen“, der „Grube“, dem „Schacht“ oder der „Zisterne“ (vgl. z.B. [https://archive.org/stream/lifedeathimmorta00oest#page/138/mode/2up Oesterley 1911, S. 139f]; Schorch 2000, S. 97f); auf diese Metapher spielt das hierige Verb an: „Du hast mich [aus der Zisterne (=der Unterwelt)] herausgeschöpft“ meint sinngemäß „Du hast mich aus dem Totenreich gerettet“. Im Deutschen muss man das wohl freier formulieren; sinnvoll z.B. ALB, FENZ, NL: „du hast mich gerettet“; noch besser vielleicht: „Du hast mich der Unterwelt entrissen“ (nach Gerstenberger 1972). „Du hast mich aus der Tiefe/dem Abgrund gezogen“ (BB, EÜ, GN, HfA, LUT84, MEN, NeÜ, NGÜ, R-S, ZÜR) macht den Sachverhalt wohl nicht klar.</ref><ref name="Metaphern">''herausgeschöpft'' / ''meine Feinde'' / ''geheilt'' / ''heraufgeholt'' sind wohl rein metaphorisch zu verstehen.<br />
Vv. 2-4 nennen drei verschiedene Arten des Unheils, das über den Psalmisten hereingebrochen ist: (1) V. 2a.4: Er ist gestorben und Gott hat ihn wieder auferweckt, (2) V. 2b: Er wurde befeindet, doch Gott hat seinen Feinden den Triumph über ihn nicht gegönnt, (3) V. 3: Er war krank und Gott hat ihn geheilt. In der Exegese versucht man meist, eine dieser „Unheilsarten“ als den Anlass des Dankpsalms zu identifizieren und die anderen beiden damit konform zu machen. Meist etwa so: Der Psalmist war krank - so krank war er, dass es ihm geradezu vorkam, als sei er bereits gestorben. Seine Feinde sind darüber sehr glücklich. Doch dann erbarmt sich Gott seiner, heilt ihn, holt ihn so „sozusagen“ - da er sich ja bereits als gestorben sah - wieder aus der Unterwelt empor und gönnt derart den Feinden des Psalmisten nicht die Freude über seinen Tod.<br />
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Vv. 2-4 sind bestimmt vom selben Strukturprinzip: Der Psalmist dankt Gott für die Rettung von verschiedenen Unheilsarten, ohne zu berichten, dass dieses Unheil überhaupt über ihn hereingebrochen ist: (1) V. 2a.4: [Er ist gestorben und] Gott hat ihn wieder auferweckt, (2) V. 2b: [Er wurde befeindet, doch] Gott hat seinen Feinden den Triumph über ihn nicht gegönnt, (3) V. 3: [Er war krank und] Gott hat ihn geheilt. Weil eben die „Vorgeschichte des Unheils“ hier nicht expliziert wird, versucht man in der Exegese meist, diese Vorgeschichte zu rekonstruieren. Es besteht schon fast ein Konsens, dass sie in etwa so aussah: Der Psalmist war krank - so krank war er, dass es ihm geradezu vorkam, als sei er bereits gestorben. Seine Feinde sind darüber sehr glücklich. Doch dann erbarmt sich Gott seiner, heilt ihn, holt ihn so „sozusagen“ - da er sich ja bereits als gestorben sah - wieder aus der Unterwelt empor und gönnt derart den Feinden des Psalmisten nicht die Freude über seinen Tod.<br />
Diese Rekonstruktion wirkt auf mich (S.W.) persönlich nicht sonderlich rund; sinnvoller erscheint mir der Hinweis darauf, dass all diese Elemente in der biblischen Poesie oft nur bildliche Rede sind, die keine weitere Funktion haben, als als Chiffren für ein nicht näher bestimmtes Unheil des Psalmisten zu stehen (vgl. ''ad loc.'' ähnlich Zenger 1987, S. 90 f.; zum „Heilen“ s. z.B. [[Jesaja 6#s10 |Jes 6,10]]; [[Jesaja 57,18 |57,18f]]). Was der Psalmist dann wieder und wieder betonen würde, wäre nur: „Unheil war über mich hereingebrochen - und JHWH hat mich gerettet.“ M.E. liegt dieses Verständnis hier näher.<br />
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Diese Rekonstruktion wirkt auf mich (S.W.) persönlich nicht sonderlich rund (wg. dem Unterschied „krank sein“ <=> „tot sein“ einerseits, wegen dem plötzlichen unmotivierten Auftreten der „Feinde“ andererseits); sinnvoller erscheint mir daher der Hinweis darauf, dass all diese Elemente in der biblischen Poesie oft nur bildliche Rede sind, die keine weitere Funktion haben, als als Chiffren für ein nicht näher bestimmtes Unheil des Psalmisten zu stehen (vgl. ''ad loc.'' ähnlich Zenger 1987, S. 90 f.; zum „Heilen“ s. z.B. [[Jesaja 6#s10 |Jes 6,10]]; [[Jesaja 57,18 |57,18f]]). Was der Psalmist dann wieder und wieder betonen würde, wäre nur: „[Unheil war über mich hereingebrochen - und] JHWH hat mich gerettet.“ M.E. liegt dieses Verständnis hier näher.<br />
 
Mindestens für die Fassung in Leichter Sprache wäre es dann vermutlich sinnvoller, zu jeweils anderen Metaphern zu greifen, die leichter als Metaphern für ein unbestimmtes Unheil erkennbar sind. Ein Beispiel für eine Übertragung, die derart vorgeht, findet sich bei Spangenberg 1995.</ref> hast<br />
 
Mindestens für die Fassung in Leichter Sprache wäre es dann vermutlich sinnvoller, zu jeweils anderen Metaphern zu greifen, die leichter als Metaphern für ein unbestimmtes Unheil erkennbar sind. Ein Beispiel für eine Übertragung, die derart vorgeht, findet sich bei Spangenberg 1995.</ref> hast<br />
 
: und dass du meine Feinde (meinen Feind)<ref>''meine Feinde (meinen Feind)'' - Dahood 1965 deutet den Plural als ''pluralis excellentiae'' und deutet als „meinen Feind [- den Tod]“. Das ist durchaus bedenkenswert, da Vv. 2-4 ja immer wieder die Rettung vom Tod thematisieren und die „Feinde“ hier ohnehin sehr überraschend und unmotiviert stehen. Die traditionelle Deutung ist aber wohl ebenso gut möglich, siehe die letzte FN.</ref> sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht)<ref>''meine Feinde sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht)'' - Für „über mich“ sollte man im Hebräischen eigentlich eher {{hebr}}עָלַי{{hebr ende}} statt {{hebr}}לִי{{hebr ende}} erwarten. Halévy 1895, S. 30 hat daher vorgeschlagen, {{hebr}}לִי{{hebr ende}} nicht als „über mich“, sondern als Verstärkung des „meine“ in „meine Feinde“ zu deuten: „meine meinigen Feinde“. Im Deutschen klingt das zwar merkwürdig (und sollte daher besser einfach mit „dass du meine Feinde sich nicht freuen (triumphieren) lassen hast“ übersetzt werden), im Hebräischen ist das aber durchaus möglich. Halévy selbst ist unsicher (und übersetzt „Et de ne pas avoir fait réjuir mes enemies (à mon détriment)“), aber Alter 2007 scheint tatsächlich so zu lesen („and You gave no joy to my enemies“); ebenso NeÜ („du gabst meinen Feinden keinen Triumph“) und Schökel 1980 („y no has dado el triunfo a mis enemigos“). Ich (S.W.) würde das für die wahrscheinlichere Deutung halten, aber doch die traditionelle empfehlen, da es sich hier um eine starke Minderheitenmeinung handelt und die traditionelle Übersetzung auch nicht (sehr) problematisch ist.</ref> freuen (triumphieren) lassen hast.<br />
 
: und dass du meine Feinde (meinen Feind)<ref>''meine Feinde (meinen Feind)'' - Dahood 1965 deutet den Plural als ''pluralis excellentiae'' und deutet als „meinen Feind [- den Tod]“. Das ist durchaus bedenkenswert, da Vv. 2-4 ja immer wieder die Rettung vom Tod thematisieren und die „Feinde“ hier ohnehin sehr überraschend und unmotiviert stehen. Die traditionelle Deutung ist aber wohl ebenso gut möglich, siehe die letzte FN.</ref> sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht)<ref>''meine Feinde sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht)'' - Für „über mich“ sollte man im Hebräischen eigentlich eher {{hebr}}עָלַי{{hebr ende}} statt {{hebr}}לִי{{hebr ende}} erwarten. Halévy 1895, S. 30 hat daher vorgeschlagen, {{hebr}}לִי{{hebr ende}} nicht als „über mich“, sondern als Verstärkung des „meine“ in „meine Feinde“ zu deuten: „meine meinigen Feinde“. Im Deutschen klingt das zwar merkwürdig (und sollte daher besser einfach mit „dass du meine Feinde sich nicht freuen (triumphieren) lassen hast“ übersetzt werden), im Hebräischen ist das aber durchaus möglich. Halévy selbst ist unsicher (und übersetzt „Et de ne pas avoir fait réjuir mes enemies (à mon détriment)“), aber Alter 2007 scheint tatsächlich so zu lesen („and You gave no joy to my enemies“); ebenso NeÜ („du gabst meinen Feinden keinen Triumph“) und Schökel 1980 („y no has dado el triunfo a mis enemigos“). Ich (S.W.) würde das für die wahrscheinlichere Deutung halten, aber doch die traditionelle empfehlen, da es sich hier um eine starke Minderheitenmeinung handelt und die traditionelle Übersetzung auch nicht (sehr) problematisch ist.</ref> freuen (triumphieren) lassen hast.<br />

Version vom 26. Juli 2014, 09:57 Uhr

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 30)

(kommt später)

Studienfassung (Psalm 30)

1 Ein Psalm (begleitetes Lied). Ein Lied zur Tempelweihea (Einweihung des Hauses) von (für, über, nach Art von) David


2 Ich will dir dafür danken, JHWH, dass (dich preisen/erhöhen, denn)b du mich herausgeschöpft (emporgezogen)cd hast

und dass du meine Feinde (meinen Feind)e sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht)f freuen (triumphieren) lassen hast.

3 JHWH, mein Gott (JHWH, du bist mein Gott.), ich schrie zu dir um Hilfe (schrie zu dir, rief dich an)

Und du hast mich geheilt (damit du mich heilst, als ich zu dir schrie, hast du mich geheilt)d.

4 JHWH, du hast mich (meine Seele)g aus dem Scheol (aus der Unterwelt, aus der Totenwelt) heraufgeholth,

du hast mich erweckt (mich leben lassen) aus den zur Grubei Hinabgefahrenen (bewahrt vom Hinabfahren)j


5 Singt (spielt)k JHWH, ihr seine Frommenl,

preist den Heiligen (seinen heiligen Namen, das Gedenken seiner Heiligkeit)m!

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Anmerkungen

aDie „Tempelweihe“ ist das seit 165 v. Chr. begangene Fest der Wiederherstellung des Tempels (vgl. 1Makk 4,52ff; 2Makk 10,5ff; Joh 10,22). Nach Sopherim 18,2 wurde der Psalm in der Tat zu dieser Gelegenheit gesungen. (Zurück zu v.1)
bW.: „Ich will dich erheben, denn“; doch übersetze: „Ich danke dir dafür, dass...“; ähnlich Gerstenberger 1972; Zenger 1987. - „Erheben“ ist ein üblicher hebräischer Ausdruck für „preisen“ und wurde im hebr. Text gewählt wegen dem Wortspiel „erheben“ - „emporziehen“; im Deutschen lässt sich das leider nicht nachahmen (BigS hat es versucht: „Ich will dich hochleben lassen“). Weiter ist „Jemanden preisen, denn X“ im Hebräischen eine formelhafte Wendung für „jemandem danken für X“ (vgl. Lande 1949, S. 106f.; ad loc. ähnlich Zenger 1987, S. 89); übersetze daher wie vorgeschlagen. (Zurück zu v.2)
cherausgeschöpft (emporgezogen) - das Verb meint meist „schöpfen“; manchmal auch nur allgemein „emporziehen“. Dahinter steckt folgendes: Im Alten Israel stellte man sich die Unterwelt als den tiefsten Ort des Kosmos vor; daher musste man davon sprechen, dass man z.B. zu ihr „hinabstieg“ oder aus ihr wieder „emporgezogen“ wurde. An unserer Stelle spielt noch mehr hinein: Weil man sich weiterhin die Unterwelt oft als am oder noch unter dem Meeresgrund gelegen vorstellte, sprach man von ihr häufig auch als dem „Brunnen“, der „Grube“, dem „Schacht“ oder der „Zisterne“ (vgl. z.B. Oesterley 1911, S. 139f; Schorch 2000, S. 97f); auf diese Metapher spielt das hierige Verb an: „Du hast mich [aus der Zisterne (=der Unterwelt)] herausgeschöpft“ meint sinngemäß „Du hast mich aus dem Totenreich gerettet“. Im Deutschen muss man das wohl freier formulieren; sinnvoll z.B. ALB, FENZ, NL: „du hast mich gerettet“; noch besser vielleicht: „Du hast mich der Unterwelt entrissen“ (nach Gerstenberger 1972). „Du hast mich aus der Tiefe/dem Abgrund gezogen“ (BB, , GN, HfA, LUT84, MEN, NeÜ, NGÜ, R-S, ZÜR) macht den Sachverhalt wohl nicht klar. (Zurück zu v.2)
dherausgeschöpft / meine Feinde / geheilt / heraufgeholt sind wohl rein metaphorisch zu verstehen.

Vv. 2-4 sind bestimmt vom selben Strukturprinzip: Der Psalmist dankt Gott für die Rettung von verschiedenen Unheilsarten, ohne zu berichten, dass dieses Unheil überhaupt über ihn hereingebrochen ist: (1) V. 2a.4: [Er ist gestorben und] Gott hat ihn wieder auferweckt, (2) V. 2b: [Er wurde befeindet, doch] Gott hat seinen Feinden den Triumph über ihn nicht gegönnt, (3) V. 3: [Er war krank und] Gott hat ihn geheilt. Weil eben die „Vorgeschichte des Unheils“ hier nicht expliziert wird, versucht man in der Exegese meist, diese Vorgeschichte zu rekonstruieren. Es besteht schon fast ein Konsens, dass sie in etwa so aussah: Der Psalmist war krank - so krank war er, dass es ihm geradezu vorkam, als sei er bereits gestorben. Seine Feinde sind darüber sehr glücklich. Doch dann erbarmt sich Gott seiner, heilt ihn, holt ihn so „sozusagen“ - da er sich ja bereits als gestorben sah - wieder aus der Unterwelt empor und gönnt derart den Feinden des Psalmisten nicht die Freude über seinen Tod.
Diese Rekonstruktion wirkt auf mich (S.W.) persönlich nicht sonderlich rund (wg. dem Unterschied „krank sein“ <=> „tot sein“ einerseits, wegen dem plötzlichen unmotivierten Auftreten der „Feinde“ andererseits); sinnvoller erscheint mir daher der Hinweis darauf, dass all diese Elemente in der biblischen Poesie oft nur bildliche Rede sind, die keine weitere Funktion haben, als als Chiffren für ein nicht näher bestimmtes Unheil des Psalmisten zu stehen (vgl. ad loc. ähnlich Zenger 1987, S. 90 f.; zum „Heilen“ s. z.B. Jes 6,10; 57,18f). Was der Psalmist dann wieder und wieder betonen würde, wäre nur: „[Unheil war über mich hereingebrochen - und] JHWH hat mich gerettet.“ M.E. liegt dieses Verständnis hier näher.

Mindestens für die Fassung in Leichter Sprache wäre es dann vermutlich sinnvoller, zu jeweils anderen Metaphern zu greifen, die leichter als Metaphern für ein unbestimmtes Unheil erkennbar sind. Ein Beispiel für eine Übertragung, die derart vorgeht, findet sich bei Spangenberg 1995. (Zurück zu v.2 / zu v.3)
emeine Feinde (meinen Feind) - Dahood 1965 deutet den Plural als pluralis excellentiae und deutet als „meinen Feind [- den Tod]“. Das ist durchaus bedenkenswert, da Vv. 2-4 ja immer wieder die Rettung vom Tod thematisieren und die „Feinde“ hier ohnehin sehr überraschend und unmotiviert stehen. Die traditionelle Deutung ist aber wohl ebenso gut möglich, siehe die letzte FN. (Zurück zu v.2)
fmeine Feinde sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht) - Für „über mich“ sollte man im Hebräischen eigentlich eher עָלַי statt לִי erwarten. Halévy 1895, S. 30 hat daher vorgeschlagen, לִי nicht als „über mich“, sondern als Verstärkung des „meine“ in „meine Feinde“ zu deuten: „meine meinigen Feinde“. Im Deutschen klingt das zwar merkwürdig (und sollte daher besser einfach mit „dass du meine Feinde sich nicht freuen (triumphieren) lassen hast“ übersetzt werden), im Hebräischen ist das aber durchaus möglich. Halévy selbst ist unsicher (und übersetzt „Et de ne pas avoir fait réjuir mes enemies (à mon détriment)), aber Alter 2007 scheint tatsächlich so zu lesen („and You gave no joy to my enemies“); ebenso NeÜ („du gabst meinen Feinden keinen Triumph“) und Schökel 1980 („y no has dado el triunfo a mis enemigos“). Ich (S.W.) würde das für die wahrscheinlichere Deutung halten, aber doch die traditionelle empfehlen, da es sich hier um eine starke Minderheitenmeinung handelt und die traditionelle Übersetzung auch nicht (sehr) problematisch ist. (Zurück zu v.2)
gW. „meine Seele“, doch im Hebräischen dient dies fast stets als Wechselbegriff für „mich“ (vgl. ad loc. Briggs 1906, S. 262; Terrien 2003, S. 282); übersetze durchaus wie vorgeschlagen. (Zurück zu v.4)
hgut verständlich ALB, HfA: „du hast mich dem Tode entrissen“ (Zurück zu v.4)
izu „Grube“ als Metapher für die Unterwelt vgl. FN c (Zurück zu v.4)
jTextkritik: Qere verbessert das Partizip des Ketiv „aus den Hinabgestiegenen“ zum Infinitiv „vom Hinabsteigen“, dann „du hast mich bewahrt vom Hinabsteigen“. „Aus den Hinabgestiegenen“ dagegen meint, dass Gott ihn als einzigen der vielen, die bereits ins Totenreich hinabgefahren sind, wieder auferweckt hat (vgl. ähnlich Mk 9,9, dazu FN ae). Letzteres ist hier sicher vorzuziehen und wird auch von fast allen vorgezogen, da die Infinitivform des Qere zwar grammatisch korrekt, aber im Hebräischen ungebräuchlich ist (die gebräuchliche Form wird V. 10 verwendet), die Wendung יורדי בור des Ketiv sich dagegen recht häufig in der Bibel findet. Vermutlich handelt es sich beim Qere um eine spätere theologische Interpretation, vgl. Buttenwieser 1938, S. 601. (Zurück zu v.4)
kspielt i.S.v. „musiziert auf Instrumenten“ ist unwahrscheinlich; die Instrumentalmusik im Tempelkult wurde wohl von den Priester und Leviten übernommen (vgl. Num 10,1-10; 2Chr 29,26-28). Übrigens darf man sich hier keine Himmelsmelodien vorstellen; eher muss man an einen „seltsamen, lauten und lärmenden Krach“ (Casey 2004, S. 203) denken. (Zurück zu v.5)
lDie „Frommen“ sind die versammelte Kultgemeinde, die beim Vortrag des Psalms anwesend ist. Vv. 5-6 sind ein für Dankpsalmen übliches „Wort an die Kultgemeinde“, das parenthetisch in das eigentlich Vorgetragene eingeschoben ist und hier (wie oft) die Kultgemeinde zum Einstimmen in den Lobpreis auffordert. (Zurück zu v.5)
mZu זכר (meist: „Gedenken“) = „Name“ vgl. Kön 90; SS 173; ZLH 209; ad loc. z.B. Buttenwieser 1938; Craigie 1983; Kittel 1914; Schökel 1980; Ross 2011; Schmidt 1934. Der „Name Gottes“ dient im AT aber fast ausschließlich als Wechselbegriff für Gott selbst; man bezeichnet damit „Gott im Menschenmund“. Übersetze daher wie vorgeschlagen. (Zurück zu v.5)