Psalm 30: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|1}} Ein Psalm (begleitetes Lied). Ein Lied zur Tempelweihe<ref>Die „Tempelweihe“ ist das seit 165 v. Chr. begangene Fest der Wiederherstellung des Tempels (vgl. [[1Makkabäer 4#s52 |1Makk 4,52ff]]; [[2Makkabäer 10#s5 |2Makk 10,5ff]]; [[Johannes 10#s22 |Joh 10,22]]). Nach Sopherim 18,2 wurde der Psalm in der Tat zu dieser Gelegenheit gesungen.</ref> (Einweihung des Hauses) von (für, über, nach Art von) David
 
{{S|1}} Ein Psalm (begleitetes Lied). Ein Lied zur Tempelweihe<ref>Die „Tempelweihe“ ist das seit 165 v. Chr. begangene Fest der Wiederherstellung des Tempels (vgl. [[1Makkabäer 4#s52 |1Makk 4,52ff]]; [[2Makkabäer 10#s5 |2Makk 10,5ff]]; [[Johannes 10#s22 |Joh 10,22]]). Nach Sopherim 18,2 wurde der Psalm in der Tat zu dieser Gelegenheit gesungen.</ref> (Einweihung des Hauses) von (für, über, nach Art von) David
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{{S|2}} Ich will dir dafür danken, dass (dich preisen/erhöhen, denn)<ref>W.: „Ich will dich erheben, denn“; doch übersetze: „Ich danke dir dafür, dass...“; ähnlich Gerstenberger 1972; Zenger 1987. - „Erheben“ ist ein üblicher hebräischer Ausdruck für „preisen“ und wurde im hebr. Text gewählt wegen dem Wortspiel „erheben“ - „emporziehen“; im Deutschen lässt sich das leider nicht nachahmen (BigS hat es versucht: „Ich will dich hochleben lassen“). Weiter ist „Jemanden preisen, denn X“ im Hebräischen eine formelhafte Wendung für „jemandem danken für X“ (vgl. Lande 1949, S. 106f.; ''ad loc.'' ähnlich Zenger 1987, S. 89); übersetze daher wie vorgeschlagen.</ref>, du mich herausgeschöpft (emporgezogen)<ref>''herausgeschöpft (emporgezogen)'' - das Verb meint meist „schöpfen“; manchmal auch nur allgemein „emporziehen“. Dahinter steckt folgendes: Im Alten Israel stellte man sich die Unterwelt als den tiefsten Ort des Kosmos vor; daher musste man davon sprechen, dass man z.B. zu ihr „hinabstieg“ oder aus ihr wieder „emporgezogen“ wurde. An unserer Stelle spielt noch mehr hinein: Weil man sich weiterhin die Unterwelt oft als am oder noch unter dem Meeresgrund gelegen vorstellte, sprach man von ihr häufig auch als dem „Brunnen“ oder der „Zisterne“ (vgl. z.B. [https://archive.org/stream/lifedeathimmorta00oest#page/138/mode/2up Oesterley 1911, S. 139f]; Schorch 2000, S. 97f); auf diese Metapher spielt das hierige Verb an: „Du hast mich [aus der Zisterne (=der Unterwelt)] herausgeschöpft“ meint sinngemäß „Du hast mich aus dem Totenreich gerettet“. Im Deutschen muss man das wohl freier formulieren; sinnvoll z.B. ALB, FENZ, NL: „du hast mich gerettet“; noch besser vielleicht: „Du hast mich der Unterwelt entrissen“ (nach Gerstenberger 1972). „Du hast mich aus der Tiefe/dem Abgrund gezogen“ (BB, EÜ, GN, HfA, LUT84, MEN, NeÜ, NGÜ, R-S, ZÜR) macht den Sachverhalt wohl nicht klar.</ref> hast<br />
 
{{S|2}} Ich will dir dafür danken, dass (dich preisen/erhöhen, denn)<ref>W.: „Ich will dich erheben, denn“; doch übersetze: „Ich danke dir dafür, dass...“; ähnlich Gerstenberger 1972; Zenger 1987. - „Erheben“ ist ein üblicher hebräischer Ausdruck für „preisen“ und wurde im hebr. Text gewählt wegen dem Wortspiel „erheben“ - „emporziehen“; im Deutschen lässt sich das leider nicht nachahmen (BigS hat es versucht: „Ich will dich hochleben lassen“). Weiter ist „Jemanden preisen, denn X“ im Hebräischen eine formelhafte Wendung für „jemandem danken für X“ (vgl. Lande 1949, S. 106f.; ''ad loc.'' ähnlich Zenger 1987, S. 89); übersetze daher wie vorgeschlagen.</ref>, du mich herausgeschöpft (emporgezogen)<ref>''herausgeschöpft (emporgezogen)'' - das Verb meint meist „schöpfen“; manchmal auch nur allgemein „emporziehen“. Dahinter steckt folgendes: Im Alten Israel stellte man sich die Unterwelt als den tiefsten Ort des Kosmos vor; daher musste man davon sprechen, dass man z.B. zu ihr „hinabstieg“ oder aus ihr wieder „emporgezogen“ wurde. An unserer Stelle spielt noch mehr hinein: Weil man sich weiterhin die Unterwelt oft als am oder noch unter dem Meeresgrund gelegen vorstellte, sprach man von ihr häufig auch als dem „Brunnen“ oder der „Zisterne“ (vgl. z.B. [https://archive.org/stream/lifedeathimmorta00oest#page/138/mode/2up Oesterley 1911, S. 139f]; Schorch 2000, S. 97f); auf diese Metapher spielt das hierige Verb an: „Du hast mich [aus der Zisterne (=der Unterwelt)] herausgeschöpft“ meint sinngemäß „Du hast mich aus dem Totenreich gerettet“. Im Deutschen muss man das wohl freier formulieren; sinnvoll z.B. ALB, FENZ, NL: „du hast mich gerettet“; noch besser vielleicht: „Du hast mich der Unterwelt entrissen“ (nach Gerstenberger 1972). „Du hast mich aus der Tiefe/dem Abgrund gezogen“ (BB, EÜ, GN, HfA, LUT84, MEN, NeÜ, NGÜ, R-S, ZÜR) macht den Sachverhalt wohl nicht klar.</ref> hast<br />
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: Der Sänger des Psalms blickt dankend und lobpreisend zurück auf das Ereignis der Heilung und Hilfe, die ihm von Jahwe her zuteil wurde. Aus 3 geht eindeutig hervor, daß der Psalmist auf den Tod erkrankt war und geheilt [...] wurde. [...] Die Feinde [...] treten in den Klageliedern der Kranken an bezeichnender Stelle hervor. Sie urteilen über den Leidenden als einen sichtbarlich „von Gott Verlassenen“ [...] und „freuen sich“ über den Erfolg ihrer Existenzanalyse. Durch das hilfreiche Eingreifen Jahwes aber ist dieser „Erfolg“ der Feinde zunichte gemacht worden. Die von Gott scheidenden Mächte können nicht triumphieren.<br />
 
: Der Sänger des Psalms blickt dankend und lobpreisend zurück auf das Ereignis der Heilung und Hilfe, die ihm von Jahwe her zuteil wurde. Aus 3 geht eindeutig hervor, daß der Psalmist auf den Tod erkrankt war und geheilt [...] wurde. [...] Die Feinde [...] treten in den Klageliedern der Kranken an bezeichnender Stelle hervor. Sie urteilen über den Leidenden als einen sichtbarlich „von Gott Verlassenen“ [...] und „freuen sich“ über den Erfolg ihrer Existenzanalyse. Durch das hilfreiche Eingreifen Jahwes aber ist dieser „Erfolg“ der Feinde zunichte gemacht worden. Die von Gott scheidenden Mächte können nicht triumphieren.<br />
  
Man kann den Psalm zweifellos so oder ähnlich deuten; das Ergebnis ist dann aber ein recht kantige Produkt, das mal vom bereits eingetretenen Tod spricht, mal nur von Krankheit und Heilung, mal die triumphierenden Feinde als Hauptleiden nennt und mal die Furcht vor der Gottverlassenheit. Sinnvoller scheint mir (S.W.) der Hinweis darauf, dass all diese Elemente häufige Metaphern in den Psalmen sind, die oft keine weitere Funktion haben, als als Chiffren für ein nicht näher bestimmtes Unheil des Psalmisten zu stehen. Was der Psalmist dann wieder und wieder betonen würde, wäre nur: „Unheil war über mich hereingebrochen - und JHWH hat mich gerettet.“ Mindestens für die Fassung in Leichter Sprache wäre es dann vermutlich sinnvoll, zu jeweils anderen Metaphern zu greifen, die leichter als Metaphern für ein unbestimmtes Unheil erkennbar sind. Ein Beispiel für eine Übertragung, die derart vorgeht, findet sich bei Spangenberg 1995, der z.B. die Rede vom „Herausschöpfen“ überträgt mit „du hast mir geholfen, als ich ganz tief unten war“, der z.B. die Rede von den „Feinden“ komplett streicht etc.</ref> sich nicht über mich freuen (triumphieren) lassen hast.
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Man kann den Psalm zweifellos so oder ähnlich deuten; das Ergebnis ist dann aber ein recht kantige Produkt, das mal vom bereits eingetretenen Tod spricht, mal nur von Krankheit und Heilung, mal die triumphierenden Feinde als Hauptleiden nennt und mal die Furcht vor der Gottverlassenheit. Sinnvoller scheint mir (S.W.) der Hinweis darauf, dass all diese Elemente häufige Metaphern in den Psalmen sind, die oft keine weitere Funktion haben, als als Chiffren für ein nicht näher bestimmtes Unheil des Psalmisten zu stehen. Was der Psalmist dann wieder und wieder betonen würde, wäre nur: „Unheil war über mich hereingebrochen - und JHWH hat mich gerettet.“ Mindestens für die Fassung in Leichter Sprache wäre es dann vermutlich sinnvoll, zu jeweils anderen Metaphern zu greifen, die leichter als Metaphern für ein unbestimmtes Unheil erkennbar sind. Ein Beispiel für eine Übertragung, die derart vorgeht, findet sich bei Spangenberg 1995, der z.B. die Rede vom „Herausschöpfen“ überträgt mit „du hast mir geholfen, als ich ganz tief unten war“, der z.B. die Rede von den „Feinden“ komplett streicht etc.</ref> sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht)<ref>''meine Feinde sich nicht über mich (meine meinigen FEinde sich nicht)'' - Für „über mich“ sollte man im Hebräischen eigentlich eher {{hebr}}עָלַי{{hebr ende}} statt {{hebr}}לִי{{hebr ende}} erwarten. Halévy 1895, S. 30 hat daher vorgeschlagen, {{hebr}}לִי{{hebr ende}} nicht als „über mich“, sondern als Verstärkung des „meine“ in „meine Feinde“ zu deuten: „meine meinigen Feinde“. Im Deutschen klingt das zwar merkwürdig (und sollte daher besser einfach mit „dass du meine Feinde sich nicht freuen (trimphieren) lassen hast“ übersetzt werden), im Hebräischen ist das aber durchaus möglich. Halévy selbst ist unsicher (und übersetzt „Et de ne pas avoir fait réjuir mes enemies (à mon détriment)“), aber Alter 2007 scheint tatsächlich so zu lesen („and You gave no joy to my enemies“); ebenso NeÜ („du gabst meinen Feinden keinen Triumph“) und Schökel 1980 („y no has dado el triunfo a mis enemigos“). Ich (S.W.) würde das für die wahrscheinlichere Deutung halten, aber doch die traditionelle empfehlen, da es sich hier um eine starke Minderheitenmeinung handelt und die traditionelle Übersetzung auch nicht (sehr) problematisch ist.</ref> freuen (triumphieren) lassen hast.
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Version vom 25. Juli 2014, 17:37 Uhr

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 30)

(kommt später)

Studienfassung (Psalm 30)

1 Ein Psalm (begleitetes Lied). Ein Lied zur Tempelweihea (Einweihung des Hauses) von (für, über, nach Art von) David


2 Ich will dir dafür danken, dass (dich preisen/erhöhen, denn)b, du mich herausgeschöpft (emporgezogen)c hast

und dass du meine Feinde (meinen Feind)de sich nicht über mich (meine meinigen Feinde sich nicht)f freuen (triumphieren) lassen hast.


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Anmerkungen

aDie „Tempelweihe“ ist das seit 165 v. Chr. begangene Fest der Wiederherstellung des Tempels (vgl. 1Makk 4,52ff; 2Makk 10,5ff; Joh 10,22). Nach Sopherim 18,2 wurde der Psalm in der Tat zu dieser Gelegenheit gesungen. (Zurück zu v.1)
bW.: „Ich will dich erheben, denn“; doch übersetze: „Ich danke dir dafür, dass...“; ähnlich Gerstenberger 1972; Zenger 1987. - „Erheben“ ist ein üblicher hebräischer Ausdruck für „preisen“ und wurde im hebr. Text gewählt wegen dem Wortspiel „erheben“ - „emporziehen“; im Deutschen lässt sich das leider nicht nachahmen (BigS hat es versucht: „Ich will dich hochleben lassen“). Weiter ist „Jemanden preisen, denn X“ im Hebräischen eine formelhafte Wendung für „jemandem danken für X“ (vgl. Lande 1949, S. 106f.; ad loc. ähnlich Zenger 1987, S. 89); übersetze daher wie vorgeschlagen. (Zurück zu v.2)
cherausgeschöpft (emporgezogen) - das Verb meint meist „schöpfen“; manchmal auch nur allgemein „emporziehen“. Dahinter steckt folgendes: Im Alten Israel stellte man sich die Unterwelt als den tiefsten Ort des Kosmos vor; daher musste man davon sprechen, dass man z.B. zu ihr „hinabstieg“ oder aus ihr wieder „emporgezogen“ wurde. An unserer Stelle spielt noch mehr hinein: Weil man sich weiterhin die Unterwelt oft als am oder noch unter dem Meeresgrund gelegen vorstellte, sprach man von ihr häufig auch als dem „Brunnen“ oder der „Zisterne“ (vgl. z.B. Oesterley 1911, S. 139f; Schorch 2000, S. 97f); auf diese Metapher spielt das hierige Verb an: „Du hast mich [aus der Zisterne (=der Unterwelt)] herausgeschöpft“ meint sinngemäß „Du hast mich aus dem Totenreich gerettet“. Im Deutschen muss man das wohl freier formulieren; sinnvoll z.B. ALB, FENZ, NL: „du hast mich gerettet“; noch besser vielleicht: „Du hast mich der Unterwelt entrissen“ (nach Gerstenberger 1972). „Du hast mich aus der Tiefe/dem Abgrund gezogen“ (BB, , GN, HfA, LUT84, MEN, NeÜ, NGÜ, R-S, ZÜR) macht den Sachverhalt wohl nicht klar. (Zurück zu v.2)
dmeine Feinde (meinen Feind) - Dahood 1965 deutet den Plural als pluralis excellentiae und deutet als „meinen Feind [- den Tod]“. Das ist durchaus bedenkenswert, da Vv. 2-4 ja durchweg die Rettung vom Tod thematisieren und die „Feinde“ hier ohnehin sehr überraschend und unmotiviert stehen. Die traditionelle Deutung ist aber wohl ebenso gut möglich, siehe die nächste FN. (Zurück zu v.2)
emeine Feinde / geheilt / heraufgeholt / verbargst du dein Antlitz sind wohl rein metaphorisch zu verstehen.

Einiges an Mühen ist in der Auslegung von Ps 30 darauf verwendet worden, um die Handlung rekonstruieren, die der Psalm offenbar schildert. Mittlerweile besteht weitestgehend der Konsens, dass der Psalm primär ein Dankpsalm für eine Heilung ist (s. V. 3); die anderen Elemente wie Tod, die triumphierenden Feinde, Gottes „Gesichtsverbergung“ etc. werden dann - oft mit viel Fantasie - mit dieser Grundbedeutung konform gemacht. S. z.B. Kraus 1961, S. 241:

Der Sänger des Psalms blickt dankend und lobpreisend zurück auf das Ereignis der Heilung und Hilfe, die ihm von Jahwe her zuteil wurde. Aus 3 geht eindeutig hervor, daß der Psalmist auf den Tod erkrankt war und geheilt [...] wurde. [...] Die Feinde [...] treten in den Klageliedern der Kranken an bezeichnender Stelle hervor. Sie urteilen über den Leidenden als einen sichtbarlich „von Gott Verlassenen“ [...] und „freuen sich“ über den Erfolg ihrer Existenzanalyse. Durch das hilfreiche Eingreifen Jahwes aber ist dieser „Erfolg“ der Feinde zunichte gemacht worden. Die von Gott scheidenden Mächte können nicht triumphieren.
Man kann den Psalm zweifellos so oder ähnlich deuten; das Ergebnis ist dann aber ein recht kantige Produkt, das mal vom bereits eingetretenen Tod spricht, mal nur von Krankheit und Heilung, mal die triumphierenden Feinde als Hauptleiden nennt und mal die Furcht vor der Gottverlassenheit. Sinnvoller scheint mir (S.W.) der Hinweis darauf, dass all diese Elemente häufige Metaphern in den Psalmen sind, die oft keine weitere Funktion haben, als als Chiffren für ein nicht näher bestimmtes Unheil des Psalmisten zu stehen. Was der Psalmist dann wieder und wieder betonen würde, wäre nur: „Unheil war über mich hereingebrochen - und JHWH hat mich gerettet.“ Mindestens für die Fassung in Leichter Sprache wäre es dann vermutlich sinnvoll, zu jeweils anderen Metaphern zu greifen, die leichter als Metaphern für ein unbestimmtes Unheil erkennbar sind. Ein Beispiel für eine Übertragung, die derart vorgeht, findet sich bei Spangenberg 1995, der z.B. die Rede vom „Herausschöpfen“ überträgt mit „du hast mir geholfen, als ich ganz tief unten war“, der z.B. die Rede von den „Feinden“ komplett streicht etc. (Zurück zu v.2)
fmeine Feinde sich nicht über mich (meine meinigen FEinde sich nicht) - Für „über mich“ sollte man im Hebräischen eigentlich eher עָלַי statt לִי erwarten. Halévy 1895, S. 30 hat daher vorgeschlagen, לִי nicht als „über mich“, sondern als Verstärkung des „meine“ in „meine Feinde“ zu deuten: „meine meinigen Feinde“. Im Deutschen klingt das zwar merkwürdig (und sollte daher besser einfach mit „dass du meine Feinde sich nicht freuen (trimphieren) lassen hast“ übersetzt werden), im Hebräischen ist das aber durchaus möglich. Halévy selbst ist unsicher (und übersetzt „Et de ne pas avoir fait réjuir mes enemies (à mon détriment)), aber Alter 2007 scheint tatsächlich so zu lesen („and You gave no joy to my enemies“); ebenso NeÜ („du gabst meinen Feinden keinen Triumph“) und Schökel 1980 („y no has dado el triunfo a mis enemigos“). Ich (S.W.) würde das für die wahrscheinlichere Deutung halten, aber doch die traditionelle empfehlen, da es sich hier um eine starke Minderheitenmeinung handelt und die traditionelle Übersetzung auch nicht (sehr) problematisch ist. (Zurück zu v.2)