Markus 9: Unterschied zwischen den Versionen

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sahen sie (sah er),
 
sahen sie (sah er),
 
<ref name="Text 14" />
 
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dass eine große Menschenmenge um sie [war] und Schriftgelehrte mit ihnen stritten.
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dass eine große Menschenmenge um sie [war] und Schriftgelehrte mit ihnen diskutierten.
 
{{S|15}} Und sofort, als die ganze Menschenmenge ihn sah, erschrak sie (staunte sie, geriet sie in Ehrfurcht),
 
{{S|15}} Und sofort, als die ganze Menschenmenge ihn sah, erschrak sie (staunte sie, geriet sie in Ehrfurcht),
 
<ref>''erschrak sie (staunte sie)'' - ἐκθαμβέομαι im NT nur in Mk. (hier; [[Markus 14#s33 |Mk 14,33]];[[Markus 16#s5 |16,5]].[[Markus 16#s6 |16]]). In Mk 9,15 differieren Lexika und Üss deutlich. Meist „wurde ganz aufgeregt“ (aber wohl nur, weil dies die bedeutungsoffenste Üs. ist); danach „erschrak sie“; auch „waren außer sich vor Freude“ (B/N, ähnlich ALB, MEN);  „war überrascht“ (H-R); „es erfaßte alle ein großes Erstaunen“ (KAR); „überkam die gesamte Volksmenge heilige Scheu“ (KNO); „sie erschauderten“ (Pesch 1977; Stier).<br />
 
<ref>''erschrak sie (staunte sie)'' - ἐκθαμβέομαι im NT nur in Mk. (hier; [[Markus 14#s33 |Mk 14,33]];[[Markus 16#s5 |16,5]].[[Markus 16#s6 |16]]). In Mk 9,15 differieren Lexika und Üss deutlich. Meist „wurde ganz aufgeregt“ (aber wohl nur, weil dies die bedeutungsoffenste Üs. ist); danach „erschrak sie“; auch „waren außer sich vor Freude“ (B/N, ähnlich ALB, MEN);  „war überrascht“ (H-R); „es erfaßte alle ein großes Erstaunen“ (KAR); „überkam die gesamte Volksmenge heilige Scheu“ (KNO); „sie erschauderten“ (Pesch 1977; Stier).<br />
 
Es handelt sich hier um ein „vorgezogenes Admirationsmotiv“ (so z.B. Dschulnigg 2007, S. 253; Pesch 1977, S. 87; Theißen 1990, S. 80): Für gewöhnlich am Ende von Wundergeschichten (am Anfang nur hier und [[Markus 1#s22 |Mk 1,22]]) reagieren die Zuschauer angemessen auf dieses Wunder; es handelt sich also wohl um eine Mischung aus Bewunderung, Erstaunen und tatsächlich „heiliger Scheu“ (KNO). Gut daher van Iersel 1998 und Marcus 2009: „were overcome with awe“. Ich würde empfehlen: „Kaum hatte die ganze Menge ihn erblickt, lief sie ehrfürchtig zu ihm hin und begrüßte ihn.“</ref>  
 
Es handelt sich hier um ein „vorgezogenes Admirationsmotiv“ (so z.B. Dschulnigg 2007, S. 253; Pesch 1977, S. 87; Theißen 1990, S. 80): Für gewöhnlich am Ende von Wundergeschichten (am Anfang nur hier und [[Markus 1#s22 |Mk 1,22]]) reagieren die Zuschauer angemessen auf dieses Wunder; es handelt sich also wohl um eine Mischung aus Bewunderung, Erstaunen und tatsächlich „heiliger Scheu“ (KNO). Gut daher van Iersel 1998 und Marcus 2009: „were overcome with awe“. Ich würde empfehlen: „Kaum hatte die ganze Menge ihn erblickt, lief sie ehrfürchtig zu ihm hin und begrüßte ihn.“</ref>  
rannte auf ihn zu und begrüßte ihn.  
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rannte auf ihn zu und begrüßte ihn [freudig]
{{S|16}} Und er fragte sie: „Warum streitet ihr mit ihnen?“
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<ref>''begrüßte ihn [freudig]'' - [freudig] nach EWNT I, S. 416: ἀσπάζομαι „als Ausdruck der Zuneigung, der freudigen Aufnahme“.</ref>.  
{{S|17}} Und einer aus der Menschenmenge antwortete ihm: „Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der einen stummen Geist hat.
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{{S|16}} Da fragte er sie:
{{S|18}} Und wo auch immer er ihn packt, reißt er ihn zu Boden, und er schäumt und knirscht die Zähne und erstarrt. Und ich sagte zu deinen Jüngern, dass (damit)
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<ref name="sieihrihnen">''sie'' + ''ihr'' + ''mit ihnen'' - Das αὐτούς ''sie'' wirkt, als würde es sich auf die Volksmenge beziehen: Sie ist der letztmögliche Referent und es ist auch einer aus der Volksmenge, der antwortet. So klar ist die Sache aber nicht (vgl. wieder [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Markus_9#note_x FN x]): Die „sie“ werden gefragt, warum „sie“ mit „ihnen“ diskutieren. Weil - so der übliche Argumentationsgang - von den drei Parteien Jünger, Volksmenge und Schriftgelehrte die Volksmenge die einzige Partei ist, die in V. 14 nicht als diskutierend dargestellt wird, muss sich das ''sie'' entweder auf die Jünger (z.B. Gnilka 1979) oder auf die Schriftgelehrten (z.B. Lührmann 1987) beziehen.<br />
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Ich glaube, das ist falsch gesehen - V. 14 schildert nicht drei Parteien, sondern zwei: 14c schildert das Setting - da sind (a) die Jünger und (b) die Volksmenge -, 14d das Geschehen: Schriftgelehrte und Jünger diskutieren miteinander. Die Schriftgelehrten sind also in 14c in die Volksmenge inkludiert, und also ist es auch kein Problem, wenn Jesus seine Frage an die Volksmenge richtet. Sinngemäß also: „Jesus fragte in die Menge: Worüber diskutiert ihr mit meinen Jüngern?“</ref> „Worüber (warum) diskutiert ihr
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mit ihnen
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?“
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{{S|17}} Einer
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<ref>''einer'' Das Zahlwort εἷς ''eins, einer'' steht hier für das Indefinitpronomen τις ''jemand, irgendeiner''; vgl. Grosvenor/Zerwick 1993. Das ist kein Semitismus; diese Verwendung findet sich z.B. auch bei Aristoteles; vgl. [http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CE%B5%E1%BC%B7%CF%82 Pape, S. 738].</ref>
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aus (aus heraus)
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<ref>''aus (aus heraus)'' - vgl. [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Markus_9#note_ac FN ac]: ἐκ verwendet wie ἀπό; vielleicht Semitismus - s. Turner 1929a, S. 282f.</ref>
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der Menschenmenge antwortete ihm: „Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht (wollte ihn zu dir bringen),
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<ref>''habe zu dir gebracht (wollte zu dir bringen)'' offensichtlich hat er ihn ja nicht zu Jesus gebracht - denn der war nicht da. Es war nur seine Intention, ihn zu Jesus zu bringen; vgl. Cranfield 1959, S. 301 - daher besser modaler Indikativ: „Ich wollte meinen Sohn zu dir bringen“.</ref> weil
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<ref>''weil'' - [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Partizip#Die_Sinnrichtungen adv. Ptc.], kausal aufgelöst.</ref>
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er einen stummen Geist (einen Geist, der ihn stumm macht)
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<ref>''einen stummen Geist (einen Geist, der ihn stumm macht)'' - welches von beidem gemeint ist, ist nicht ganz klar. Natürlich heißt es wörtlich „stummer Geist“, aber es ist auffällig, dass der Geist gerade im Zhg. mit der Schilderung der Krankheitssymptome als „stumm“ bezeichnet wird, und selbst wenn es wirklich auf den Geist zu beziehen ist, könnte das ja auch ''gerade deshalb'' auf den Geist zu beziehen sein, ''weil'' er den Jungen stumm macht. Was zum Krankheitsbild passt; eine steife Zunge gehört zum Krankheitsbild der Epilepsie. Deshalb „ein Geist, der ihn stumm macht“ z.B. bei BB; Camacho/Mateos 1994; GN; HfA; KAM; NeÜ; NL.<br />
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Ohne das ausschließen zu wollen, würde ich dennoch „stummer Geist“ empfehlen - allein schon, weil in V. 25 „Du Geist, der stumm und taub macht“ unglücklich klingen würde.</ref>
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hat (von einem stummen Geist besessen ist).
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{{S|18}} Und wo auch immer [er ist, wenn]
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<ref>''wo auch immer [er ist, wenn]'' - das „wo auch immer“ bezieht sich nicht auf den Körperteil, an dem der Geist den Jungen jeweils packt (so z.B. B/N: „Wo immer er ihn an seinem Leib zu packen kriegt“) - obwohl bei Epileptikern bei sogenannten „fokalen Anfällen“ in der Tat nur einzelne Körperteile betroffen sein können -, sondern auf den Ort, an dem der Junge sich jeweils bei einem seiner epileptischen Anfälle befindet (so z.B. Marcus 2009: „Wo immer er ist, wenn es ihn packt“)</ref>
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er ihn anfällt (packt),
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<ref>''anfällt (packt)'' - meist „packt“. καταλαμβάνω kommt von der selben Wurzel wie ἐπιλαμβάνομαι, das gleichzeitig ''terminus technicus'' für Besessenheit und für den epileptischen Anfall ist (und sogar das Etymon des deutschen „Epilepsie“ ist). In „anfallen“ kommt dieser Zhg. auch im Deutschen zum Ausdruck.</ref>
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zerrt er ihn hin und her (wirft er ihn zu Boden)
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<ref>''zerrt er ihn hin und her (wirft er ihn zu Boden)'' - W.: reißt er ihn. Nicht: „Wirft er ihn zu Boden“; ῥήσσω ''hin und her zerren'' (EWNT III, S. 508) steht hier für die epileptischen Konvulsionen des Knaben.</ref>
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und ihm tritt Schaum vor den Mund (er schäumt)
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<ref name="Symptome">''er hat Schaum vor dem Mund (er schäumt)'' + ''sein Kiefer verkrampft sich (er knirscht mit den Zähnen)'' + ''er wird [ganz] starr'' habe ich jeweils mit den entsprechenden Symptomen epileptischer Anfälle übersetzt; in den Klammern steht die wörtliche Übersetzung. Mit dem „schäumen“ ist schaumiger Speichelfluss gemeint, mit dem Zähneknirschen das Verkrampfen der Gesichtsmuskulatur mit eventuellem Zungen- und Backenbiss, das so stark sein kann, dass Epileptiker sich dabei sogar selbst den Kiefer brechen können. ''Starr werden'' gut nach Louw/Nida 23.172.; gemeint ist der Ganzkörperkrampf.</ref>
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und sein Kiefer verkrampft sich (er knirscht mit den Zähnen)
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<ref name="Symptome" />
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und er wird [ganz] starr.
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<ref name="Symptome" />
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Und ich sagte zu deinen Jüngern, dass (damit)
 
<ref name="hina" />  
 
<ref name="hina" />  
sie ihn vertreiben sollen, aber sie konnten [es] nicht.“  
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sie ihn vertreiben sollen (bat deine Jünger, ihn auszutreiben), und (aber)
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<ref>''und (aber)'' - „und“ zur Verknüpfung von Gegensätzen. So z.B. auch in Platon, Lach 183 - kein Semitismus. Hier deshalb gesetzt, weil die Häufung von καὶ die lebendige, dramatische Rede nachzubilden sollen; vgl. Reiser 1983, S. 103.114.</ref>
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sie konnten es nicht (sie waren zu schwach dafür).
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<ref>''sie konnten es nicht (sie waren zu schwach dafür)'' - besser nicht „sie konnten es nicht“ - ἰσχύω hat die Grundbedeutung ''stark sein'', wird im ntl häufiger als nicht theologisch verwendet und steht öfter z.B. für die Kraft/Macht, die einem Christus/der Glaube/das Gebet verleiht (vgl. EWNT II, S. 512f). Das ist auch hier im Blick; vgl. V. 29. Gut daher EÜ; R-S: „sie hatten nicht die Kraft dazu“; Marcus 2009: „they didn't have the strength“.</ref>“  
 
{{S|19}} Da {antwortete und}<ref name="antworten" /> sagte er ihnen: „Ach ungläubige Generation, bis wann werde ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Bringt ihn zu mir!“
 
{{S|19}} Da {antwortete und}<ref name="antworten" /> sagte er ihnen: „Ach ungläubige Generation, bis wann werde ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Bringt ihn zu mir!“
 
{{S|20}} Und sie brachten ihn zu ihm; und als ihn der Geist sah, verkrampfte er ihn sofort, und als er zu Boden fiel, wälzte er sich und schäumte.  
 
{{S|20}} Und sie brachten ihn zu ihm; und als ihn der Geist sah, verkrampfte er ihn sofort, und als er zu Boden fiel, wälzte er sich und schäumte.  

Version vom 22. März 2014, 17:49 Uhr

Syntax ungeprüft

SF ungeprüft.png
Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Markus 9)

(kommt später)

Studienfassung (Markus 9)

1 Und weiter a sagte er zu ihnen: „Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch: b Es gibt einige unter denen, die hier stehen,die den Tod nicht schmecken (nicht sterben)c werden, bis (bevor, ehe) d sie gesehen haben, wie Gottes Reich (Herrschaft)e mit Macht (Kraft) gekommen ist. f


2 Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes (die Brüder Jakobus und Johannes?) g , und führte sie h für sich, allein, i auf einen hohen Berg, j und er wurde vor ihnen (vor ihren Augen) k verwandelt (verwandelte sich), l 3 und seine Obergewänder {wurden} strahlten m [so] sehr (blendend) weiß n , wie sie kein Walkero auf der [ganzen] Erde p {derart} q weiß färben könnte. 4 Und es erschien ihnen Elija zusammen mit Moser , und sie sprachen ({waren im Gespräch})m mit Jesus. 5 Da {antwortete und} s sprach Petrus zu Jesus: „Meister (Rabbi) t , es ist gut, dass wir hier sind! Und lass uns (so lass uns denn) u drei Hütten (Zelte) bauen - dir eine, Mose eine und Elija eine!“ v 6 Er wusste nämlich nicht, wie er reagieren (was er antworten) s sollte; denn (so sehr) sie fürchteten sich (waren in Furcht geraten) m. 7 Und eine Wolke {entstand und} m hüllte (verbarg, überschattete) w sie x ein, und eine Stimme kam aus der Wolke: „Dies ist mein geliebter (einziger) y Sohn, [darum] z hört auf ihn!“ 8 Und plötzlich, als sie sich umblickten, sahen sie niemanden {nicht} aa mehr bei sich ab als Jesus allein.


9 Während sie vom (aus dem) ac Berg herabstiegen, befahl er ihnen {damit}, ad niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten - erst (außer) ae , wenn der Menschensohn af von den Toten ag auferstanden sei. 10 Und sie behielten das Wort bei sich ({bei sich}), diskutierten (miteinander) ah aber, was dies sei - „von den Toten Auferstehen“. ai 11 Dann fragten sie ihn {und sagten}: „Warum (dass) aj sagen [dann] die Schriftgelehrten, dass zuerst Elija kommen müsse?“ 12 Und er sagte zu ihnen: „In der Tat (zwar) ak kommt al Elija zuerst und stellt al alles wieder her. am Aber [gleichzeitig] ak steht (und wie/warum steht) ak über den Menschensohn af geschrieben(?), dass (damit) ad er vieles leiden und verachtet werden müsse.(?) ak 13 Aber ich sage euch (Ja, mehr noch:), an Elija ist auch (sogar) ao [bereits] gekommen, und sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten - wie über ihn geschrieben steht.“


14 Und als sie (er) zu den Jüngern kamen (kam), ap sahen sie (sah er), ap dass eine große Menschenmenge um sie [war] und Schriftgelehrte mit ihnen diskutierten. 15 Und sofort, als die ganze Menschenmenge ihn sah, erschrak sie (staunte sie, geriet sie in Ehrfurcht), aq rannte auf ihn zu und begrüßte ihn [freudig] ar. 16 Da fragte er sie: as „Worüber (warum) diskutiert ihr as mit ihnen as ?“ 17 Einer at aus (aus heraus) au der Menschenmenge antwortete ihm: „Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht (wollte ihn zu dir bringen), av weil aw er einen stummen Geist (einen Geist, der ihn stumm macht) ax hat (von einem stummen Geist besessen ist). 18 Und wo auch immer [er ist, wenn] ay er ihn anfällt (packt), az zerrt er ihn hin und her (wirft er ihn zu Boden) ba und ihm tritt Schaum vor den Mund (er schäumt) bb und sein Kiefer verkrampft sich (er knirscht mit den Zähnen) bb und er wird [ganz] starr. bb Und ich sagte zu deinen Jüngern, dass (damit) ad sie ihn vertreiben sollen (bat deine Jünger, ihn auszutreiben), und (aber) bc sie konnten es nicht (sie waren zu schwach dafür). bd19 Da {antwortete und}s sagte er ihnen: „Ach ungläubige Generation, bis wann werde ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Bringt ihn zu mir!“ 20 Und sie brachten ihn zu ihm; und als ihn der Geist sah, verkrampfte er ihn sofort, und als er zu Boden fiel, wälzte er sich und schäumte. 21 Und er fragte dessen (seinen) Vater: „Wie lange ist es, seit ihm dies passiert?“ Und er sagte: „Seit [seiner] Kindheit.“ 22 Und mehrfach hat er ihn sowohl ins Feuer als auch ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Doch wenn du irgendetwas kannst, dann hilf uns und hab Mitleid mit uns!“ 23 Und Jesus sagte zu ihm: „Wenn du das kannst … alles [ist] dem möglich, der glaubt.“ 24 Sofort rief der Vater des Jungen und sagte: „Ich glaube! Hilf meinen Unglauben!“ 25 Und als Jesus sah, dass eine Menschenmenge zusammenläuft, drohte er dem unreinen Geist und sagte zu ihm: „Du stummer und tauber Geist, ich befehle dir: „Komm aus ihm heraus und geh nicht mehr in ihn hinein!“ 26 Und indem er schrie und heftig zerrte, kam er heraus. Und er wurde wie tot, sodass die meisten sagten, dass er gestorben sei. 27 Und Jesus ergriff seine Hand und weckte ihn, und er stand auf. 28 Und nachdem er ins Haus gegangen war, fragten ihn seine Jünger abseits: „Konnten wir ihn nicht vertreiben?“ 29 Da sagte er zu ihnen: „Diese Art kann man durch nichts vertreiben, außer durch Gebetbe.“ 30 Und von dort gingen sie fort und reisten durch Galiläa, und er wollte nicht, dass (damit) ad jemand [ihn] erkannte. 31 Denn er lehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: „Der Sohn des Menschen wird in die Hände von Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten, und nachdem er getötet worden ist, wird er nach drei Tagen auferstehen.“ 32 Aber sie verstanden das Wort nicht, und sie fürchteten sich, ihn zu fragen. 33 Und sie kamen nach Kafarnaum. Und in dem Haus angekommen, fragte er sie: „Was überlegtet ihr auf dem Weg (unterwegs)?“ 34 Und sie schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg (unterwegs) untereinander überlegt, wer größer [sei]. 35 Und er setzte sich und rief die zwölf, und er sagt zu ihnen: „Wenn jemand erster sein will, dann soll er der Letzte von allen und Diener von allen sein.“ 36 Und er holte Kind und stellte es in ihre Mitte, und nahm es in die Arme und sagte zu ihnen: 37 „Wer auch immer ein einziges von solchen Kindern in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf, und wer auch immer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich ausgesandt hat.“ 38 Johannes sagte zu ihm: „Lehrer, wir haben jemanden in deinem Namen Dämonen vertreiben gesehen, und ihn gehindert, weil er uns nicht folgt.“ 39 Aber Jesus sagte: „Hindert ihn nicht, denn es gibt niemanden, der eine Wunderkraft in meinem Namen tun und mich kurz darauf verfluchen können wird. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns. 41 Denn wer auch immer euch in [meinem] Namen einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu dem Gesalbten (Christus) gehört... Amen, ich sage euch: Er wird seinen Lohn bestimmt nicht verlieren.“ 42 „Und wer auch immer einen einzigen dieser Kleinen ärgert, die an mich glauben... es wäre besser für ihn, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde. 43 Und wenn deine Hand dich ärgert, dann hau sie ab! Es ist besser, dass du verstümmelt in das Leben eingehst, als zwei Hände zu haben und in die Hölle einzugehen, in das unauslöschliche Feuer. 44 TEXTKRITIK 45 Und wenn dein Fuß dich ärgert, dann hau ihn ab! Es ist besser, dass du lahm in das Leben eingehst, als zwei Füße zu haben und in die Hölle geworfen zu werden. 46 TEXTKRITIK 47 Und wenn dein Auge dich ärgert, reiß es aus! Es ist besser, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als zwei Augen zu haben und in die Hölle geworfen zu werden, 48 wo ihr Wurm nicht verendet und das Feuer nicht ausgelöscht wird. 49 Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werdenbf. 50 Das Salz [ist] gut. Aber wenn das Salz fade geworden ist, womit werdet ihr es würzen? Habt Salz unter (in) euch selbst, und haltet untereinander Frieden!“

Anmerkungen

aweiter sagte er - W. Und er sagte. Das καὶ schließt direkt an den vorangehenden Abschnitt an; das Impf. drückt die Fortsetzung der Rede aus; „sechs Tage später“ in V. 2 markiert einen Einschnitt zw. Vv. 1.2. V. 1 wird daher auch von nahezu allen Exegeten noch dem Abschnitt 8,34-38 zugeordnet; auch einige alte Manuskripte begannen das neue Kapitel erst bei V. 2. Zur Zuordnung vgl. bes. gut van Iersel 1998, S. 291f. Weiter soll diesen Zusammenhang zum Ausdruck bringen. So auch R-S; gut auch ALB, GN, MEN, NeÜ, NGÜ, NL: „Und er fuhr fort“ / „Und er fügte hinzu“. (Zurück zu v.1)
bAmen, ich sage euch - nicht-responsorisches °Amen°: Jesus spricht als einer, der bevollmächtigt ist und das nötige Wissen hat, über das „Kommen des Reiches Gottes“ Aussagen zu machen. Zusammen mit der Konstruktion οὐ μὴ + Aorist Konjunktiv - der stärkstmöglichen Verneinung zukünftiger Geschehnisse im Griechischen (Wallace, S. 468) - in οὐ μὴ γεύσωνται sie werden garantiert nicht schmecken wird so das folgende als absolut sichere Aussage markiert. (Zurück zu v.1)
cden Tod nicht schmecken - jüdisches Idiom; vgl. B/S I, S. 751f. Die Bedeutung ist wohl etwa „sterblich sein und sich dieser seiner Sterblichkeit schmerzlich bewusst sein“; vgl. BDAG 195; NET ad loc.. Pesch 1977, S. 66 einfach: „nicht sterben“ - das ist wohl die einfachste Lösung. (Zurück zu v.1)
dW. bis; so merkwürdigerweise auch die meisten Üss. Im Deutschen setzt man hier aber eher eine bevor oder ehe; so z.B. ALB, HfA, H-R, NL. (Zurück zu v.1)
ezu Reich Gottes vgl. Terminologie/Reich Gottes. (Zurück zu v.1)
fgekommen ist - W. bis sie gesehen haben das Reich Gottes gekommen in Macht. Das Perfekt ἐληλυθυῖαν gekommen drückt hier aus, dass die Genannten das schon jetzt nahe Reich Gottes vollständig realisiert sehen werden, bevor sie sterben (vgl. Collins 2007, 413). (Zurück zu v.1)
gTextkritik: Viele Hss. haben zwischen vor Johannes (wie vor Petrus und Jakobus) einen Artikel; noch mehr (und die meisten krit. Editionen - nicht aber NA28) aber sparen ihn an dieser Stelle aus. Die zweite Variante ist etwas wahrscheinlicher (vgl. Wilckens 2014, S. 351f). Diese asymmetrische Setzung und Aussparung soll vielleicht die Geschwister Jakobus und Johannes syntaktisch näher zusammenrücken (ebd., S. 352); die Hinzufügung von „die Geschwister“ war die beste Möglichkeit, die mir einfiel, das nachzubilden. Wahrscheinlich ist es aber bedeutungslos, so dass man in die LF wie gehabt die Fließtextfassung übernehmen kann. (Zurück zu v.2)
hnahm mit und führte sie - Typisch markinische Redundanz (daher auch Lk 9,28: „Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und stieg auf den Berg.“); hier aber zweckmäßig eingesetzt: Zusammen mit dem folgenden, ebenfalls gedoppelten für sich, allein wird so das häufige Motiv der Privatoffenbarung an ausgewählte Jünger besonders betont. Sehr gut WIL: „er führte sie - nur sie allein - auf einen hohen Berg.“ (Zurück zu v.2)
is. letzte FN (Zurück zu v.2)
jhoher Berg - Über die Identität des Berges wird in der aktuellen Exegese viel geschrieben. Traditionell wurde er als der Tabor identifiziert; heute eher im Gepräch der Hermon und die drei Berge Tell el-Achmar, Tell Abu en-Neda und Tell esh-Shecha. Dies deswegen, weil der Tabor eine Höhe von „nur“ 300 m habe (Cranfield 1959, S. 289f.; Taylor 1979, S. 462) - aber wer schon mal sommers in Israel einen Berg bestiegen hat, weiß, dass 300 m mehr als genug sind, um einen Berg als „hoch“ zu bezeichnen - und weil sich zu Jesu Lebzeiten eine Festung auf dessen Gipfel befand, Jesus und die Jünger dort also nicht allein, für sich sein konnten.
Um welchen Berg es sich genau handelt, ist aber ganz unwichtig - daher wird er hier ja auch nicht benannt -, wichtig ist, dass so das häufige Motiv der „Gotteserfahrung auf dem Berg“ verdichtet werden kann. (Zurück zu v.2)
kvor ihnen - viele Üss. stilistisch gut: „vor ihren Augen“, aber Mk verwendet wohl bewusst „ihnen“: Die Geschehnisse der Perikope Mk 9,2-8 sind kein Selbstzweck, sondern für die Jünger bestimmt: Vor ihnen wird Jesus verwandelt; ihnen erscheinen Elija mit Mose, und ihnen („aus der Wolke“) deutet die „Stimme“ aus, was sie da eben gesehen haben. (Zurück zu v.2)
lwurde verwandelt (verwandelte sich) - Entweder Passivum divinum wurde verwandelt, also sinngemäß „wurde von Gott verwandelt“ (so z.B. Dschulnigg 2007, S. 245; Kmiecik 1997, S. 134; Pesch 1977, S. 72; Wördemann 2008, S. 44) oder reflexives Passiv verwandelte sich (so z.B. Haenchen 1966, S. 308; Kleist 1937, S. 214). Die erste Variante ist wahrscheinlicher: In Mk 9,2-8 wurde vermutlich die Textsorte „Epiphanie“ (=Erscheinung Gottes) mit der hellenistischen Textsorte „Metamorphose“ (=Verwandlung) verschmolzen (vgl. gut Wördemann 2008, S. 37f), um die Epiphanie als Christophanie darstellen zu können: Christus offenbart sich auf dem Berg in seiner göttlichen Herrlichkeit. In der hellenistischen Textsorte Metamorphose ist es aber üblich(er), dass die Verwandelten von Göttern verwandelt werden. Auch ist es ja in V. 7 Gott, der den Jüngern die Geschehnisse ausdeutet. (Zurück zu v.2)
mV. 3: wurden strahlten, V. 4: sprachen waren im Gespräch, V. 6: waren in Furcht geraten fürchteten sich, V. 7: Und eine Wolke entstand und überschattete sie - nicht: „wurden strahlend“ oder „begannen zu strahlend“, „waren im Gespräch“, „war in Furcht geraten“ und „es entstand eine Wolke und überschattete sie“: periphrastisches Tempus (vgl. Pryke 1978, S. 36). Hier höchst passend, da diese Konstruktion wohl expressiver ist als ein gewöhnlicher Aorist. (Zurück zu v.3 / zu v.4 / zu v.6 / zu v.7)
nstrahlten so sehr weiß - W. strahlten, sehr weiß: Wieder: typisch markinische Redundanz (so auch Marcus 2009); auch hier wieder zweckmäßig verwendet zur Steigerung „Strahlend-heit“ und „Weiß-heit“. Im Deutschen zum Glück leicht übertragbar durch adverbiale Wiedergabe von „sehr weiß“: „Sie strahlten blendend weiß / erstrahlten in blendendem Weiß“. Übersetze: „und seine Kleider erstrahlen in einem solch blendendem Weiß, dass auf der ganzen Erde kein einziger Tuchfärber sie derart weiß hätte machen können.“
Weiße Kleider und Lichtherrlichkeit sind im neuen Testament und auch häufig in der altjüdischen und frühchristlichen Literatur Kennzeichen himmlischer Wesen (vgl. gut Gnilka 1979, S. 33; Lo 2012, S. 175). Das Motiv ist ähnlich aber auch im außerjüdischen und außerchristlichen Bereich verbreitet; vgl. Frenschkowski 1997, S. 185. (Zurück zu v.3)
ozu Walker gut Dschulnigg 2007, S. 245: „Walker oder Tuchscherer krempelten Wolle, kratzten Tücher auf und reinigten schmutzige Gewänder. Der Vergleich verdeutlicht, dass die Kleider Jesu in himmlischem Glanz versetzt werden.“ (Zurück zu v.3)
pauf der [ganzen] Erde - eigentlich unnötig; natürlich geht es um irdische Walker. Der Sinn ist emphatisch (Cranfield 1959, S. 290), daher [ganzen]. (Zurück zu v.3)
qderart (οὕτως) - redundant nach οἷα so (Kleist 1937, S. 214). Kein Semitismus (gegen Grosvenor/Zerwick ad loc.); auch hier wieder zweckmäßige Redundanz zur Unterstreichung der „so unglaublichen Weißheit“. (Zurück zu v.3)
rElija zusammen mit Mose - Der Ausdruck wird in der Exegese heftig diskutiert. Erstens wird diskutiert, warum die Reihenfolge „Elija zusammen mit Mose“ und nicht „Mose zusammen mit Elija“ sei, da doch Mose der wichtigere von beiden sei, und ob Heil 1999 Recht habe, wenn er vorschlägt, dass durch die Konstruktion „X zusammen mit Y“ nicht X, sondern Y als das wichtigere Glied von beiden markiert würde. Kmiecik 1997, S. 138 glaubt sogar, dass die „falsche“ Reihenfolge der Nennung signalisieren soll, dass die Jünger nichts von dem verstehen, was sie sehen. Und zweitens wird diskutiert, warum gerade Elija und Mose erscheinen, und ob die beiden - Elija als Prophet, Mose als „Autor der Torah“ - das AT symbolisierten sollen oder nicht.

Ich sehe das Problem nicht. Dass Mk Mose wichtiger sein müsse als Elija ist eine bloße Annahme; dagegen spricht z.B., dass Mk sich stark am Elija-Elischa-Zyklus bedient hat, um sein Evangelium zu komponieren (vgl. z.B. van Iersel 1998, S. 64f): Elija ist schon im Mk-Ev. ein „Typos“ Christi; dass er daher auch als eine der beiden Figuren in der Verklärungserzählung auftauchen sollte, scheint mir ganz natürlich. Noch mehr deshalb, weil er ja ohnehin Thema der folgenden Perikope sein wird. Und Mose war deutlich das Vorbild für die Komposition der Perikope Mk 9,2-8; vgl. Ex 24.34 (bes. auch die Interpretation dieser Stellen in Philo, VitMos II 66-76, bes. 69f.; dazu auch Wypadlo 2013, S. 393ff); von daher ist auch sein Auftreten erklärlich.

Das Auftreten von Elija und Mose macht aus V. 4 eine „Synkrisis“ (=Vergleich einer Person mit gleichrangigen historischen Größen und Vorläufern). Auch dies ist eine hellenistische Textsorte; auch sie ist hier integraler Bestandteil der Christophanie, die die Importanz Jesu - der sich gerade als Sohn Gottes offenbart - durch Vergleich mit Elija und Moses noch zusätzlich unterstreicht. Gut Berger 1984, S. 1175: „In den Evangelien halte ich den Teil der sogenannten 'Verklärung' (Mk 9) für eine σύνκρισις, in dem sich Jesus mit Elia und Mose unterhält, die erscheinen (Mk 9,4). Jesus wird damit als einer gekennzeichnet, der in diese Größenordnung von Menschen gehört: Er ist ihr Genosse, weil sie mit ihm reden. Was sonst durch Typologie erreicht wird (vgl. die Darstellung Jesu nach Art von Elia und Elisa), geschieht hier mit Hilfe einer Erscheinung.“ (Zurück zu v.4)
sV. 5.19: antwortete und, V. 6: wie er reagieren (was er antworten) - Biblizismus: ἀποκρίνομαι antworten bedeutet in der Bibel häufiger nicht nur „erwiedern auf ein Angesprochen-sein“, sondern auch „reagieren auf einen Umstand“; vgl. Kleist 1937, S. 163; Wördemann 2008, S. 46. Denn Sinn treffen Camacho/Mateos 1994 mit reaccionar; im Deutschen aber besser schlicht: Vv. 5.19: „Da sprach Petrus/Jesus“; V. 5: „wie er reagieren sollte“. (Zurück zu v.5 / zu v.6 / zu v.19)
tMeister (Rabbi) - „Rabbi“ wurde in nachbiblischer Zeit v.a. als Ehrentitel für Torah-Lehrer verwendet. Zur Verfassungszeit des NT hatte sich der Begriff aber vermutlich noch nicht als dieser terminus technicus etabliert und es war bloß eine allgemeine Ehrenbezeichnung; Marcus 2009 schlägt daher vor: „Sir“. „Meister“ nach ALB, HfA, H-R, HER, KAM, KAR, PAT, Taylor 1979 (Zurück zu v.5)
uUnd lass uns (so lass uns denn) - konsekutives καὶ; „So lass uns denn...“ gut nach Reiser 1983, S. 117. (Zurück zu v.5)
vV. 5 wird von den meisten Exegeten merkwürdigerweise theologisch gedeutet: Entweder heißt es dann, Petrus wolle unangemessenerweise den himmlischen Zustand dauerhaft festhalten (sozusagen: indem er die himmlischen Wesen an irdische Hütten bindet), oder er glaube, die Endzeit, in der die himmlischen Wesen mit den Erwählten zusammen wohnen werden (vgl. z.B. äthHen 39,1.4.7f*), sei nun da. V. 6 macht aber klar, dass alles andere als theologische Reflexion hinter Petrus Ausruf in V. 5 steckt: Sein Vorschlag wird von Mk als völliger Nonsens abqualifiziert, den er nur geäußert habe, weil er vor Angst nicht wusste, was er redete. Vv. 5f verdichten gemeinsam den Topos der „Epiphanie-Furcht, de[s] Gottesschrecken[s](Pesch 1977, S. 76). Den Sinn trifft VOLX: „Petrus war völlig high. Er meinte nur: ... / Er war aber nicht klar in der Birne und hatte wohl einen Adrenalinkick, weil er so eine Angst hatte.“

* Weil äthHen nicht leicht zugänglich ist, will ich obige Stelle noch eben wörtlich wiedergeben:

„In diesen Tagen werden auserwählte und heilige Kinder vom hohen Himmel herabsteigen
und ihr Stamm wird sich mit den Menschenkindern vereinigen. [...]
Hier sah ich ein anderes Gesicht:
Die Wohnungen der Gerechten und die Ruhestätten der Heiligen. [...]
Ich sah seine [=des Auserwählten] Wohnstätte unter den Fittichen des Herrn der Geister.
Alle Gerechten und Auserwählten glänzen vor ihm wie Feuerschein;
ihr Mund ist voll von Segensworten;
ihre Lippen preisen den Namen des Herrn der Geister
und Gerechtigkeit hört nicht mehr vor ihm auf.
Hier wünschte ich zu wohnen
und meine Seele trug nach jener Wohnstätte Verlangen. [...](Üs.: Rießler)

(Zurück zu v.5)
whüllte ein (verbarg, überschattete) - s. nächste Fußnote (Zurück zu v.7)
xsie - Das „sie“ scheint sich hier auf die Jünger zu beziehen, da diese die letztmöglichen Referenten sind. („So sehr fürchteten sie sich. Und eine Wolke hüllte sie ein...“). So deshalb z.B. Ernst 1963, S. 258, Pesch 1977, S. 76; Kmiecik 1997, S. 139. Pronomina wie αὐτός müssen sich im Griechischen - bes. in der Koine und hier wieder bes. im Mk-Ev. - aber nicht notwendigerweise auf den letztmöglichen Referenten beziehen, sondern können auch auf die salientesten (->Salienz) Referenten verweisen (vgl. z.B. Dana/Mantey § 136; Wallace, S. 325f.; Zerwick § 214) - und die sind hier ohne Zweifel Jesus, Mose und Elija. Dass im folgenden Teilvers eine Stimme aus der Wolke spricht, impliziert, dass die Jünger sich außerhalb der Wolke befinden, und also bezieht das sie sich höchstwahrscheinlich auf Jesus, Mose und Elija. So z.B. auch Gnilka 1979; Marcus 2009. Richtig Cranfield 1959, S. 292: „Oepke hat wahrscheinlich recht damit, wenn er denkt, dass die Bedeutung von ἐπισκιάζω hier nicht „überschatten“, sondern „einhüllen“, „verbergen“ ist [so auch Marcus 2009] und dass αὐτοῖς sich auf Jesus, Moses und Elija bezieht, die Jünger dagegen darin nicht inbegriffen sind.“ Das Einhüllen der Wolke entzieht das himmlische Erlebnis den Augen der Jünger, und als sie sich wieder verzieht, sind sie „plötzlich“ (V. 9) wieder allein mit Jesus. (Zurück zu v.7)
ygeliebter - ἀγαπητός meint hier wie z.B. auch Gen 22,2.16 LXX, Mk 1,11 wohl nicht (allein) „geliebt“, sondern „einzig“; vgl. z.B. Kleist 1937, S. 184; Kmiecik 1997, S. 139; Turner 1926b; Wördemann 2008, S. 47. Es bedeutet aber dennoch „geliebt“, gut daher BB: „Das ist mein Sohn, ihn hab ich lieb“; Camacho/Mateos 1994 + Dschulnigg 2007 + GREB + KAR + Pesch 1977 + Stier: „Dieser ist mein Sohn, der Geliebte“; GN: „Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe“; Taylor 1979, S. 462: „Este es mi Hijo, a quien yo quiero“; WIL: „Dies ist mein Sohn, dem meine Liebe gehört“ (Zurück zu v.7)
z[darum] - konsekutives Asyndeton; vgl. Reiser 1983, S. 145. (Zurück zu v.7)
aaniemanden nicht - typisch markinische doppelte Verneinung; vgl. Marcus 2009. Hier wieder gepaart mit weiterer Redundanz: μόνον allein in „außer Jesus allein“ ist überflüssig. Es wird so betont, dass das plötzliche Verschwinden von Elija und Moses genau so wunderbar ist wie ihr Erscheinen. (Zurück zu v.8)
abbei sich - warum „bei sich“? Recht wahrscheinlich gehört dies zum in FN k beschriebenen Muster und unterstreicht noch einmal die Perikope abschließend, dass all das in Vv. 2-8 Geschehene ihnen, den Jüngern, gegolten hat. Es klingt aber etwas merkwürdig; wird daher auch von vielen kommunikativen Üss. ausgespart (z.B. BB, B/N, HfA, KAM). Vielleicht sollte man in der LF daher nach einem anderen Weg suchen, dieses Muster auszudrücken. Alternativ vielleicht wie GN, NGÜ, NL: „...sahen sie niemanden mehr. Nur Jesus war noch bei ihnen“. (Zurück zu v.8)
acV. 9: vom (aus dem) - ἐκ verwendet wie ἀπό; vielleicht Semitismus - s. Turner 1929a, S. 282f. Daher auch Textvarianten. (Zurück zu v.9)
adV. 9: dass,; V. 12.18.30: dass (damit) - ἵνα zur Einleitung von Objektsätzen (klassisch eigtl. nur zur Einleitung von Final- und Konsekutivsätzen). Entweder Latinismus (verwendet wie lat. ut (so Turner 1929b, S. 356f; van Iersel 1998, S. 34f.)) oder Semitismus (verwendet wie hebr. כִּי). Typisch für Mk; insgesamt 31x im Ev. (Zurück zu v.9 / zu v.12 / zu v.18 / zu v.30)
aeerst (außer) - Exzeptivsatz temporal verwendet, wohl Semitismus; vgl. Beyer 1968, S. 132-34; Marcus 2009 (Zurück zu v.9)
afMenschensohn ist ein eschatologischer Terminus. Außer in Mk 2,10.28 verwendet Jesus dieses „biographische Ich-Idiom“ (Schenk 1997) ausschließlich, wenn er von seiner Rolle in Gottes Heilsplan spricht, also der, dass er - der Menschensohn - von den Menschen verworfen, ausgeliefert und getötet werden müsse, dann aber in großer Macht und Herrlichkeit wiederkehren werde. Vgl. besonders gut Danove 2003, S. 23-25. (Zurück zu v.9 / zu v.12)
agvon den Toten - gemeint ist nicht das „Reich der Toten“, sondern die toten Menschen; vgl. BDAG 668; ad loc. Marcus 2009. Vor allen anderen Toten und als (vorerst) einziger unter den Toten wird der Menschensohn auferstehen. (Zurück zu v.9)
ahbehielten das Wort bei sich (bei sich), diskutierten (miteinander) - πρὸς ἑαυτοὺς bei sich/miteinander lässt sich entweder ziehen zu τὸν λόγον ἐκράτησανdas Wort halten oder zu συζητοῦντες sie diskutierten; abhängig davon lässt der Satz sich auf zwei Weisen auflösen: (1) „Sie behielten das Wort bei sich [i.e., folgten Jesu Schweigegebot], diskutierten aber darüber“ - so z.B. Camacho/Mateos 1994, S. 172; Cranfield 1959, S. 297; Kleist 1937, S. 214 - oder (2) „Sie hielten das Wort [i.e. sie merkten es sich (so gut B/N)] und diskutierten miteinander“, so die meisten Üss. Rein syntaktisch gesehen sind beide Auflösungen gleich gut möglich, aber im aktuellen Kontext (s. V. 9!) macht Auflösung (1) mehr Sinn. (Zurück zu v.10)
ai„von den Toten Auferstehen“ - rätselhaft ist den Jüngern vermutlich nicht das Konzept „vom Tod auferstehen“ - das war in der nachexilischen Zeit in Israel sogar recht verbreitet -, sondern exakt das „als erster und vorerst einziger der Toten auferstehen“, vgl. FN ag; so gut Marcus 2009 ad loc.. (Zurück zu v.10)
ajWarum (dass) - im klassischen Griechisch leitet Ὅτι dass meist indirekte Fragen ein („Dann fragten sie ihn, warum die Schriftgelehrten sagten...“). Bes. im Mk-Ev. wird es aber dann auch gern als „reine“ Interrogativpartikel verwendet; vgl. BDR §300.2; Turner 1925d, S. 59f. (Zurück zu v.11)
akSchwieriger Vers. Der Zhg. von V. 12bc mit mit 12a ist nicht völlig klar. V. 12a wird eingeleitet von μέν, das meist vorkommt im Zhg. mit δὲ, dann: Zwar... aber. Fehlt dies δὲ, heißt μέν meist tatsächlich, in der Tat...; genau so gut kann es aber auch ein Anakoluth (=Abbrechen mitten im Satz) sein, z.B. „Das stimmt zwar... - ach, etwas anderes: ...“. Hier folgt kein δὲ, sondern καὶ πῶς und wie...?, und warum...?; einige (z.B. Cranfield 1959, S. 298; Gundry 2000, S. 464; NSS) denken aber, dass dies καὶ πῶς hier als Ersatz für δὲ verwendet wird. Möglich ist also jede der folgenden Kombinationen:
  • (1)[Zwar/in der Tat] kommt zuerst Elija, um alles wieder herzustellen. [Und wieso/Aber es] steht über den Menschensohn geschrieben, dass er leiden und vererachtet werden müsse [?/.]

Problem bei diesen Varianten: Alle implizieren, dass irgendein Gegensatz besteht zwischen der Tatsache, dass zuerst - d.h., vor dem Ende - Elija wiederkommen müsse und der Tatsache, dass über den Menschensohn geschrieben stehe, dass er leiden und verachtet werden müsse. Ein solcher Gegensatz ist aber nicht wirklich erkennbar.
Gnilka 1979 und Marcus 2009 verstehen 12a als Frage:

  • (2) „Kommt Elija zuerst, um alles wiederherzustellen? Wieso steht dann über den Menschensohn geschrieben...“ (Gnilka) - aber das macht die Sache ja auch nicht klarer.
  • (3) „Ist das wirklich so, dass Elija, wenn er zuerst wiederkommt, alles wiederherstellt?“ (Marcus)

Für drei weitere (verzweifelte) Lösungen vgl. Oke 1953; für eine alte (textkritische - und textkritisch nicht haltbare) Linder 1862, S. 558f..

(2) ist unwahrscheinlich, weil in V. 13 die Wiederkunft Elija's ja sogar als bereits geschehen ausgesagt wird. Bei (3) bin ich nicht einmal sicher, ob diese Deutung von μέν überhaupt grammatisch möglich ist, aber selbst wenn, macht sie keinen Sinn. Die Jünger haben nicht danach gefragt, warum die Schriftgelehrten sagen, dass Elija alles wiederherstellt, sondern warum sie sagen, dass er zuerst kommen muss; Jesu Rückfrage wäre so also unsinnig („Warum sagen die Schriftgelehrten, dass Elija zuerst kommen muss?“ - „Ist das wirklich so, dass Elija alles wiederherstellt?“). Vermutlich muss man also die Verse so verstehen, dieser von uns nicht wahrnehmbare Widerspruch zwischen den Geschehnissen an Elija und denen am Menschensohn nur in der Wahrnehmung der Jünger bestand: Die Jünger haben Jesu Prophezeiung als Widerspruch zu dem Glauben, vor dem Ende müsse Elija wiederkommen, aufgefasst - so, als würde Jesu Prophezeiung implizieren, dass der Menschensohn und nicht Elija vor dem Ende wiederkommen werde. Und Jesus antwortet darauf sinngemäß: „Nein nein, die Schriftgelehrten haben schon recht damit, wenn sie sagen, dass vor dem Ende der Welt Elija wiederkommen müsse. Aber gleichzeitig steht ja in der Schrift, dass der Menschensohn - ebenfalls noch vor dem Ende! - leiden und verachtet werden müsse. Das muss einfach beides geschehen. Und jetzt sage ich euch noch etwas: Was die Wiederkunft Elija's angeht: Der war schon da [- und nun steht nur noch das Leiden und Verachtet-Werden des Menschensohns aus].“ (zu v.12)
alkommt + stellt wieder her - Zur Temporalsemantik der beiden Verbformen vgl. FN an. (zu v.12)
amstellt alles wieder her - Wieso stellt Elija „alles wieder her?“ Elija war nach altjüdischem Glauben zwar der Vorläufer des Messias (wahrscheinlich jedenfalls - Faierstein 1981 und Fitzmyer 1985 haben gegen diesen exegetischen Konsens angeschrieben), aber davon, dass er „alles wiederherstellt“ war nie die Rede. Zudem ist der wiedergekommene Elija im Mk-Ev. Johannes der Täufer (s. FNn zu Mk 1), und es ist nicht einzusehen, wie Johannes „alles wiederhergestellt“ haben sollte. van Iersel 1998 und Black 2012 denken an Mk 1,4, wo steht, dass ganz Judäa und ganz Jerusalem sich bei Johannes taufen gelassen habe. Das scheint mir etwas weit hergeholt, aber es ist dennoch die bei Weitem sinnvollste Erklärung, die ich gefunden habe. (Zurück zu v.12)
anAber ich sage euch (Ja, mehr noch:) - „ich sage euch“ fungiert im NT ebenso wie nicht-responsorisches °Amen°: Das Folgende wird als definitiv wahr markiert. V. 13 schließt an V. 12 mit ἀλλά an, das meist adversative Bedeutung hat (aber, stattdessen, nichtsdestotrotz,...). Wenn unsere Deutung von V. 12 (s. FN ak) richtig ist, wird mit V. 13 V. 12 aber nicht kontrastiert, sondern spezifiziert (vgl. auch Brannan 2008, S. 14f.): Die Position der Schriftgelehrten wird in V. 12 prinzipiell angenommen, in V. 13 aber durch die definitive Wahrheit genauer ausgeführt: Nicht nur muss Elija kommen - er ist sogar bereits gekommen. Vgl. auch WIL: „Elia ist schon gekommen.“ Daher statt aber ich sage euch besser: Ja, mehr noch:. Das καὶ und, auch in V. 13 markiert noch zusätzlich, dass die beiden Verse keinen Kontrast bilden, sondern dass V. 12 mit V. 13 überstiegen wird, daher besser sogar.

Nach Joüon wird von einigen Exegeten das ἀλλά auch mit „Eh bien!...“, „Well!...“, „Wohlan!...“ übersetzt (z.B. Grosvenor/Zerwick; Kleist 1937; Pesch 1977); auch PAT, KAR: „Nun denn,...“. Ich bin nicht sicher, welche Diskursfunktion das haben soll (Joüon war mir noch nicht zugänglich), aber vermutlich soll auch dies markieren, dass im folgenden Satz V. 12 nicht kontrastiert, sondern weitergeführt wird.

Wenn wir die beiden Verse richtig gedeutet haben, werden übrigens die Verbformen in V. 12 klug verwendet: ἐλθὼν kommt ist Partizip Aorist, ἀποκαθιστάνει stellt wieder her ist Indikativ Präsens. Partizip Aorist hat meist vorzeitige Bedeutung und wird so zeitlich relativ vor das Indikativ Präsens er stellt wieder her eingeordnet. Und Indikativ Präsens kann (1) gnomische Bedeutung haben; Jesus würde dann etwas über die überzeitliche Wahrheit dessen, was geschrieben steht, aussagen, ohne auf den exakten Zeitpunkt zu achten(„In der Tat: Das mit dem zuerst-Kommen und dem folgenden alles-Wiederherstellen Elija's stimmt“), es kann aber (2) auch effektive Bedeutung haben und so aussagen, dass es bereits geschehen ist und nun die Effekte dieses eingetreten-Seins in Kraft sind, also „er ist gekommen, hat alles wiederhergestellt und nun ist alles wiederhergestellt.“ In V. 12 sind beide Bedeutungen aktiv: (1) macht V. 12 zu einer sinnvollen Antwort auf die Anfrage der Jünger in V. 11, (2) deckt sich mit der folgenden Richtigstellung in V. 13. (Zurück zu v.13)
aoauch (sogar) - s. FN an (Zurück zu v.13)
apTextkritik: als sie kamen (als er kam) + sahen sie (sah er) - beide Versionen sind etwa gleich stark bezeugt; beide gleich plausibel. Vier folgen NA28; anders z.B. Gnilka 1979, S. 43 (das Singular sei die „schwierigere Lesart“ - warum auch immer). (zu v.14)
aqerschrak sie (staunte sie) - ἐκθαμβέομαι im NT nur in Mk. (hier; Mk 14,33;16,5.16). In Mk 9,15 differieren Lexika und Üss deutlich. Meist „wurde ganz aufgeregt“ (aber wohl nur, weil dies die bedeutungsoffenste Üs. ist); danach „erschrak sie“; auch „waren außer sich vor Freude“ (B/N, ähnlich ALB, MEN); „war überrascht“ (H-R); „es erfaßte alle ein großes Erstaunen“ (KAR); „überkam die gesamte Volksmenge heilige Scheu“ (KNO); „sie erschauderten“ (Pesch 1977; Stier).
Es handelt sich hier um ein „vorgezogenes Admirationsmotiv“ (so z.B. Dschulnigg 2007, S. 253; Pesch 1977, S. 87; Theißen 1990, S. 80): Für gewöhnlich am Ende von Wundergeschichten (am Anfang nur hier und Mk 1,22) reagieren die Zuschauer angemessen auf dieses Wunder; es handelt sich also wohl um eine Mischung aus Bewunderung, Erstaunen und tatsächlich „heiliger Scheu“ (KNO). Gut daher van Iersel 1998 und Marcus 2009: „were overcome with awe“. Ich würde empfehlen: „Kaum hatte die ganze Menge ihn erblickt, lief sie ehrfürchtig zu ihm hin und begrüßte ihn.“ (Zurück zu v.15)
arbegrüßte ihn [freudig] - [freudig] nach EWNT I, S. 416: ἀσπάζομαι „als Ausdruck der Zuneigung, der freudigen Aufnahme“. (Zurück zu v.15)
assie + ihr + mit ihnen - Das αὐτούς sie wirkt, als würde es sich auf die Volksmenge beziehen: Sie ist der letztmögliche Referent und es ist auch einer aus der Volksmenge, der antwortet. So klar ist die Sache aber nicht (vgl. wieder FN x): Die „sie“ werden gefragt, warum „sie“ mit „ihnen“ diskutieren. Weil - so der übliche Argumentationsgang - von den drei Parteien Jünger, Volksmenge und Schriftgelehrte die Volksmenge die einzige Partei ist, die in V. 14 nicht als diskutierend dargestellt wird, muss sich das sie entweder auf die Jünger (z.B. Gnilka 1979) oder auf die Schriftgelehrten (z.B. Lührmann 1987) beziehen.
Ich glaube, das ist falsch gesehen - V. 14 schildert nicht drei Parteien, sondern zwei: 14c schildert das Setting - da sind (a) die Jünger und (b) die Volksmenge -, 14d das Geschehen: Schriftgelehrte und Jünger diskutieren miteinander. Die Schriftgelehrten sind also in 14c in die Volksmenge inkludiert, und also ist es auch kein Problem, wenn Jesus seine Frage an die Volksmenge richtet. Sinngemäß also: „Jesus fragte in die Menge: Worüber diskutiert ihr mit meinen Jüngern?“ (zu v.16)
ateiner Das Zahlwort εἷς eins, einer steht hier für das Indefinitpronomen τις jemand, irgendeiner; vgl. Grosvenor/Zerwick 1993. Das ist kein Semitismus; diese Verwendung findet sich z.B. auch bei Aristoteles; vgl. Pape, S. 738. (Zurück zu v.17)
auaus (aus heraus) - vgl. FN ac: ἐκ verwendet wie ἀπό; vielleicht Semitismus - s. Turner 1929a, S. 282f. (Zurück zu v.17)
avhabe zu dir gebracht (wollte zu dir bringen) offensichtlich hat er ihn ja nicht zu Jesus gebracht - denn der war nicht da. Es war nur seine Intention, ihn zu Jesus zu bringen; vgl. Cranfield 1959, S. 301 - daher besser modaler Indikativ: „Ich wollte meinen Sohn zu dir bringen“. (Zurück zu v.17)
awweil - adv. Ptc., kausal aufgelöst. (Zurück zu v.17)
axeinen stummen Geist (einen Geist, der ihn stumm macht) - welches von beidem gemeint ist, ist nicht ganz klar. Natürlich heißt es wörtlich „stummer Geist“, aber es ist auffällig, dass der Geist gerade im Zhg. mit der Schilderung der Krankheitssymptome als „stumm“ bezeichnet wird, und selbst wenn es wirklich auf den Geist zu beziehen ist, könnte das ja auch gerade deshalb auf den Geist zu beziehen sein, weil er den Jungen stumm macht. Was zum Krankheitsbild passt; eine steife Zunge gehört zum Krankheitsbild der Epilepsie. Deshalb „ein Geist, der ihn stumm macht“ z.B. bei BB; Camacho/Mateos 1994; GN; HfA; KAM; NeÜ; NL.
Ohne das ausschließen zu wollen, würde ich dennoch „stummer Geist“ empfehlen - allein schon, weil in V. 25 „Du Geist, der stumm und taub macht“ unglücklich klingen würde. (Zurück zu v.17)
aywo auch immer [er ist, wenn] - das „wo auch immer“ bezieht sich nicht auf den Körperteil, an dem der Geist den Jungen jeweils packt (so z.B. B/N: „Wo immer er ihn an seinem Leib zu packen kriegt“) - obwohl bei Epileptikern bei sogenannten „fokalen Anfällen“ in der Tat nur einzelne Körperteile betroffen sein können -, sondern auf den Ort, an dem der Junge sich jeweils bei einem seiner epileptischen Anfälle befindet (so z.B. Marcus 2009: „Wo immer er ist, wenn es ihn packt“) (Zurück zu v.18)
azanfällt (packt) - meist „packt“. καταλαμβάνω kommt von der selben Wurzel wie ἐπιλαμβάνομαι, das gleichzeitig terminus technicus für Besessenheit und für den epileptischen Anfall ist (und sogar das Etymon des deutschen „Epilepsie“ ist). In „anfallen“ kommt dieser Zhg. auch im Deutschen zum Ausdruck. (Zurück zu v.18)
bazerrt er ihn hin und her (wirft er ihn zu Boden) - W.: reißt er ihn. Nicht: „Wirft er ihn zu Boden“; ῥήσσω hin und her zerren (EWNT III, S. 508) steht hier für die epileptischen Konvulsionen des Knaben. (Zurück zu v.18)
bber hat Schaum vor dem Mund (er schäumt) + sein Kiefer verkrampft sich (er knirscht mit den Zähnen) + er wird [ganz] starr habe ich jeweils mit den entsprechenden Symptomen epileptischer Anfälle übersetzt; in den Klammern steht die wörtliche Übersetzung. Mit dem „schäumen“ ist schaumiger Speichelfluss gemeint, mit dem Zähneknirschen das Verkrampfen der Gesichtsmuskulatur mit eventuellem Zungen- und Backenbiss, das so stark sein kann, dass Epileptiker sich dabei sogar selbst den Kiefer brechen können. Starr werden gut nach Louw/Nida 23.172.; gemeint ist der Ganzkörperkrampf. (zu v.18)
bcund (aber) - „und“ zur Verknüpfung von Gegensätzen. So z.B. auch in Platon, Lach 183 - kein Semitismus. Hier deshalb gesetzt, weil die Häufung von καὶ die lebendige, dramatische Rede nachzubilden sollen; vgl. Reiser 1983, S. 103.114. (Zurück zu v.18)
bdsie konnten es nicht (sie waren zu schwach dafür) - besser nicht „sie konnten es nicht“ - ἰσχύω hat die Grundbedeutung stark sein, wird im ntl häufiger als nicht theologisch verwendet und steht öfter z.B. für die Kraft/Macht, die einem Christus/der Glaube/das Gebet verleiht (vgl. EWNT II, S. 512f). Das ist auch hier im Blick; vgl. V. 29. Gut daher ; R-S: „sie hatten nicht die Kraft dazu“; Marcus 2009: „they didn't have the strength“. (Zurück zu v.18)
beTEXTKRITIK (Zurück zu v.29)
bfTEXTKRITIK (Zurück zu v.49)