Markus 9: Unterschied zwischen den Versionen

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Problem bei diesen Varianten: Alle implizieren, dass irgendein Gegensatz besteht zwischen der Tatsache, dass zuerst - d.h., vor dem Ende - Elija wiederkommen müsse und der Tatsache, dass über den Menschensohn geschrieben stehe, dass er leiden und verachtet werden müsse. Ein solcher Gegensatz ist aber nicht wirklich erkennbar.<br />
 
Problem bei diesen Varianten: Alle implizieren, dass irgendein Gegensatz besteht zwischen der Tatsache, dass zuerst - d.h., vor dem Ende - Elija wiederkommen müsse und der Tatsache, dass über den Menschensohn geschrieben stehe, dass er leiden und verachtet werden müsse. Ein solcher Gegensatz ist aber nicht wirklich erkennbar.<br />
 
Gnilka 1979 und Marcus 2009 verstehen 12a als Frage:
 
Gnilka 1979 und Marcus 2009 verstehen 12a als Frage:
* (5) „Kommt Elija zuerst, um alles wiederherzustellen? Wieso steht dann über den Menschensohn geschrieben...“
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* (5) „Kommt Elija zuerst, um alles wiederherzustellen? Wieso steht dann über den Menschensohn geschrieben...“ (Gnilka) - aber das macht die Sache ja auch nicht klarer.<br />
aber das macht die Sache ja auch nicht klarer.<br />
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* (6) „Ist das wirklich so, dass Elija, wenn er zuerst wiederkommt, alles wiederherstellt?“ (Marcus)
 
Oke 1953 hat daher drei Vorschläge gesammelt, wie die Verse umgestellt werden könnten, um leichter verständlich zu sein: (6) 10.12b.11.12a.13; (7) 11.12b.12a.13a.c.b; (8) Das selbe + Emendation von καὶ πῶς zu καὶ οὕτως. Solche Lösungen sind verzweifelt.<br />
 
Oke 1953 hat daher drei Vorschläge gesammelt, wie die Verse umgestellt werden könnten, um leichter verständlich zu sein: (6) 10.12b.11.12a.13; (7) 11.12b.12a.13a.c.b; (8) Das selbe + Emendation von καὶ πῶς zu καὶ οὕτως. Solche Lösungen sind verzweifelt.<br />
 
Noch früher wurde das Problem textkritisch gelöst: Es existiert eine alternative Texttradition, die statt καὶ πῶς ''und wie...?'' καὶ  καθὼς ''und/ebenso wie'' liest - (9) „wie es auch geschrieben steht über den Menschensohn - dass ...“ Unter anderem findet sich diese Lesart in A K M Δ Π. - V.a. im 18. und 19. Jahrhundert folgten einige Exegeten dieser Lesart - unter anderem der einflussreiche [http://www.preteristarchive.com/Books/1810_clarke_commentary.html Clarke]; zuletzt offenbar [http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/thstkr_1862/0547?sid=294e9eeae52a348294f1eb9d86113531 Linder 1862, S. 558f.]. Diese Lesart ist aber deutlich zu schwach bezeugt und darüber hinaus leicht erklärlich als Angleichung von V. 12 an V. 13, weshalb auch sie keine ernstzunehmende Alternative ist und daher auch in NA28 nicht einmal mehr gelistet wird (aber wenigstens ''ist'' sie bezeugt; den Vorschlägen von Oke ist sie daher immer noch allemal vorzuziehen).<br />
 
Noch früher wurde das Problem textkritisch gelöst: Es existiert eine alternative Texttradition, die statt καὶ πῶς ''und wie...?'' καὶ  καθὼς ''und/ebenso wie'' liest - (9) „wie es auch geschrieben steht über den Menschensohn - dass ...“ Unter anderem findet sich diese Lesart in A K M Δ Π. - V.a. im 18. und 19. Jahrhundert folgten einige Exegeten dieser Lesart - unter anderem der einflussreiche [http://www.preteristarchive.com/Books/1810_clarke_commentary.html Clarke]; zuletzt offenbar [http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/thstkr_1862/0547?sid=294e9eeae52a348294f1eb9d86113531 Linder 1862, S. 558f.]. Diese Lesart ist aber deutlich zu schwach bezeugt und darüber hinaus leicht erklärlich als Angleichung von V. 12 an V. 13, weshalb auch sie keine ernstzunehmende Alternative ist und daher auch in NA28 nicht einmal mehr gelistet wird (aber wenigstens ''ist'' sie bezeugt; den Vorschlägen von Oke ist sie daher immer noch allemal vorzuziehen).<br />
Als ernstzunehmende Alternativen kommen also (1)-(5) in Betracht. (5) ist unwahrscheinlich, weil in V. 13 die Wiederkunft Elija's ja sogar als bereits geschehen ausgesagt wird. Vermutlich muss man also die Verse so verstehen, dieser von uns nicht wahrnehmbare Widerspruch zwischen den Geschehnissen an Elija und denen am Menschensohn nur in der Wahrnehmung der Jünger bestand: Die Jünger haben Jesu Prophezeiung als Widerspruch zu dem Glauben, vor dem Ende müsse Elija wiederkommen, aufgefasst - so, als würde Jesu Prophezeiung implizieren, dass der Menschensohn ''und nicht Elija'' vor dem Ende wiederkommen werde. Und Jesus antwortet darauf sinngemäß: „Nein nein, die Schriftgelehrten haben schon recht damit, wenn sie sagen, dass vor dem Ende der Welt Elija wiederkommen müsse. Aber ''gleichzeitig'' steht ja in der Schrift, dass der Menschensohn - ebenfalls noch vor dem Ende! - leiden und verachtet werden müsse. Das muss einfach beides geschehen. Und jetzt sage ich euch noch etwas: Was die Wiederkunft Elija's angeht: Der war schon da [- und nun steht nur noch das Leiden und Verachtet-Werden des Menschensohns aus].“</ref>  
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Als ernstzunehmende Alternativen kommen also (1)-(6) in Betracht. (5) ist unwahrscheinlich, weil in V. 13 die Wiederkunft Elija's ja sogar als bereits geschehen ausgesagt wird. Bei (6) bin ich nicht einmal sicher, ob diese Deutung von μέν überhaupt grammatisch möglich ist, aber selbst wenn, macht sie keinen Sinn. Die Jünger haben nicht danach gefragt, warum die Schriftgelehrten sagen, dass Elija alles ''wiederherstellt'', sondern warum sie sagen, dass er ''zuerst kommen'' muss; Jesu Rückfrage wäre so also unsinnig („Warum sagen die Schriftgelehrten, dass Elija zuerst kommen muss?“ - „Ist das wirklich so, dass Elija alles wiederherstellt?“). Vermutlich muss man also die Verse so verstehen, dieser von uns nicht wahrnehmbare Widerspruch zwischen den Geschehnissen an Elija und denen am Menschensohn nur in der Wahrnehmung der Jünger bestand: Die Jünger haben Jesu Prophezeiung als Widerspruch zu dem Glauben, vor dem Ende müsse Elija wiederkommen, aufgefasst - so, als würde Jesu Prophezeiung implizieren, dass der Menschensohn ''und nicht Elija'' vor dem Ende wiederkommen werde. Und Jesus antwortet darauf sinngemäß: „Nein nein, die Schriftgelehrten haben schon recht damit, wenn sie sagen, dass vor dem Ende der Welt Elija wiederkommen müsse. Aber ''gleichzeitig'' steht ja in der Schrift, dass der Menschensohn - ebenfalls noch vor dem Ende! - leiden und verachtet werden müsse. Das muss einfach beides geschehen. Und jetzt sage ich euch noch etwas: Was die Wiederkunft Elija's angeht: Der war schon da [- und nun steht nur noch das Leiden und Verachtet-Werden des Menschensohns aus].“</ref>  
kommt Elija zuerst und stellt alles wieder her. Aber [gleichzeitig]<ref name="Vers 12" /> steht (und wie/warum steht)<ref name="Vers 12" /> über den Menschensohn
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kommt Elija zuerst und stellt alles wieder her.
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<ref>''stellt alles wieder her'' - Wieso stellt Elija „alles wieder her?“ Elija war nach altjüdischem Glauben zwar der Vorläufer des Messias (wahrscheinlich jedenfalls - Faierstein 1981 und Fitzmyer 1985 haben gegen diesen exegetischen Konsens angeschrieben), aber davon, dass er „alles wiederherstellt“ war nie die Rede. Zudem ist der wiedergekommene Elija im Mk-Ev. ''Johannes der Täufer'' (s. FNn zu [[Markus 1|Mk 1]]), und es ist nicht einzusehen, wie Johannes „alles wiederhergestellt“ haben sollte. Van Iersel 1998 und Black 2012 denken an [[Markus 1#s4 |Mk 1,4]], wo steht, dass ''ganz'' Judäa und ''ganz'' Jerusalem sich bei Johannes taufen gelassen habe. Das scheint mir etwas weit hergeholt, aber es ist dennoch die bei Weitem sinnvollste Erklärung, die ich gefunden habe.</ref>
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Aber [gleichzeitig]
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<ref name="Vers 12" />  
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steht (und wie/warum steht)
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über den Menschensohn
 
<ref name="Menschensohn" />
 
<ref name="Menschensohn" />
 
geschrieben(?), dass (damit)
 
geschrieben(?), dass (damit)

Version vom 21. März 2014, 22:21 Uhr

Syntax ungeprüft

SF ungeprüft.png
Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Markus 9)

(kommt später)

Studienfassung (Markus 9)

1 Und weiter a sagte er zu ihnen: „Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch: b Es gibt einige unter denen, die hier stehen,die den Tod nicht schmecken (nicht sterben)c werden, bis (bevor, ehe) d sie gesehen haben, wie Gottes Reich (Herrschaft)e mit Macht (Kraft) gekommen ist. f


2 Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes (die Brüder Jakobus und Johannes?) g , und führte sie h für sich, allein, i auf einen hohen Berg, j und er wurde vor ihnen (vor ihren Augen) k verwandelt (verwandelte sich), l 3 und seine Obergewänder {wurden} strahlten m [so] sehr (blendend) weiß n , wie sie kein Walkero auf der [ganzen] Erde p {derart} q weiß färben könnte. 4 Und es erschien ihnen Elija zusammen mit Moser , und sie sprachen ({waren im Gespräch})m mit Jesus. 5 Da {antwortete und} s sprach Petrus zu Jesus: „Meister (Rabbi) t , es ist gut, dass wir hier sind! Und lass uns (so lass uns denn) u drei Hütten (Zelte) bauen - dir eine, Mose eine und Elija eine!“ v 6 Er wusste nämlich nicht, wie er reagieren (was er antworten) s sollte; denn (so sehr) sie fürchteten sich (waren in Furcht geraten) m. 7 Und eine Wolke {entstand und} m hüllte (verbarg, überschattete) w sie x ein, und eine Stimme kam aus der Wolke: „Dies ist mein geliebter (einziger) y Sohn, [darum] z hört auf ihn!“ 8 Und plötzlich, als sie sich umblickten, sahen sie niemanden {nicht} aa mehr bei sich ab als Jesus allein.


9 Während sie vom (aus dem) ac Berg herabstiegen, befahl er ihnen {damit}, ad niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten - erst (außer) ae , wenn der Menschensohn af von den Toten ag auferstanden sei. 10 Und sie behielten das Wort bei sich ({bei sich}), diskutierten (miteinander) ah aber, was dies sei - „von den Toten Auferstehen“. ai 11 Dann fragten sie ihn {und sagten}: „Warum (dass) aj sagen [dann] die Schriftgelehrten, dass zuerst Elija kommen müsse?“ 12 Und er sagte zu ihnen: „In der Tat (zwar) ak kommt Elija zuerst und stellt alles wieder her. al Aber [gleichzeitig] ak steht (und wie/warum steht) ak über den Menschensohn af geschrieben(?), dass (damit) ad er vieles leiden und er verachtet werden müsse. 13 Doch ich sage euch: Auch Elija ist gekommen und sie haben ihm angetan, was sie wollten, wie über ihn geschrieben steht.“ 14 Und sie gingen zu den Jüngern und sahen eine große Menschenmenge um sie und Schriftgelehrte mit ihnen streiten. 15 Und sofort, als die ganze Menschenmenge ihn sah, gerieten sie außer sich, und sie rannten auf ihn zu und begrüßten ihn. 16 Und er fragte sie: „Warum streitet ihr mit ihnen?“ 17 Und einer aus der Menschenmenge antwortete ihm: „Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der einen stummen Geist hat. 18 Und wo auch immer er ihn packt, reißt er ihn zu Boden, und er schäumt und knirscht die Zähne und erstarrt. Und ich sagte zu deinen Jüngern, dass (damit) ad sie ihn vertreiben sollen, aber sie konnten [es] nicht.“ 19 Da {antwortete und}s sagte er ihnen: „Ach ungläubige Generation, bis wann werde ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Bringt ihn zu mir!“ 20 Und sie brachten ihn zu ihm; und als ihn der Geist sah, verkrampfte er ihn sofort, und als er zu Boden fiel, wälzte er sich und schäumte. 21 Und er fragte dessen (seinen) Vater: „Wie lange ist es, seit ihm dies passiert?“ Und er sagte: „Seit [seiner] Kindheit.“ 22 Und mehrfach hat er ihn sowohl ins Feuer als auch ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Doch wenn du irgendetwas kannst, dann hilf uns und hab Mitleid mit uns!“ 23 Und Jesus sagte zu ihm: „Wenn du das kannst … alles [ist] dem möglich, der glaubt.“ 24 Sofort rief der Vater des Jungen und sagte: „Ich glaube! Hilf meinen Unglauben!“ 25 Und als Jesus sah, dass eine Menschenmenge zusammenläuft, drohte er dem unreinen Geist und sagte zu ihm: „Du stummer und tauber Geist, ich befehle dir: „Komm aus ihm heraus und geh nicht mehr in ihn hinein!“ 26 Und indem er schrie und heftig zerrte, kam er heraus. Und er wurde wie tot, sodass die meisten sagten, dass er gestorben sei. 27 Und Jesus ergriff seine Hand und weckte ihn, und er stand auf. 28 Und nachdem er ins Haus gegangen war, fragten ihn seine Jünger abseits: „Konnten wir ihn nicht vertreiben?“ 29 Da sagte er zu ihnen: „Diese Art kann man durch nichts vertreiben, außer durch Gebetam.“ 30 Und von dort gingen sie fort und reisten durch Galiläa, und er wollte nicht, dass (damit) ad jemand [ihn] erkannte. 31 Denn er lehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: „Der Sohn des Menschen wird in die Hände von Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten, und nachdem er getötet worden ist, wird er nach drei Tagen auferstehen.“ 32 Aber sie verstanden das Wort nicht, und sie fürchteten sich, ihn zu fragen. 33 Und sie kamen nach Kafarnaum. Und in dem Haus angekommen, fragte er sie: „Was überlegtet ihr auf dem Weg (unterwegs)?“ 34 Und sie schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg (unterwegs) untereinander überlegt, wer größer [sei]. 35 Und er setzte sich und rief die zwölf, und er sagt zu ihnen: „Wenn jemand erster sein will, dann soll er der Letzte von allen und Diener von allen sein.“ 36 Und er holte Kind und stellte es in ihre Mitte, und nahm es in die Arme und sagte zu ihnen: 37 „Wer auch immer ein einziges von solchen Kindern in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf, und wer auch immer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich ausgesandt hat.“ 38 Johannes sagte zu ihm: „Lehrer, wir haben jemanden in deinem Namen Dämonen vertreiben gesehen, und ihn gehindert, weil er uns nicht folgt.“ 39 Aber Jesus sagte: „Hindert ihn nicht, denn es gibt niemanden, der eine Wunderkraft in meinem Namen tun und mich kurz darauf verfluchen können wird. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns. 41 Denn wer auch immer euch in [meinem] Namen einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu dem Gesalbten (Christus) gehört... Amen, ich sage euch: Er wird seinen Lohn bestimmt nicht verlieren.“ 42 „Und wer auch immer einen einzigen dieser Kleinen ärgert, die an mich glauben... es wäre besser für ihn, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde. 43 Und wenn deine Hand dich ärgert, dann hau sie ab! Es ist besser, dass du verstümmelt in das Leben eingehst, als zwei Hände zu haben und in die Hölle einzugehen, in das unauslöschliche Feuer. 44 TEXTKRITIK 45 Und wenn dein Fuß dich ärgert, dann hau ihn ab! Es ist besser, dass du lahm in das Leben eingehst, als zwei Füße zu haben und in die Hölle geworfen zu werden. 46 TEXTKRITIK 47 Und wenn dein Auge dich ärgert, reiß es aus! Es ist besser, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als zwei Augen zu haben und in die Hölle geworfen zu werden, 48 wo ihr Wurm nicht verendet und das Feuer nicht ausgelöscht wird. 49 Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werdenan. 50 Das Salz [ist] gut. Aber wenn das Salz fade geworden ist, womit werdet ihr es würzen? Habt Salz unter (in) euch selbst, und haltet untereinander Frieden!“

Anmerkungen

aweiter sagte er - W. Und er sagte. Das καὶ schließt direkt an den vorangehenden Abschnitt an; das Impf. drückt die Fortsetzung der Rede aus; „sechs Tage später“ in V. 2 markiert einen Einschnitt zw. Vv. 1.2. V. 1 wird daher auch von nahezu allen Exegeten noch dem Abschnitt 8,34-38 zugeordnet; auch einige alte Manuskripte begannen das neue Kapitel erst bei V. 2. Zur Zuordnung vgl. bes. gut van Iersel 1998, S. 291f. Weiter soll diesen Zusammenhang zum Ausdruck bringen. So auch R-S; gut auch ALB, GN, MEN, NeÜ, NGÜ, NL: „Und er fuhr fort“ / „Und er fügte hinzu“. (Zurück zu v.1)
bAmen, ich sage euch - nicht-responsorisches °Amen°: Jesus spricht als einer, der bevollmächtigt ist und das nötige Wissen hat, über das „Kommen des Reiches Gottes“ Aussagen zu machen. Zusammen mit der Konstruktion οὐ μὴ + Aorist Konjunktiv - der stärkstmöglichen Verneinung zukünftiger Geschehnisse im Griechischen (Wallace, S. 468) - in οὐ μὴ γεύσωνται sie werden garantiert nicht schmecken wird so das folgende als absolut sichere Aussage markiert. (Zurück zu v.1)
cden Tod nicht schmecken - jüdisches Idiom; vgl. B/S I, S. 751f. Die Bedeutung ist wohl etwa „sterblich sein und sich dieser seiner Sterblichkeit schmerzlich bewusst sein“; vgl. BDAG 195; NET ad loc.. Pesch 1977, S. 66 einfach: „nicht sterben“ - das ist wohl die einfachste Lösung. (Zurück zu v.1)
dW. bis; so merkwürdigerweise auch die meisten Üss. Im Deutschen setzt man hier aber eher eine bevor oder ehe; so z.B. ALB, HfA, H-R, NL. (Zurück zu v.1)
ezu Reich Gottes vgl. Terminologie/Reich Gottes. (Zurück zu v.1)
fgekommen ist - W. bis sie gesehen haben das Reich Gottes gekommen in Macht. Das Perfekt ἐληλυθυῖαν gekommen drückt hier aus, dass die Genannten das schon jetzt nahe Reich Gottes vollständig realisiert sehen werden, bevor sie sterben (vgl. Collins 2007, 413). (Zurück zu v.1)
gTextkritik: Viele Hss. haben zwischen vor Johannes (wie vor Petrus und Jakobus) einen Artikel; noch mehr (und die meisten krit. Editionen - nicht aber NA28) aber sparen ihn an dieser Stelle aus. Die zweite Variante ist etwas wahrscheinlicher (vgl. Wilckens 2014, S. 351f). Diese asymmetrische Setzung und Aussparung soll vielleicht die Geschwister Jakobus und Johannes syntaktisch näher zusammenrücken (ebd., S. 352); die Hinzufügung von „die Geschwister“ war die beste Möglichkeit, die mir einfiel, das nachzubilden. Wahrscheinlich ist es aber bedeutungslos, so dass man in die LF wie gehabt die Fließtextfassung übernehmen kann. (Zurück zu v.2)
hnahm mit und führte sie - Typisch markinische Redundanz (daher auch Lk 9,28: „Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und stieg auf den Berg.“); hier aber zweckmäßig eingesetzt: Zusammen mit dem folgenden, ebenfalls gedoppelten für sich, allein wird so das häufige Motiv der Privatoffenbarung an ausgewählte Jünger besonders betont. Sehr gut WIL: „er führte sie - nur sie allein - auf einen hohen Berg.“ (Zurück zu v.2)
is. letzte FN (Zurück zu v.2)
jhoher Berg - Über die Identität des Berges wird in der aktuellen Exegese viel geschrieben. Traditionell wurde er als der Tabor identifiziert; heute eher im Gepräch der Hermon und die drei Berge Tell el-Achmar, Tell Abu en-Neda und Tell esh-Shecha. Dies deswegen, weil der Tabor eine Höhe von „nur“ 300 m habe (Cranfield 1959, S. 289f.; Taylor 1979, S. 462) - aber wer schon mal sommers in Israel einen Berg bestiegen hat, weiß, dass 300 m mehr als genug sind, um einen Berg als „hoch“ zu bezeichnen - und weil sich zu Jesu Lebzeiten eine Festung auf dessen Gipfel befand, Jesus und die Jünger dort also nicht allein, für sich sein konnten.
Um welchen Berg es sich genau handelt, ist aber ganz unwichtig - daher wird er hier ja auch nicht benannt -, wichtig ist, dass so das häufige Motiv der „Gotteserfahrung auf dem Berg“ verdichtet werden kann. (Zurück zu v.2)
kvor ihnen - viele Üss. stilistisch gut: „vor ihren Augen“, aber Mk verwendet wohl bewusst „ihnen“: Die Geschehnisse der Perikope Mk 9,2-8 sind kein Selbstzweck, sondern für die Jünger bestimmt: Vor ihnen wird Jesus verwandelt; ihnen erscheinen Elija mit Mose, und ihnen („aus der Wolke“) deutet die „Stimme“ aus, was sie da eben gesehen haben. (Zurück zu v.2)
lwurde verwandelt (verwandelte sich) - Entweder Passivum divinum wurde verwandelt, also sinngemäß „wurde von Gott verwandelt“ (so z.B. Dschulnigg 2007, S. 245; Kmiecik 1997, S. 134; Pesch 1977, S. 72; Wördemann 2008, S. 44) oder reflexives Passiv verwandelte sich (so z.B. Haenchen 1966, S. 308; Kleist 1937, S. 214). Die erste Variante ist wahrscheinlicher: In Mk 9,2-8 wurde vermutlich die Textsorte „Epiphanie“ (=Erscheinung Gottes) mit der hellenistischen Textsorte „Metamorphose“ (=Verwandlung) verschmolzen (vgl. gut Wördemann 2008, S. 37f), um die Epiphanie als Christophanie darstellen zu können: Christus offenbart sich auf dem Berg in seiner göttlichen Herrlichkeit. In der hellenistischen Textsorte Metamorphose ist es aber üblich(er), dass die Verwandelten von Göttern verwandelt werden. Auch ist es ja in V. 7 Gott, der den Jüngern die Geschehnisse ausdeutet. (Zurück zu v.2)
mV. 3: wurden strahlten, V. 4: sprachen waren im Gespräch, V. 6: waren in Furcht geraten fürchteten sich, V. 7: Und eine Wolke entstand und überschattete sie - nicht: „wurden strahlend“ oder „begannen zu strahlend“, „waren im Gespräch“, „war in Furcht geraten“ und „es entstand eine Wolke und überschattete sie“: periphrastisches Tempus (vgl. Pryke 1978, S. 36). Hier höchst passend, da diese Konstruktion wohl expressiver ist als ein gewöhnlicher Aorist. (Zurück zu v.3 / zu v.4 / zu v.6 / zu v.7)
nstrahlten so sehr weiß - W. strahlten, sehr weiß: Wieder: typisch markinische Redundanz (so auch Marcus 2009); auch hier wieder zweckmäßig verwendet zur Steigerung „Strahlend-heit“ und „Weiß-heit“. Im Deutschen zum Glück leicht übertragbar durch adverbiale Wiedergabe von „sehr weiß“: „Sie strahlten blendend weiß / erstrahlten in blendendem Weiß“. Übersetze: „und seine Kleider erstrahlen in einem solch blendendem Weiß, dass auf der ganzen Erde kein einziger Tuchfärber sie derart weiß hätte machen können.“
Weiße Kleider und Lichtherrlichkeit sind im neuen Testament und auch häufig in der altjüdischen und frühchristlichen Literatur Kennzeichen himmlischer Wesen (vgl. gut Gnilka 1979, S. 33; Lo 2012, S. 175). Das Motiv ist ähnlich aber auch im außerjüdischen und außerchristlichen Bereich verbreitet; vgl. Frenschkowski 1997, S. 185. (Zurück zu v.3)
ozu Walker gut Dschulnigg 2007, S. 245: „Walker oder Tuchscherer krempelten Wolle, kratzten Tücher auf und reinigten schmutzige Gewänder. Der Vergleich verdeutlicht, dass die Kleider Jesu in himmlischem Glanz versetzt werden.“ (Zurück zu v.3)
pauf der [ganzen] Erde - eigentlich unnötig; natürlich geht es um irdische Walker. Der Sinn ist emphatisch (Cranfield 1959, S. 290), daher [ganzen]. (Zurück zu v.3)
qderart (οὕτως) - redundant nach οἷα so (Kleist 1937, S. 214). Kein Semitismus (gegen Grosvenor/Zerwick ad loc.); auch hier wieder zweckmäßige Redundanz zur Unterstreichung der „so unglaublichen Weißheit“. (Zurück zu v.3)
rElija zusammen mit Mose - Der Ausdruck wird in der Exegese heftig diskutiert. Erstens wird diskutiert, warum die Reihenfolge „Elija zusammen mit Mose“ und nicht „Mose zusammen mit Elija“ sei, da doch Mose der wichtigere von beiden sei, und ob Heil 1999 Recht habe, wenn er vorschlägt, dass durch die Konstruktion „X zusammen mit Y“ nicht X, sondern Y als das wichtigere Glied von beiden markiert würde. Kmiecik 1997, S. 138 glaubt sogar, dass die „falsche“ Reihenfolge der Nennung signalisieren soll, dass die Jünger nichts von dem verstehen, was sie sehen. Und zweitens wird diskutiert, warum gerade Elija und Mose erscheinen, und ob die beiden - Elija als Prophet, Mose als „Autor der Torah“ - das AT symbolisierten sollen oder nicht.

Ich sehe das Problem nicht. Dass Mk Mose wichtiger sein müsse als Elija ist eine bloße Annahme; dagegen spricht z.B., dass Mk sich stark am Elija-Elischa-Zyklus bedient hat, um sein Evangelium zu komponieren (vgl. z.B. van Iersel 1998, S. 64f): Elija ist schon im Mk-Ev. ein „Typos“ Christi; dass er daher auch als eine der beiden Figuren in der Verklärungserzählung auftauchen sollte, scheint mir ganz natürlich. Noch mehr deshalb, weil er ja ohnehin Thema der folgenden Perikope sein wird. Und Mose war deutlich das Vorbild für die Komposition der Perikope Mk 9,2-8; vgl. Ex 24.34 (bes. auch die Interpretation dieser Stellen in Philo, VitMos II 66-76, bes. 69f.; dazu auch Wypadlo 2013, S. 393ff); von daher ist auch sein Auftreten erklärlich.

Das Auftreten von Elija und Mose macht aus V. 4 eine „Synkrisis“ (=Vergleich einer Person mit gleichrangigen historischen Größen und Vorläufern). Auch dies ist eine hellenistische Textsorte; auch sie ist hier integraler Bestandteil der Christophanie, die die Importanz Jesu - der sich gerade als Sohn Gottes offenbart - durch Vergleich mit Elija und Moses noch zusätzlich unterstreicht. Gut Berger 1984, S. 1175: „In den Evangelien halte ich den Teil der sogenannten 'Verklärung' (Mk 9) für eine σύνκρισις, in dem sich Jesus mit Elia und Mose unterhält, die erscheinen (Mk 9,4). Jesus wird damit als einer gekennzeichnet, der in diese Größenordnung von Menschen gehört: Er ist ihr Genosse, weil sie mit ihm reden. Was sonst durch Typologie erreicht wird (vgl. die Darstellung Jesu nach Art von Elia und Elisa), geschieht hier mit Hilfe einer Erscheinung.“ (Zurück zu v.4)
sV. 5.19: antwortete und, V. 6: wie er reagieren (was er antworten) - Biblizismus: ἀποκρίνομαι antworten bedeutet in der Bibel häufiger nicht nur „erwiedern auf ein Angesprochen-sein“, sondern auch „reagieren auf einen Umstand“; vgl. Kleist 1937, S. 163; Wördemann 2008, S. 46. Denn Sinn treffen Camacho/Mateos 1994 mit reaccionar; im Deutschen aber besser schlicht: Vv. 5.19: „Da sprach Petrus/Jesus“; V. 5: „wie er reagieren sollte“. (Zurück zu v.5 / zu v.6 / zu v.19)
tMeister (Rabbi) - „Rabbi“ wurde in nachbiblischer Zeit v.a. als Ehrentitel für Torah-Lehrer verwendet. Zur Verfassungszeit des NT hatte sich der Begriff aber vermutlich noch nicht als dieser terminus technicus etabliert und es war bloß eine allgemeine Ehrenbezeichnung; Marcus 2009 schlägt daher vor: „Sir“. „Meister“ nach ALB, HfA, H-R, HER, KAM, KAR, PAT, Taylor 1979 (Zurück zu v.5)
uUnd lass uns (so lass uns denn) - konsekutives καὶ; „So lass uns denn...“ gut nach Reiser 1983, S. 117. (Zurück zu v.5)
vV. 5 wird von den meisten Exegeten merkwürdigerweise theologisch gedeutet: Entweder heißt es dann, Petrus wolle unangemessenerweise den himmlischen Zustand dauerhaft festhalten (sozusagen: indem er die himmlischen Wesen an irdische Hütten bindet), oder er glaube, die Endzeit, in der die himmlischen Wesen mit den Erwählten zusammen wohnen werden (vgl. z.B. äthHen 39,1.4.7f*), sei nun da. V. 6 macht aber klar, dass alles andere als theologische Reflexion hinter Petrus Ausruf in V. 5 steckt: Sein Vorschlag wird von Mk als völliger Nonsens abqualifiziert, den er nur geäußert habe, weil er vor Angst nicht wusste, was er redete. Vv. 5f verdichten gemeinsam den Topos der „Epiphanie-Furcht, de[s] Gottesschrecken[s](Pesch 1977, S. 76). Den Sinn trifft VOLX: „Petrus war völlig high. Er meinte nur: ... / Er war aber nicht klar in der Birne und hatte wohl einen Adrenalinkick, weil er so eine Angst hatte.“

* Weil äthHen nicht leicht zugänglich ist, will ich obige Stelle noch eben wörtlich wiedergeben:

„In diesen Tagen werden auserwählte und heilige Kinder vom hohen Himmel herabsteigen
und ihr Stamm wird sich mit den Menschenkindern vereinigen. [...]
Hier sah ich ein anderes Gesicht:
Die Wohnungen der Gerechten und die Ruhestätten der Heiligen. [...]
Ich sah seine [=des Auserwählten] Wohnstätte unter den Fittichen des Herrn der Geister.
Alle Gerechten und Auserwählten glänzen vor ihm wie Feuerschein;
ihr Mund ist voll von Segensworten;
ihre Lippen preisen den Namen des Herrn der Geister
und Gerechtigkeit hört nicht mehr vor ihm auf.
Hier wünschte ich zu wohnen
und meine Seele trug nach jener Wohnstätte Verlangen. [...](Üs.: Rießler)

(Zurück zu v.5)
whüllte ein (verbarg, überschattete) - s. nächste Fußnote (Zurück zu v.7)
xsie - Das „sie“ scheint sich hier auf die Jünger zu beziehen, da diese die letztmöglichen Referenten sind. („So sehr fürchteten sie sich. Und eine Wolke hüllte sie ein...“). So deshalb z.B. Ernst 1963, S. 258, Pesch 1977, S. 76; Kmiecik 1997, S. 139. Pronomina wie αὐτός müssen sich im Griechischen - bes. in der Koine und hier wieder bes. im Mk-Ev. - aber nicht notwendigerweise auf den letztmöglichen Referenten beziehen, sondern können auch auf die salientesten (->Salienz) Referenten verweisen (vgl. z.B. Dana/Mantey § 136; Wallace, S. 325f.; Zerwick § 214) - und die sind hier ohne Zweifel Jesus, Mose und Elija. Dass im folgenden Teilvers eine Stimme aus der Wolke spricht, impliziert, dass die Jünger sich außerhalb der Wolke befinden, und also bezieht das sie sich höchstwahrscheinlich auf Jesus, Mose und Elija. So z.B. auch Gnilka 1979; Marcus 2009. Richtig Cranfield 1959, S. 292: „Oepke hat wahrscheinlich recht damit, wenn er denkt, dass die Bedeutung von ἐπισκιάζω hier nicht „überschatten“, sondern „einhüllen“, „verbergen“ ist [so auch Marcus 2009] und dass αὐτοῖς sich auf Jesus, Moses und Elija bezieht, die Jünger dagegen darin nicht inbegriffen sind.“ Das Einhüllen der Wolke entzieht das himmlische Erlebnis den Augen der Jünger, und als sie sich wieder verzieht, sind sie „plötzlich“ (V. 9) wieder allein mit Jesus. (Zurück zu v.7)
ygeliebter - ἀγαπητός meint hier wie z.B. auch Gen 22,2.16 LXX, Mk 1,11 wohl nicht (allein) „geliebt“, sondern „einzig“; vgl. z.B. Kleist 1937, S. 184; Kmiecik 1997, S. 139; Turner 1926b; Wördemann 2008, S. 47. Es bedeutet aber dennoch „geliebt“, gut daher BB: „Das ist mein Sohn, ihn hab ich lieb“; Camacho/Mateos 1994 + Dschulnigg 2007 + GREB + KAR + Pesch 1977 + Stier: „Dieser ist mein Sohn, der Geliebte“; GN: „Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe“; Taylor 1979, S. 462: „Este es mi Hijo, a quien yo quiero“; WIL: „Dies ist mein Sohn, dem meine Liebe gehört“ (Zurück zu v.7)
z[darum] - konsekutives Asyndeton; vgl. Reiser 1983, S. 145. (Zurück zu v.7)
aaniemanden nicht - typisch markinische doppelte Verneinung; vgl. Marcus 2009. Hier wieder gepaart mit weiterer Redundanz: μόνον allein in „außer Jesus allein“ ist überflüssig. Es wird so betont, dass das plötzliche Verschwinden von Elija und Moses genau so wunderbar ist wie ihr Erscheinen. (Zurück zu v.8)
abbei sich - warum „bei sich“? Recht wahrscheinlich gehört dies zum in FN k beschriebenen Muster und unterstreicht noch einmal die Perikope abschließend, dass all das in Vv. 2-8 Geschehene ihnen, den Jüngern, gegolten hat. Es klingt aber etwas merkwürdig; wird daher auch von vielen kommunikativen Üss. ausgespart (z.B. BB, B/N, HfA, KAM). Vielleicht sollte man in der LF daher nach einem anderen Weg suchen, dieses Muster auszudrücken. Alternativ vielleicht wie GN, NGÜ, NL: „...sahen sie niemanden mehr. Nur Jesus war noch bei ihnen“. (Zurück zu v.8)
acV. 9: vom (aus dem) - ἐκ verwendet wie ἀπό; vielleicht Semitismus - s. Turner 1929a, S. 282f. Daher auch Textvarianten. (Zurück zu v.9)
adV. 9: dass,; V. 12.18.30: dass (damit) - ἵνα zur Einleitung von Objektsätzen (klassisch eigtl. nur zur Einleitung von Final- und Konsekutivsätzen). Entweder Latinismus (verwendet wie lat. ut (so Turner 1929b, S. 356f; van Iersel 1998, S. 34f.)) oder Semitismus (verwendet wie hebr. כִּי). Typisch für Mk; insgesamt 31x im Ev. (Zurück zu v.9 / zu v.12 / zu v.18 / zu v.30)
aeerst (außer) - Exzeptivsatz temporal verwendet, wohl Semitismus; vgl. Beyer 1968, S. 132-34; Marcus 2009 (Zurück zu v.9)
afMenschensohn ist ein eschatologischer Terminus. Außer in Mk 2,10.28 verwendet Jesus dieses „biographische Ich-Idiom“ (Schenk 1997) ausschließlich, wenn er von seiner Rolle in Gottes Heilsplan spricht, also der, dass er - der Menschensohn - von den Menschen verworfen, ausgeliefert und getötet werden müsse, dann aber in großer Macht und Herrlichkeit wiederkehren werde. Vgl. besonders gut Danove 2003, S. 23-25. (Zurück zu v.9 / zu v.12)
agvon den Toten - gemeint ist nicht das „Reich der Toten“, sondern die toten Menschen; vgl. BDAG 668; ad loc. Marcus 2009. Vor allen anderen Toten und als (vorerst) einziger unter den Toten wird der Menschensohn auferstehen. (Zurück zu v.9)
ahbehielten das Wort bei sich (bei sich), diskutierten (miteinander) - πρὸς ἑαυτοὺς bei sich/miteinander lässt sich entweder ziehen zu τὸν λόγον ἐκράτησανdas Wort halten oder zu συζητοῦντες sie diskutierten; abhängig davon lässt der Satz sich auf zwei Weisen auflösen: (1) „Sie behielten das Wort bei sich [i.e., folgten Jesu Schweigegebot], diskutierten aber darüber“ - so z.B. Camacho/Mateos 1994, S. 172; Cranfield 1959, S. 297; Kleist 1937, S. 214 - oder (2) „Sie hielten das Wort [i.e. sie merkten es sich (so gut B/N)] und diskutierten miteinander“, so die meisten Üss. Rein syntaktisch gesehen sind beide Auflösungen gleich gut möglich, aber im aktuellen Kontext (s. V. 9!) macht Auflösung (1) mehr Sinn. (Zurück zu v.10)
ai„von den Toten Auferstehen“ - rätselhaft ist den Jüngern vermutlich nicht das Konzept „vom Tod auferstehen“ - das war in der nachexilischen Zeit in Israel sogar recht verbreitet -, sondern exakt das „als erster und vorerst einziger der Toten auferstehen“, vgl. FN ag; so gut Marcus 2009 ad loc.. (Zurück zu v.10)
ajWarum (dass) - im klassischen Griechisch leitet Ὅτι dass meist indirekte Fragen ein („Dann fragten sie ihn, warum die Schriftgelehrten sagten...“). Bes. im Mk-Ev. wird es aber dann auch gern als „reine“ Interrogativpartikel verwendet; vgl. BDR §300.2; Turner 1925d, S. 59f. (Zurück zu v.11)
akSchwieriger Vers. Der Zhg. von V. 12bc mit mit 12a ist nicht völlig klar. V. 12a wird eingeleitet von μέν, das meist vorkommt im Zhg. mit δὲ, dann: Zwar... aber. Fehlt dies δὲ, heißt μέν meist tatsächlich, in der Tat...; genau so gut kann es aber auch ein Anakoluth (=Abbrechen mitten im Satz) sein, z.B. „Das stimmt zwar... - ach, etwas anderes: ...“. Hier folgt kein δὲ, sondern καὶ πῶς und wie...?, und warum...?; einige (z.B. Cranfield 1959, S. 298; Gundry 2000, S. 464; NSS) denken aber, dass dies καὶ πῶς hier als Ersatz für δὲ verwendet wird. Möglich sind also:
  • (1-4)[Zwar/in der Tat] kommt zuerst Elija, um alles wieder herzustellen. [Und wieso/Aber es] steht über den Menschensohn geschrieben, dass er leiden und vererachtet werden müsse [?/.]

Problem bei diesen Varianten: Alle implizieren, dass irgendein Gegensatz besteht zwischen der Tatsache, dass zuerst - d.h., vor dem Ende - Elija wiederkommen müsse und der Tatsache, dass über den Menschensohn geschrieben stehe, dass er leiden und verachtet werden müsse. Ein solcher Gegensatz ist aber nicht wirklich erkennbar.
Gnilka 1979 und Marcus 2009 verstehen 12a als Frage:

  • (5) „Kommt Elija zuerst, um alles wiederherzustellen? Wieso steht dann über den Menschensohn geschrieben...“ (Gnilka) - aber das macht die Sache ja auch nicht klarer.
  • (6) „Ist das wirklich so, dass Elija, wenn er zuerst wiederkommt, alles wiederherstellt?“ (Marcus)

Oke 1953 hat daher drei Vorschläge gesammelt, wie die Verse umgestellt werden könnten, um leichter verständlich zu sein: (6) 10.12b.11.12a.13; (7) 11.12b.12a.13a.c.b; (8) Das selbe + Emendation von καὶ πῶς zu καὶ οὕτως. Solche Lösungen sind verzweifelt.
Noch früher wurde das Problem textkritisch gelöst: Es existiert eine alternative Texttradition, die statt καὶ πῶς und wie...? καὶ καθὼς und/ebenso wie liest - (9) „wie es auch geschrieben steht über den Menschensohn - dass ...“ Unter anderem findet sich diese Lesart in A K M Δ Π. - V.a. im 18. und 19. Jahrhundert folgten einige Exegeten dieser Lesart - unter anderem der einflussreiche Clarke; zuletzt offenbar Linder 1862, S. 558f.. Diese Lesart ist aber deutlich zu schwach bezeugt und darüber hinaus leicht erklärlich als Angleichung von V. 12 an V. 13, weshalb auch sie keine ernstzunehmende Alternative ist und daher auch in NA28 nicht einmal mehr gelistet wird (aber wenigstens ist sie bezeugt; den Vorschlägen von Oke ist sie daher immer noch allemal vorzuziehen).

Als ernstzunehmende Alternativen kommen also (1)-(6) in Betracht. (5) ist unwahrscheinlich, weil in V. 13 die Wiederkunft Elija's ja sogar als bereits geschehen ausgesagt wird. Bei (6) bin ich nicht einmal sicher, ob diese Deutung von μέν überhaupt grammatisch möglich ist, aber selbst wenn, macht sie keinen Sinn. Die Jünger haben nicht danach gefragt, warum die Schriftgelehrten sagen, dass Elija alles wiederherstellt, sondern warum sie sagen, dass er zuerst kommen muss; Jesu Rückfrage wäre so also unsinnig („Warum sagen die Schriftgelehrten, dass Elija zuerst kommen muss?“ - „Ist das wirklich so, dass Elija alles wiederherstellt?“). Vermutlich muss man also die Verse so verstehen, dieser von uns nicht wahrnehmbare Widerspruch zwischen den Geschehnissen an Elija und denen am Menschensohn nur in der Wahrnehmung der Jünger bestand: Die Jünger haben Jesu Prophezeiung als Widerspruch zu dem Glauben, vor dem Ende müsse Elija wiederkommen, aufgefasst - so, als würde Jesu Prophezeiung implizieren, dass der Menschensohn und nicht Elija vor dem Ende wiederkommen werde. Und Jesus antwortet darauf sinngemäß: „Nein nein, die Schriftgelehrten haben schon recht damit, wenn sie sagen, dass vor dem Ende der Welt Elija wiederkommen müsse. Aber gleichzeitig steht ja in der Schrift, dass der Menschensohn - ebenfalls noch vor dem Ende! - leiden und verachtet werden müsse. Das muss einfach beides geschehen. Und jetzt sage ich euch noch etwas: Was die Wiederkunft Elija's angeht: Der war schon da [- und nun steht nur noch das Leiden und Verachtet-Werden des Menschensohns aus].“ (zu v.12)
alstellt alles wieder her - Wieso stellt Elija „alles wieder her?“ Elija war nach altjüdischem Glauben zwar der Vorläufer des Messias (wahrscheinlich jedenfalls - Faierstein 1981 und Fitzmyer 1985 haben gegen diesen exegetischen Konsens angeschrieben), aber davon, dass er „alles wiederherstellt“ war nie die Rede. Zudem ist der wiedergekommene Elija im Mk-Ev. Johannes der Täufer (s. FNn zu Mk 1), und es ist nicht einzusehen, wie Johannes „alles wiederhergestellt“ haben sollte. Van Iersel 1998 und Black 2012 denken an Mk 1,4, wo steht, dass ganz Judäa und ganz Jerusalem sich bei Johannes taufen gelassen habe. Das scheint mir etwas weit hergeholt, aber es ist dennoch die bei Weitem sinnvollste Erklärung, die ich gefunden habe. (Zurück zu v.12)
amTEXTKRITIK (Zurück zu v.29)
anTEXTKRITIK (Zurück zu v.49)