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# Recht verbreitet ist außerdem die Position, die {{hebr}}אִישַׁן הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Tod'' als Abkürzung für {{hebr}}אִישַׁן שְנַת הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Schlaf des Todes'' deutet (so z.B. Dolson-Andrew 1994, S. 63) - doch warum sollte man von einer solche Abkürzung ausgehen, wenn der Text Sinn ergibt, wie er steht?</ref>''','''<br /> | # Recht verbreitet ist außerdem die Position, die {{hebr}}אִישַׁן הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Tod'' als Abkürzung für {{hebr}}אִישַׁן שְנַת הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Schlaf des Todes'' deutet (so z.B. Dolson-Andrew 1994, S. 63) - doch warum sollte man von einer solche Abkürzung ausgehen, wenn der Text Sinn ergibt, wie er steht?</ref>''','''<br /> | ||
: {{S|5}} '''Damit mein Feind nicht sagen kann: „Ich habe ihn übermocht''' (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)<ref>''Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)'' - Bedeutung umstritten. | : {{S|5}} '''Damit mein Feind nicht sagen kann: „Ich habe ihn übermocht''' (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)<ref>''Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)'' - Bedeutung umstritten. | ||
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# Für gewöhnlich wird das wird das Wort abgeleitet von {{hebr}}יכל{{hebr ende}} ''können, überlegen sein, siegen''. Steht dieses Wort aber mit einem Objekt, dem man „überlegen ist“ oder das „besiegt wird“, steht dieses Objekt in der Regel mit {{hebr}}ל{{hebr ende}}; hier dagegen ist es ohne Präposition und mit direktem Objekt konstruiert. | # Für gewöhnlich wird das wird das Wort abgeleitet von {{hebr}}יכל{{hebr ende}} ''können, überlegen sein, siegen''. Steht dieses Wort aber mit einem Objekt, dem man „überlegen ist“ oder das „besiegt wird“, steht dieses Objekt in der Regel mit {{hebr}}ל{{hebr ende}}; hier dagegen ist es ohne Präposition und mit direktem Objekt konstruiert. | ||
## Entweder ist also davon auszugehen, dass {{hebr}}יכל{{hebr ende}} zu den wenigen Wörtern gehört, die gelegentlich auch irregulär gleichbedeutend mit direktem Objekt statt mit Präpositionalphrase konstruiert werden können (dazu vgl. BrSynt §90a) und nur hier und in [[Jeremia 38#s5 |Jer 38,5]] so konstruiert wird; zu übersetzen wäre dann: „Ich bin ''ihm'' überlegen“ oder „Ich habe ''ihn'' besiegt“, | ## Entweder ist also davon auszugehen, dass {{hebr}}יכל{{hebr ende}} zu den wenigen Wörtern gehört, die gelegentlich auch irregulär gleichbedeutend mit direktem Objekt statt mit Präpositionalphrase konstruiert werden können (dazu vgl. BrSynt §90a) und nur hier und in [[Jeremia 38#s5 |Jer 38,5]] so konstruiert wird; zu übersetzen wäre dann: „Ich bin ''ihm'' überlegen“ oder „Ich habe ''ihn'' besiegt“, | ||
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'''Mögen auch meine Bedränger jubeln, weil ich wanke,'''<br /> | '''Mögen auch meine Bedränger jubeln, weil ich wanke,'''<br /> | ||
: '''vertraue ich dagegen''' (Ich dagegen vertraue)<ref name="Verbformen">Die Verbformen in V. 6 sind sehr spannend: „Ich vertraue“ (Qatal) - „Mein Herz soll jubeln“ (Jussiv) - „Ich will besingen“ (Kohortativ) - „er tut [Gutes]“ (Qatal). Ihre Deutung ist recht umstritten, was aber weniger auf ihre Problematik in unserem Psalm, sondern auf die Spekulation über die Textsorte „Klagelied des Einzelnen“ (zu der auch Ps 13 gehört) im Allgemeinen zurückzuführen ist. Bezeichnend für viele dieser Klagelieder eines Einzelnen ist nämlich, dass sie überwiegend im klagenden Tonfall gehalten sind, häufig aber - besonders am Ende des Psalms - einen Abschnitt / mehrere Abschnitte enthalten, die aus einer ganz anderen Stimmung gesprochen zu sein scheinen. Die traditionelle Deutung der Verbformen unseres V. 6 z.B. geht so: „Ich ''habe vertraut'' auf deine Gnade, / Mein Herz ''soll jubeln'' über deine Hilfe, / Ich ''will besingen'' JHWH, denn er ''hat getan'' Gutes an mir.“ - und die Vergangenheitsformen scheinen nahezulegen, dass zwischen V. 5 und V. 6 etwas passiert ist, das den Psalmisten dazu veranlasst, nun nicht mehr zu klagen, sondern für ein irgendwann zwischen der Äußerung von V. 5 und V. 6 erfolgtes Heilshandeln JHWHs zu danken. Man bezeichnet dieses Phänomen als den sogenannten „Stimmungsumschwung“ in den Klageliedern des Einzelnen. | : '''vertraue ich dagegen''' (Ich dagegen vertraue)<ref name="Verbformen">Die Verbformen in V. 6 sind sehr spannend: „Ich vertraue“ (Qatal) - „Mein Herz soll jubeln“ (Jussiv) - „Ich will besingen“ (Kohortativ) - „er tut [Gutes]“ (Qatal). Ihre Deutung ist recht umstritten, was aber weniger auf ihre Problematik in unserem Psalm, sondern auf die Spekulation über die Textsorte „Klagelied des Einzelnen“ (zu der auch Ps 13 gehört) im Allgemeinen zurückzuführen ist. Bezeichnend für viele dieser Klagelieder eines Einzelnen ist nämlich, dass sie überwiegend im klagenden Tonfall gehalten sind, häufig aber - besonders am Ende des Psalms - einen Abschnitt / mehrere Abschnitte enthalten, die aus einer ganz anderen Stimmung gesprochen zu sein scheinen. Die traditionelle Deutung der Verbformen unseres V. 6 z.B. geht so: „Ich ''habe vertraut'' auf deine Gnade, / Mein Herz ''soll jubeln'' über deine Hilfe, / Ich ''will besingen'' JHWH, denn er ''hat getan'' Gutes an mir.“ - und die Vergangenheitsformen scheinen nahezulegen, dass zwischen V. 5 und V. 6 etwas passiert ist, das den Psalmisten dazu veranlasst, nun nicht mehr zu klagen, sondern für ein irgendwann zwischen der Äußerung von V. 5 und V. 6 erfolgtes Heilshandeln JHWHs zu danken. Man bezeichnet dieses Phänomen als den sogenannten „Stimmungsumschwung“ in den Klageliedern des Einzelnen. | ||
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# Die traditionelle Deutung dieses „Stimmungsumschwungs“ baut auf auf einem Aufsatz Begrichs aus dem Jahre 1934, in dem er die Theorie aufgestellt hat, Anlass für diese Stimmungsumschwünge sei ein „priesterliches Heilsorakel“: Die Klagelieder des Einzelnen wurden nach Begrich stets im Tempel gesungen und nach dem Klage-abschnitt habe dann ein Priester ein Heilsorakel geäußert, für das der Psalmist so dankbar war, dass er noch einen lobend-dankenden Psalmenabschnitt angehängt habe (vgl. Begrich 1934). Nach dieser Deutung wäre die oben wiedergegebene traditionelle Deutung der Verbformen zu wählen. - Doch gibt es für diese Theorie nicht den geringsten Anhalt in den Psalmen und sie wird auch jenen Klagepsalmen nicht gerecht, die nicht nur am Ende, sondern den ganzen Klagepsalm hindurch immer wieder einzelne lobende Textabschnitte einflechten. Dennoch hat sich die Theorie dieses „Stimmungsumschwungs aufgrund eines Heilsorakels“ nunmehr seit über 80 Jahren in der Psalmenexegese gehalten (und wird z.B. selbst noch bei [https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/prophetische-redeformen-3/ch/d358b86bbfc074f28c3160f1522c8ed8/#h5 Krispenz 2006] referiert); erst in den letzten Jahren sind einige alternative Vorschläge gemacht worden: | # Die traditionelle Deutung dieses „Stimmungsumschwungs“ baut auf auf einem Aufsatz Begrichs aus dem Jahre 1934, in dem er die Theorie aufgestellt hat, Anlass für diese Stimmungsumschwünge sei ein „priesterliches Heilsorakel“: Die Klagelieder des Einzelnen wurden nach Begrich stets im Tempel gesungen und nach dem Klage-abschnitt habe dann ein Priester ein Heilsorakel geäußert, für das der Psalmist so dankbar war, dass er noch einen lobend-dankenden Psalmenabschnitt angehängt habe (vgl. Begrich 1934). Nach dieser Deutung wäre die oben wiedergegebene traditionelle Deutung der Verbformen zu wählen. - Doch gibt es für diese Theorie nicht den geringsten Anhalt in den Psalmen und sie wird auch jenen Klagepsalmen nicht gerecht, die nicht nur am Ende, sondern den ganzen Klagepsalm hindurch immer wieder einzelne lobende Textabschnitte einflechten. Dennoch hat sich die Theorie dieses „Stimmungsumschwungs aufgrund eines Heilsorakels“ nunmehr seit über 80 Jahren in der Psalmenexegese gehalten (und wird z.B. selbst noch bei [https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/prophetische-redeformen-3/ch/d358b86bbfc074f28c3160f1522c8ed8/#h5 Krispenz 2006] referiert); erst in den letzten Jahren sind einige alternative Vorschläge gemacht worden: | ||
# Markschies 1991 und Janowski 2001 gehen davon aus, dass für die Klagelieder des Einzelnen gerade bezeichnend sei, dass sie ''schon von vornherein'' aus einer Haltung des Vertrauens in Gottes künftiges Heilshandeln gesprochen seien. Die lobend-dankenden Abschnitte in den Klagepsalmen wäre dann jeweils Ausdruck des Vertrauens in Gott, das stellenweise mitten im Klagen immer wieder aus dem Psalmisten hervorbricht und ihn zur Einflechtung eines vorwegnehmenden Lob-danks veranlassen. Nach dieser Deutung wären das zweite Qatal besser als sog. „prophetisches Perfekt“ zu deuten; als Vergangenheitsformen also, die aus stilistischen Gründen für die ''Zukunft'' gebraucht wird, um damit zu unterstreichen, dass das mit dieser Verbform bezeichnete absolut sicher eintreten wird: „Und dennoch/Doch gleichzeitig vertraue ich auf deine Gnade, / Mein Herz soll jubeln über deine Hilfe, / Ich will besingen JHWH, denn er ''wird tun/wird getan haben'' Gutes an mir.“ | # Markschies 1991 und Janowski 2001 gehen davon aus, dass für die Klagelieder des Einzelnen gerade bezeichnend sei, dass sie ''schon von vornherein'' aus einer Haltung des Vertrauens in Gottes künftiges Heilshandeln gesprochen seien. Die lobend-dankenden Abschnitte in den Klagepsalmen wäre dann jeweils Ausdruck des Vertrauens in Gott, das stellenweise mitten im Klagen immer wieder aus dem Psalmisten hervorbricht und ihn zur Einflechtung eines vorwegnehmenden Lob-danks veranlassen. Nach dieser Deutung wären das zweite Qatal besser als sog. „prophetisches Perfekt“ zu deuten; als Vergangenheitsformen also, die aus stilistischen Gründen für die ''Zukunft'' gebraucht wird, um damit zu unterstreichen, dass das mit dieser Verbform bezeichnete absolut sicher eintreten wird: „Und dennoch/Doch gleichzeitig vertraue ich auf deine Gnade, / Mein Herz soll jubeln über deine Hilfe, / Ich will besingen JHWH, denn er ''wird tun/wird getan haben'' Gutes an mir.“ |
Version vom 15. Dezember 2014, 21:26 Uhr
Übersetzung[Bearbeiten]
1 Für den den Chorleiter.
Ein Psalm von David.
2 Bis wann, JHWH, wirst du mich [so] gänzlich〈a〉 vergessen?
- Bis wann wirst du dein Gesicht vor mir verbergen?
3 Bis wann muss ich Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?)
〈b〉 in meine Seele legen,
- Wobei ([Bis wann (wie lange)] [wird sein/muss ich legen])〈c〉 Kummer in meinem Herzen [ist] [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]? {
am Tag}?)〈d〉? - Bis wann wird mein Feind mir überlegen sein?
4 Schau ([auf mich])!〈e〉, antworte mir, JHWH,〈f〉
- Mein Gott, lass meine Augen leuchten,
Damit ich nicht zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe)〈g〉,
- 5 Damit mein Feind nicht sagen kann: „Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)〈h〉!“
Mögen auch meine Bedränger jubeln, weil ich wanke,
- vertraue ich dagegen (Ich dagegen vertraue)〈i〉 auf deine Gnade (Güte):
Mein Herz soll [dereinst] jubeln〈i〉 über deine Hilfe,
Anmerkungen zum Text[Bearbeiten]
a | [so] gänzlich (für immer, fortwährend) - נֶצַח hat meist die Bedeutung „für immer“ (vgl. z.B. Ges18, S. 839); hier - wie auch Ps 74,10; 79,5; 89,47 - würde diese Deutung aufgrund des Gegensatzes von „wie lange“ und „für immer“ jedoch zu Nonsens führen: „Wie lange willst du mich für immer vergessen?“. Als Lösungen dieser Schwierigkeit wurde vorgeschlagen (unsere Lösung: Lösung (5)),
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b | Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?) - Die meisten Exegeten gehen davon aus, dass die „Pläne“ hier keinen Sinn machen. Wohl unnötigerweise; den meisten alten Exegeten war der Satz ganz unproblematisch: „Wie lange muss ich Pläne machen, wobei Kummer in meinem Herzen ist“ fragt danach, wie lange der Psalmist noch gezwungen sein wird, Auswege aus der leidvollen Situation zu suchen, die in 3c durch „Wie lange wird sich mein Feind gegen mich erheben“ umschrieben wird (vgl. Alexander 1850, S. 98; Baethgen 1892, S. 34; Barnes 1869, S. 110; Olshausen 1853, S. 75). Diese traditionelle Erklärung ist sicher vorzuziehen, denn die alternativen Vorschläge sind sämtlich problematisch:
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c | Wobei Kummer in meinem Herzen ist (Wie lange wird sein/muss ich legen Kummer in meinem Herz) - Beide Auflösungen sind hier gleichermaßen möglich; die eingeklammerte erfordert allerdings die Ergänzung (->Brachylogie) von „Wird sein“ und „muss ich legen“ aus dem vorigen Sticho, was aber nicht problematisch ist. Dass dieser Sticho der einzige in Vv. 2f ist, in dem das einleitende „Bis wann“ fehlt, ist aber so auffällig, dass die primäre Übersetzung doch etwas wahrscheinlicher ist. (Zurück zu v.3) |
d | [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]?, { |
e | Schau ([auf mich]) ist entweder eine sog. „phatische Äußerung“ - d.h. eine Äußerung, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf den Sprecher lenken soll (vergleichbar etwa einem gehobenerem Deutschen „Hey!,...“, „Hör mal:...“; vgl. dazu z.B. Jenni 2005, S. 242), oder man muss ein „auf mich“ aus dem folgenden „antworte mir“ ergänzen (-> Brachylogie; so auch AOAT; Barnes 1869; Buttenwieser 1938; Christensen 2005.13; Dahood 1965; Dolson-Andrew 1994; FENZ; Fokkelman 2001, S. 92; Limburg 2000; NW; Terrien 2003; Zenger 1987). Beide Analysen sind hier gleichermaßen möglich; weil aber rückwirkende Brachylogien (d.h. unvollständige Konstruktionen, die man nicht aus einer vorangegangenen Konstruktion „vervollständigen“ muss, sondern aus einer erst noch folgenden Konstruktion - wie hier dem folgenden „antworte mir“) auch im Hebräischen eher selten sind, sollte man sich vielleicht doch eher für Analyse (1) entscheiden. (Zurück zu v.4) |
f | Die Strukturierung der Vv. 4f ist in der Exegese umstritten. Nach der masoretischen Akzentuierung (so daher auch die meisten Üss. und Exegeten) müsste man strukturieren:
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g | zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe) - Analyse umstritten.
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h | Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?) - Bedeutung umstritten.
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i | Die Verbformen in V. 6 sind sehr spannend: „Ich vertraue“ (Qatal) - „Mein Herz soll jubeln“ (Jussiv) - „Ich will besingen“ (Kohortativ) - „er tut [Gutes]“ (Qatal). Ihre Deutung ist recht umstritten, was aber weniger auf ihre Problematik in unserem Psalm, sondern auf die Spekulation über die Textsorte „Klagelied des Einzelnen“ (zu der auch Ps 13 gehört) im Allgemeinen zurückzuführen ist. Bezeichnend für viele dieser Klagelieder eines Einzelnen ist nämlich, dass sie überwiegend im klagenden Tonfall gehalten sind, häufig aber - besonders am Ende des Psalms - einen Abschnitt / mehrere Abschnitte enthalten, die aus einer ganz anderen Stimmung gesprochen zu sein scheinen. Die traditionelle Deutung der Verbformen unseres V. 6 z.B. geht so: „Ich habe vertraut auf deine Gnade, / Mein Herz soll jubeln über deine Hilfe, / Ich will besingen JHWH, denn er hat getan Gutes an mir.“ - und die Vergangenheitsformen scheinen nahezulegen, dass zwischen V. 5 und V. 6 etwas passiert ist, das den Psalmisten dazu veranlasst, nun nicht mehr zu klagen, sondern für ein irgendwann zwischen der Äußerung von V. 5 und V. 6 erfolgtes Heilshandeln JHWHs zu danken. Man bezeichnet dieses Phänomen als den sogenannten „Stimmungsumschwung“ in den Klageliedern des Einzelnen.
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