Ijob 31

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche

Syntax ungeprüft

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
Kann-erstellt-werden.png
Status: Lesefassung kann erstellt werden – Wer möchte, ist zum Einstellen einer ersten Übertragung in die Lesefassung eingeladen, die später als Grundlage für Verbesserungen dient (Weitere Bibelstellen zum Übertragen). Auf der Diskussionsseite ist Platz für Rückfragen und konstruktive Anmerkungen.

Lesefassung (Ijob 31)

(kommt später)

Studienfassung (Ijob 31)

1 Einen Bund (Bündnis, Vertrag) schloss ich mit meinen Augen:
„Ich will nicht [einmal] blicken (wie sollte ich blicken?)a auf eine junge Frau!“b
2 Was [wäre sonst] das Los Eloahsc von oben,
Und das Erbe Schaddajsc aus den Höhen?d
3 [Wäre (Ist) es] nicht Unheil (Unglück) für Ungerechte
Und Bitteres für Übeltäter!?
4 Sieht er nicht meine Wege
Und all meine Schritte, verzeichnet (zählt) er [die] nicht?e

5 Wenn ich gegangen wäre zusammen mit Falschheit (Lüge)f
Und geeilt wäre zum Betrug mein Fuß
6 [doch] wöge er mich mit richtiger Waage,g
wüsste Eloahc um meine Unschuld! –,
7 Wenn abgebogen wäre mein Schritt vom Wegh
Und meinem Auge gefolgt wäre mein Herz
Und an meinen Händen kleben würde Makel (irgendetwas),i
8 Möge ich säen, aber ein anderer essen
Und mein Sprösslinge (meine Nachkommen) mögen entwurzelt werden!j

9 Wenn betört wordenk wäre mein Herz durch eine Fraul
Und an der Tür eines andern (meines Freundes, meines Nachbarn)m ich gelauert hätte,n
10 Möge mahleno für den Nächsten meine Frau
Und über sie mögen beugen sich die Nächsten,
11 Denn diesp [wäre] Unzucht
Und das [wiederum]q eine strafwürdige Missetat (eine Missetat für Richter);r
12 Ja (Denn); ein Feuer, das bis zum Abaddon fressens
Und meinen ganzen Ertrag entwurzeln (verbrennen?) müsste!t


13 Wenn ich missachtet hätte das Recht meines Sklaven
Und meiner Sklavin in ihrem Rechtsstreit mit mir,u
14 Was sollte ich [dann] tun, wenn Gott sich erhöbe,v
Und wenn er untersuchte ([mich] besuchte), was sollte ich ihm [dann] erwidern?w
15 Hat nicht [schließlich] im Mutterleib mein Schöpfer (, der mich geschaffen,; der mich im geschaffen im Mutterleib)x [auch] ihn geschaffen,
Uns geformt im Mutterschoß einer (in einem Mutterschoß)? –,y

16 Wenn ich verwehrt hätte den Wunsch von Armenz
Und Augen von Witwenz verschmachten lassen hätte,aa
17 Und gegessen hätte meinen Bissen allein
Und ein Waisenkind nicht davon gegessen hätte –
18 Doch [von] meiner Jugend [an] wuchs es mir auf wie einem Vater
Und vom Schoß meiner Mutter [an] führte ich sie! –,ab

19 Wenn ich jemanden umkommen sehen hätte aus Mangel an Kleidung
Und ohne Decke den Bedürftigen,
20 Wenn nicht gesegnet hätten mich seine Lendenac
und durch die Wolle meiner Lämmer ihm nicht warm wurde,
21 Wenn ich erhob gegen ein Waisenkind meine Hand,ad
Weil ich sah im Tor meinen Beistand (meinen Helfer)ae
22 So möge meine Schulter von ihrem Nacken fallen
Und mein [Unter-]Arm von seinem Oberarm brechen,
23 Denn Schrecken für michaf [müsste dann sein] das Verderben Gottesag (als Schrecken [müsste dann] über mich [kommen] die Unterdrückung Gottes, Schrecken [müsste dann] über mich [kommen]: die Unterdrückung Gottes)
Und ob seine Hoheit (ihn/es zu ertragen) würde ich [dann] nicht standhalten (vermögen).ah


24 Wenn ich gemacht hätte Gold zu meiner Hoffnung
Und zum Feingold gesagt hätte: „Meine Zuversicht!“,
25 Wenn mich gefreut hätte, dass groß [war] mein Vermögen
Und Vieles erfasst (erlangt) hatte meine Hand,
26 Wenn ich gesehen (geachtet) hätte das Licht,ai dass es leuchtet (leuchten macht)aj
Und den Mond hell (wertvoll, brennend, kühl)ak dahingehen
27 Und betört worden wäreal insgeheim mein Herz
Und geküsst hätte meine Hand meinen Mund –am
28 Auch dies wäre eine strafwürdige Missetat,
Denn verleugnet hätte ich Gott in der Höhe!


29 Wenn mich gefreut hätte der Untergang meines Hassers
Und ich erregt gewesen wäre (gejubelt hätte?),an dass ihn erfasst hatte (über ihn gekommen war) Böses –ao
30 Aber nie habe ich zu sündigen erlaubt meinem Gaumen,
Zu fordern durch Fluch (Schwur) sein Leben! –,
31 Wenn nicht sagen würden die Männer meines Zeltes:
„Wer könnte geben, dass (Oh, dass doch!, Wen gibt es, der) von seinem Fleische nie ({nie}) wir satt würden (man sich nicht gesättigt habe, man nicht gesättigt worden sei)!“ap
32 Draußen musste nicht bleiben der Migrant
Meine Türe, dem Wanderer (Weg)aq öffnete ich sie [stets]! –,

33 Wenn ich verborgen hätte wie Adam (wie ein Mensch) meine Verfehlungen,
Indem ich verdeckte in meinem Versteck (durch mich-Verstecken, in meiner Brust)ar meine Missetat,
34 Weil ich fürchten müsste den Lärm (Tumult) der Mengeas (die/den große/n Menge/Tumult)
Und der Familien Verachtung mich niedermachen (beugen, schrecken) würde,
Und [wenn ich] still gewesen wäre (war ich still), möge ich nie mehr (nicht) hinausgehen zur Tür!at


35 Wer könnte mir geben, dass mich (Ach, dass doch) einer hörte (erhörte)!
Siehe: Mein Tau!au Schaddajc antworte mir! –

Die Schrift,au die mein Prozessgegner geschrieben –av
36 Wenn ich sie nicht (Würde ich sie nicht...!?) auf meiner Schulter tragen (auf meine Schulter heben) könnte,aw
Mir als Kroneax umbinden könnte,
37 Die Summe (Zahl) meiner Schritteay ihm kund tunaz könnte,
Wie ein Fürst mich ihm nahen könnte,
38 Wenn gegen mich mein Acker schrie
Und alle seine Furchen weinten,ba
39 Wenn ich seinen Ertrag gegessen hätte ohne Zahlung
Und das Leben seinen Besitzer aushauchen (die Seele seines Besitzers trauern) lassen hätte,bb
40 möge statt Weizen Dorngestrüpp aufgehen
Und statt Gerste Unkraut!

Ende der Worte Ijobs.

Anmerkungen

Mit einer letzten titanischen Verteidigungsrede wendet sich Ijob gegen die Behauptung seiner Freunde, Gott strafe ihn, weil er Unrecht getan habe. Mitnichten: Ganz ohne Rechtfertigung ist das Leid, dass Gott über ihn gebracht hat!
Volz 1912 hat auf das Papyrus 27 aus Elephantine hingewiesen, mit dem sich Ijob 31 gut erhellen lässt: Der Autor des Papyrus wird diverser Vergehen angeklagt („Du hast mein Haus mit Gewalt betreten und hast meine Frau gestoßen und hast Geld mit Gewalt aus meinem Hause weggenommen und es dir zu eigen gemacht“) und erhält darum eine „Vorladung vor die Gottheit“. Vor dieser Gottheit soll er binnen vier Tagen erklären: „Ich habe dein Haus nicht mit Gewalt betreten usw.“ Solche Unschuldsbeteuerung vor einer Gottheit nennt man „Reinigungseid“ (vgl. dazu z.B. Reinigungseid (WiBiLex)), da man sich mit ihnen von solchen Anklagen „reinigt“. Man kennt sie z.B. auch aus den babylonischen Gesetzen Hammurabis (§266) oder Amisaduqas (§9); zwei schöne biblische Beispiele finden sich in 1 Sam 12,3-5; Ps 7,4-6. Von einer Anklageschrift mit ähnlichem Inhalt wie der Anklage im Elephantine-Papyrus spricht wohl V. 35.
Ijobs Dilemma ist aber gerade, dass ihm eine solche Anklageschrift nicht vorliegt; ihm ist unbegreiflich, für welche Sünde Gottes Strafe über ihn gekommen sein könnte. Und so äußert er hier einen universalen Reinigungseid, in dem er in einem Aufwasch alle möglichen Sünden von sich weist: Hätte er eine davon begangen, so möge nur eine Strafe über ihn kommen, die dieser Sünde entspricht; jedoch: Er ist unschuldig!
Vv. 1-8: Wäre sein Blick auf etwas Begehrenswertes gefallen – doch nicht einmal unverheiratete Frauen hat er angesehen –, wäre in seinem Herzen Begehren entbrannt, hätte er diesem Begehren nachgegeben, hätte er daher Schuld auf sich („auf seine Hände“, V. 7) geladen, so möge er den Ertrag der Arbeit dieser Hände nicht genießen dürfen. Doch keinen Schritt auf dem Weg dieser hier geschilderten Progression zum Bösen hat er begangen. Hätte er (Vv. 9-12) auch noch die Frau eines anderen begehrt und gar noch Unzucht mit ihr betrieben, komme das selbe Unheil über ihn: Auch mit seiner Frau möge Unzucht getrieben werden, und, wieder: Seiner Hände Werk müsste vernichtet werden „durch Feuer, das bis zum Abaddon frisst“, bis zur endgültigen Vernichtung. Doch nichts davon hat er getan!
Vv. 13-23: Hätte er speziell nichts Gutes für sozial Tiefergestellte getan, wie dies geboten ist – hätte er Sklaven übervorteilt, Arme, Witwen und Waisen nicht gespeist, Nackte nicht bekleidet –; ja, hätte er Waisen gar mit der Hand Schaden zugefügt, so möge diese Hand ihm abfallen. Doch nichts davon hat er (nicht) getan!
Vv. 24-28: Hätte er sein Herz an das Falsche gehängt – an Gold etwa, oder an falsche Götter (nämlich Sonne und Mond) –, wäre auch dies eine „strafwürdige Missetat“ und müsste daher wie die „strafwürdige Missetat“ in Vv. 9.11 bestraft werden. Doch nichts davon hat er getan!
Vv. 29-34: Hätte er sich gegen andere Mitmenschen versündigt – hätte er Schadenfreude über das Leid seiner Gegner gehabt, wäre er kein guter Hausherr für die „Männer seines Zeltes“ gewesen, hätte er Migranten und Wanderern nicht Obdach gewährt und sich stattdessen in sein Heim verkrochen wie in ein Versteck, weil er sich gegen „die Menge“ und „die Familien“ vergangen hätte und sich daher nicht mehr heraustrauen dürfte –, müsste er sozial ausgegrenzt sein. Doch nichts davon hat er (nicht) getan!
Vv. 35-40: Ijob hebt an zu seiner letzten Verteidigung, seinem „Tau“: Seinem letzten Wort: Hätte er sonst irgendein Unrecht begangen, das in einer Anklageschrift stehen könnte, die er nicht zurückweisen könnte, oder die Acker und Ackerfurchen gegen ihn bezeugen könnten (s. FN ba), so möge wiederum dieser Acker für ihn keine Frucht bringen. Doch, noch einmal: Nichts davon hat er getan! Und nun möge Gott ihm endlich antworten: Was hat er nur verbrochen?! Und in der Tat: Ignoriert man die später hinzugefügten Reden des Elihu in Ijob 32-37, schließt sich in Ijob 38 direkt an diese Aufforderung Ijobs Gottes Erwiderung an.

aIch will nicht [einmal] (wie sollte ich) – Das heb. mah, das sich noch häufiger in Ijob 31 in der Bed. „wie!?“ wie in der Alternativübersetzung findet (daher z.B. NeÜ: „Wie sollte ich da lüstern auf Jungfrauen blicken?“), kann auch als emphatische Verneinungspartikel verwendet werden. So deuten hier auch Sym, Theod, VUL und Syr; so ist dies auch sinnvoller: Auch, wenn Ijob einen „Bund mit seinen Augen geschlossen“ hat, ist er ja dennoch in der Lage, junge Frauen anzuschauen. (Zurück zu v.1)
bjunge Frau – Die Nennung der „jungen Frau“ am Beginn des Kapitels hat viele Ausleger irritiert, weil das „Blicken nach Frauen“ im AT keine Sünde sei (vgl. z.B. Oeming 1994, S. 162) und der Einsatz mit einem derart konkreten Fall direkt vor drei allgemein gehaltenen Versen poetisch schwer erklärlich sei (vgl. z.B. Pope 1965, S. 200f.). Beide Schwierigkeiten lassen sich damit erklären, dass das Blicken nach jungen Frauen hier gerade wegen seiner Harmlosigkeit und Natürlichkeit als Paradigma des „Bundes mit den Augen“ genannt wird: Er [will nicht nach Bösem der Sündhaften ausschauen (vgl. Ps 119,37; Jes 33,15); nicht einmal] nach jungen Frauen will er blicken: Er hält sich völlig fern von jeglichem Fehl, da so sein Herz gar nicht erst in Versuchung geraten kann, „seinen Augen zu folgen“ (V. 7).
Dass das Blicken nach Frauen gänzlich sündenlos gewesen sei, ist unwahr: Mit zunehmendem Einfluss der griechischen Kultur auf das hellenistische Israel verschwindet die Frau immer mehr aus der Sphäre der Öffentlichkeit und hat sich in ihrem Haus aufzuhalten; vgl. z.B. Sir 42,9-14; 2 Makk 3,19; 3 Makk 1,18; 4 Makk 18,7; Ps.-Phokylides 215f. Zwei besonders schöne, wenn auch spätere, Belege finden sich in Philo, SpecLeg III 17 und Flac 89; letztere Stelle lautet: „[Als die Häuser der Juden durchsucht wurden, trauerten diese, weil] die weggeschlossenen Frauen, die nicht in die Öffentlichkeit gingen, und die jungen Frauen, die zu Hause blieben, weil sie sich aus züchtiger Scham vor Männeraugen selbst vor ihren Verwandten verbargen, nun nicht nur Fremden, sondern sogar Soldaten zum Anblick dargeboten wurden.“ Mindestens ist also zum „Blicken auf Frauen“ festzuhalten: Es „gehört sich nicht“, so natürlich es auch sei. Doch auch hiervon hält Ijob sich zurück.
Die Rede ist hier übrigens noch nicht von verheirateten Frauen; der häufige Verweis schon hier auf Mt 5,28f. ist irreführend. (Zurück zu v.1)
cEloah / Schaddaj – Zwei insgesamt eher seltene, im Ijobbuch aber verhältnismäßig häufige Bezeichnungen Gottes. Erstere bedeutet wahrscheinlich „Gott“, letztere vermutlich „Gott vom Berge“ oder „Gott der Wildnis“; vgl. DDD, S. 749f. Die Variation von Gottesbezeichnungen innerhalb iner Doppelzeile ist ein häufiges Stilmittel in der bibl. Poesie. (zu v.2 / zu v.6 / zu v.35)
ddas Los Gottes von oben / das Erbe Schaddajs aus den Höhen – d.h., welches Geschick würde mir Gott vom Himmel her zuteilen – wie würde er mich strafen – wenn ich anders handeln würde? Vgl. Ijob 20,29; 27,13. (Zurück zu v.2)
eIn Vv. 3f. äußert Ijob zwei Gemeinplätze biblischer Theologie (s. die Parallelstellen): Gott sieht alle Taten der Menschen und vergilt ihnen, wie es diesen Taten entspricht. Dennoch sind dies hier wohl nicht bloß rhetorische Fragen: Gerade diese Fraglosigkeiten scheinen Ijob in seinem Fall auf einmal nicht mehr selbstverständlich zu sein; ihn straft Gott trotz seines vollkommenen Verhaltens. In V. 37 kündigt er daher selbstsicher an, wenn Gott ihm nur mitteilen würde, was in seinen Augen an Ijobs Verhalten nicht makellos war, er würde diese Vorwürfe leicht entkräften, indem er ihm „all seine Schritte nachzeichnete.“ (Zurück zu v.4)
fzusammen mit Falschheit – Personifikation dieses Fehlverhaltens; man könnte sinngemäß übersetzen: „Wenn Falschheit mein Genosse gewesen wäre / und Betrug mein Ziel“. Obwohl auch Elifas ihm dies später noch einmal ähnlich vorwerfen wird (s. Ijob 34,8), hat Ijob dies gerade nicht getan, s. Ijob 23,11 (Zurück zu v.5)
gwöge er mich mit richtiger Waage – d.h., beurteilte er mich gerecht. Zur „richtigen Waage“ vgl. Lev 19,36; Ez 45,10; im Gegensatz dazu stünde die „gezinkte“ Waage, mit der Käufer übervorteilt werden sollen, vgl. Spr 11,1; 20,10.23. Zum Wiegen von Menschen durch Gott vgl. 1 Sam 2,3; Spr 16,2; 21,2; Dan 5,27. Der Vorwurf ist krass: Gott wird hier als Betrüger bezeichnet. (Zurück zu v.6)
hvom Weg – nämlich dem „Weg Gottes“ oder dem „gerechten Weg“; häufiger Ausdruck für einen gottgefälligen Lebenswandel; s. z.B. Dtn 9,12.16; Jes 30,11. Ijob hat das nicht getan; s. Ijob 23,11. (Zurück zu v.7)
iMakel – Sündhaftigkeit wird im AT noch häufiger beinahe material verstanden. In Dtn 13,18 z.B. ist die Sünde der Götzenverehrer in V. 14 anstreckend; ihre Sünde kann sich als „Verfluchtes an die Hand“ der Gottesfürchtigen heften. Gemeint ist also: „wenn ich gesündigt hätte“.
tFN: Das entsprechende Wort lässt sich auf zweierlei Weisen übersetzen: Die Konsonanten m´um könnten sowohl das Wort mum („Makel“) bedeuten (das ´ wäre dann überflüssig, ein sog. „intrusives Alef“) als auch das Wort me´uma („irgendetwas“). Spätere Schreiber vereindeutigten durch Vokalisierung zur ersteren Bed., so auch VUL und z.B. LUT17; LXX, Syr und z.B. EÜ16 dagegen durch Übersetzung zur letzteren. Tg kombiniert beide möglichen Deutungen: „irgendetwas Böses“; so überraschenderweise z.B. auch HfA, NL. (Zurück zu v.7)
jSprösslinge (Nachkommen) entwurzelt - Beide Bed. sind möglich. Nach der zweiten Bed. wäre gemeint, dass Ijob sein Land verliert, so dass andere sich nun davon ernähren können, so dass seine Nachkommen nun „bodenlos“, „entwurzelt“ sind. Tg wählt die erste Interpretation, die auch wegen V. 12 und den deutlichen Parallelstellen näherliegend ist; VUL die zweite. (Zurück zu v.8)
kbetört worden – zum Ausdruck s. noch Dtn 11,16 und Ijob 31,27; beide Male ist vom Abfall von Gott hin zu anderen Göttern die Rede. Das „Herz“ ist in der atl. Anthropologie Sitz des Verstandes; das dt. Wort betören ist daher äußerst treffend: Statt auf das Richtige auszusein (wie die richtige Frau oder den richtigen Gott) hätte sich Ijob „zum Toren machen lassen“, indem sein Herz einer anderen Frau/Gottheit zufliegt. Vgl. Kaiser 2006, S. 56: „Wenn ich durch eine Frau zum Toren ward...“; Strauß 2000, S. 163: „Hätte sich mein Herz wegen einer Frau zum Narren machen lassen...“. Im Heb. klingen „betören“ und „Tür“ einander noch ähnlicher (niptah - patach); ein Lautspiel, das beide Zeilen aufeinander verweist (vgl. Ceresko 1976, S. 310). (Zurück zu v.9)
ldurch eine FrauLXX, Syr, Tg explizieren: „durch die Frau [eines (anderen) Mannes].“ (Zurück zu v.9)
meines andern (meines Freundes, meines Nachbarn) – W. Das Wort rea` kann auch bloß pronominal für „ein anderer“ verwendet werden (vgl. z.B. TWAT II, Sp 789). Das liegt hier näher als die in den dt. Üss. häufiger gewählten Alternativen, da es auch bei der Strafe in V. 10 unwichtig ist, wer die Frau Ijobs erhält. (Zurück zu v.9)
ngelauert hätte – nämlich, um mit seiner Frau ehezubrechen. (Zurück zu v.9)
oIm Mahlen (Heb. tachan) muss man vermutlich sexuelle Untertöne mithören. So deuten schon Tg, VUL, b.Sot 10a, Raschi und GenR 48. Auch das arab. tachana („mahlen“) und ähnlich griech. und lat. Wörter für „mahlen“ können euphemistisch für „Geschlechtsverkehr haben“ verwendet werden. Vgl. z.B. Berman 2007, S. 34; Gordis 1978, S. 346; Pope 1965, S. 202; Schorch 2000, S. 122f.
Sicher ist aber nicht nur Geschlechtsverkehr gemeint: Offenkundig werden in Vv. 9f. einige Motive aus Vv. 1-8 aufgegriffen und variiert: Aus der jungen Frau (V. 1) wird die Ehefrau (V. 9), die Progression „nicht blicken – das Herz nicht den Augen folgen lassen“ (Vv. 1.7) wird variiert zu „das Herz nicht betören lassen“ (V. 9), die Selbstverfluchung, sonst keinen Anteil an seinen Feldfrüchten haben zu wollen (V. 8) wird variiert zur [diese Feldfrüchte] für andere mahlenden Ehefrau (V. 10); um den Genuss der Feldfrüchte geht es also mindestens auch.
Das Mahlen von Getreide ist Sklavenarbeit (s. Ex 11,5; Ri 16,21; Jes 47,2); wie schon die „Entwurzelung“ von Ijobs Nachkommen (durch Bodenverlust) in V. 8 kommt hier so zum Ausdruck, dass in dieser Selbstverfluchung gleichzeitig liegt, so in die unterste soziale Schicht abzurutschen, in der die landlosen Nachkommen für andere arbeiten und (versklavte?) Ehefrau für andere mahlen müssen. (Zurück zu v.10)
pdies – gemeint ist das in V. 9 Geschilderte. (Zurück zu v.11)
qdies [wiederum] – nämlich die „Unzucht“ aus der vorigen Zeile. Im Heb. wird hier wie meist auf Sachverhalte mit maskulinem Pronomen verwiesen (hu´); „Unzucht“ ist feminin, in Zeile 2 steht daher das feminine Pronomen (hi´) – ein sog. G-Shift, ein häufigeres Stilmittel in der bibl. Poesie.
Spätere Schreiber haben die Pronomina angeglichen an ihre Prädikate „Unzucht“ und „Missetat“ und daher die Reihenfolge vertauscht: hi´ ... wehu´. (Zurück zu v.11)
rDie Konsonanten für strafwürdige Missetat (Missetat für Richter) lassen beide Deutungen zu; entweder wäre zu vokalisieren: ´awon pelilim („Missetat für die Richter“) oder ´āwon pelili(-m) („strafwürdige Missetat“; das eingeklammerte -m wäre ein sog. „enklitisches Mem“). Spätere Schreiber haben durch Vokalisierung vereindeutigt zur zweiten Variante; in dt. Üss. finden sich aber berechtigterweise noch beide Möglichkeiten; z.B. EÜ16, LUT17: „Verbrechen, das vor die Richter gehört“; SLT: „ein strafwürdiges Vergehen“. (Zurück zu v.11)
sbis zum Abaddon fressen – „Abaddon“ ist ein eher seltener Wechselbegriff für das Totenreich. Wie in den Parallelstellen zu V. 11 wird die Unzucht hier also als etwas Todeswürdiges bezeichnet. Vgl. sehr ähnlich Dnt 32,22; Spr 7,27. (Zurück zu v.12)
tMetaphorisch sagt V. 12 das selbe wie V. 8 und V. 10: Eine solche Sünde müsse zur Folge haben, dass Ijob all seine Feldfüchte verliert: „Diese Untat wäre ein Feuer...“, d.h. „Dieser Untat entspräche ein Feuer...“. (Zurück zu v.12)
uV. 13: Enjambement. Die Rechte von Sklavinnen und Sklaven waren im Alten Israel ohnehin schon bis zum äußersten eingeschränkt. V. 13 spricht von dem Fall, dass selbst ihre wenigen verbleibenden Rechte (wie z.B. Dtn 15,12-15) von Ijob missachtet worden wären. (Zurück zu v.13)
vsich erhöbe – ein häufiges Motiv v.a. in den Psalmen: Gott „sitzt untätig“, doch auf Aufforderung kann er sich „erheben“, um z.B., wie hier, eine Sache oder eine Person zu untersuchen und dann zu richten oder zu strafen. S. ähnlich z.B. Ps 3,8; 7,7; 9,20; 10,12; 76,9 u.ö. (Zurück zu v.14)
wChiasmus. (Zurück zu v.14)
xTextkritik: im Mutterleib mein Schöpfer (im Mutterleib, der mich geschaffen; der mich geschaffen im Mutterleib) – Die Konsonanten der heb. Entsprechung zu „mein Schöpfer“ lassen sich auch verbal lesen als „der mich geschaffen“. Die Schreiber des masoretischen Textes vereindeutigten durch Vokalisierung zu „mein Schöpfer“, LXX, Syr und VUL durch Übersetzung zu „der mich geschaffen“. Beides ist gleichermaßen möglich. Im Text, der LXX vorlag, scheint außerdem die Reihenfolge von „im Mutterleib“ und „der mich geschaffen“ vertauscht gewesen zu sein; diese Wortfolge findet sich auch in 4QJoba und 11QtgJob. 11QtgJob stimmt noch häufiger mit LXX überein; offenbar kursierte Ijob 31 in md. zwei leicht unterschiedlichen Varianten. Welche der beiden an dieser Stelle die ursprünglichere ist, lässt sich nicht entscheiden; es trägt sich auf die Bed. des Verses auch nur minimal aus: Nach beiden Varianten lässt sich der „Mutterleib“ sowohl auf „mich“ (so z.B. EÜ16: „Hat nicht er der mich im Mutterleib gemacht hat, ihn gemacht“) als auch auf „den Sklaven“ (so z.B. : „Hat nicht mein Schöpfer auch ihn im Mutterleib geschaffen“) beziehen. (Zurück zu v.15)
yin einem Mutterschoß ist theoretisch auch möglich; so z.B. daher auch LXX, Sym, Syr, Tg; auch R-S („im gleichen Mutterleibe“). Viel Sinn macht es allerdings nicht; sicher soll nicht gesagt werden, dass Ijob und sein Sklave biologische Brüder waren.
Dass Herr und Knecht mindestens hinsichtlich ihrer Erschaffung durch den selben Schöpfer einander gleichgestellt sind, findet sich gar nicht selten im Alten Testament; s. die Parallelstellen. Es ist dies eine spätere Basis des berühmten Liebesgebots in Lev 19,18 („Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“), wie das denn z.B. in ARN A 16 auch ausgesprochen wird: „Rabbi Schimon ben Elazar sagte: Mit einem mächtigen Eid wurde dies Wort ausgesprochen: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.‘ Ich habe ihn geschaffen; wenn du ihn liebst, bin ich treu, dir guten Lohn zu vergelten; wenn aber nicht, bin ich Richter, zu strafen.“ (Zurück zu v.15)
zArme ist Oberbegriff, unter den Witwen und Waisen, zwei Klassen der klassischen „personae miserae“, ebenso fallen wie der landlose Tagelöhner: Im Alten Israel oblag die Rolle des „sozialen Netzes“ der Familie; fehlte einer Person dieses Netz, hatte sie wenig Chancen auf soziale Sicherheit oder gar Wohlstand. Vgl. dazu z.B. WiBiLex: Armut / Arme (AT). Gerade diese sind es häufig, die ihre soziale Stellung in die Schuldsklaverei abrutschen lässt; Vv. 13-15 und 16-18 (und 19-23) thematisieren also sämtlich sozial ähnlich gestellte Personengruppen. Die Gedankenentwicklung ist klar: In seinen Selbstverfluchungen in Vv. 8.12 verflucht sich Ijob selbst zu einem Leben in Armut und ohne Familie; darauf folgt ein längerer Abschnitt über sein Verhältnis zu Armen ohne Familie, woran sich dann in Vv. 24f. ein Abschnitt über Ijobs Verhältnis zum Reichtum anschließt.
Wegen ihrer sozialen Stellung gehörten Hilfeleistungen für Arme, Witwen und Waisen zum in der Bibel ethisch gebotenen Verhalten (s. z.B. Dtn 15,11; Tob 4,7f.; Lk 11,41; Jak 1,27; 1 Joh 3,17). In Ijob 22,9 bekam Ijob gerade vorgeworfen, sich daran nicht gehalten zu haben; doch er hat dies eben doch getan, s. Ijob 29,12f.16. (zu v.16)
aaAugen verschmachten lassen – Die „Augen“ sind in der atl. Anthropologie eine Art „Barometer der Lebenskraft“ (Anderson 1972, S. 129): ist ein Mensch alt, krank, schwach oder traurig, hören seine Augen auf, zu „leuchten“ (s. Dtn 34,7; Ijob 17,7; Ps 6,8; 38,11; Klg 5,17). Gesundet er oder erholt er sich, leuchten seine Augen dagegen wieder auf (s. 1Sam 14,27.29; Esra 9,8; Ps 19,9). Auf irgendeine Weise, so sagt es der Ausdruck, würde Ijob also negativ einwirken auf das Leben von Witwen. (Zurück zu v.16)
absie – gemeint ist die Witwe; ein weiterer G-Shift („es“ für das Waisenkind ist im Heb. maskulin), dem hier auch noch die Geschlechter von „Vater“ und „Mutter“ entsprechen. Chiasmus: Witwe (V. 16) – Waisenkind (V. 17) – „es“ (V. 18a) – „sie“ (V. 18b).
Gemeint ist, dass Ijob so wohltätig wie ein Vater war (wie in Ijob 29,16), und – übertreibend gesprochen – dass er dies schon von frühester Kindheit, „von Mutterleib an“, war.
Textkritik: Die Bilder des Verses sind nicht ganz leicht verständlich; viele Übersetzer korrigieren daher seinen Text. Häufig wird z.B. die Vokalisierung von „es wuchs mir auf“ korrigiert zu „er zog mich groß“, was nach den Konsonanten des Textes durchaus möglich ist. So z.B. schon Raschi; auch NeÜ: „Von Jugend an zog Gott mich wie ein Vater groß“; ähnlich B-R, , EÜ16, PAT, ZÜR. Ähnlich wird dann gelegentlich auch das „führte ich sie“ korrigiert zu „führte er mich“, was von den Konsonanten her nicht möglich ist. So z.B. Gray 2010, S. 381; auch wieder B-R, , EÜ16, PAT, ZÜR. Einige wollen auch nur das „sie“ korrigieren nach „es“, so dass auch das zweite Verb sich auf das Waisenkind beziehen könnte; z.B. Ball 1922, S. 361; auch GN („vom Leib meiner Mutter an habe ich es geleitet.“), MEN, merkwürdigerweise auch NeÜ. (Zurück zu v.18)
acNämlich dafür, dass ich sie ihm bedeckte. (Zurück zu v.20)
adWenn ich meine Hand erhob – Trad. „Wenn ich über ein Waisenkind meine Hand schwang“; zum Wort vgl. aber Kopf 1959, S. 262-5; Milgrom 1972, S. 34f. So und so ist gemeint: Wenn ich eine Gewalttat gegen es beging; zum Ausdruck s. Jes 10,32; 11,5; 19,16. (Zurück zu v.21)
aeDas Tor war Gerichtsplatz in altisraelitischen Städten. Vorgestellt wird also das Szenario, dass Ijob Waisenkinder schädigte, weil er dafür ohnehin nicht gerichtlich belangt werden würde. (Zurück zu v.21)
aftFN: Schrecken für mich – W. „Schrecken auf mir“; wie oft im späten bibl. Heb. ´el für `al. Letzteres ist eine gewöhnliche Präp. zur Angabe von Empfindungen, die ein Mensch empfindet; vgl. z.B. Ges18, S. 963. (Zurück zu v.23)
agTextkritik: Weil der Satz nicht sehr schön ist, wird der Ausdruck „Schrecken für mich“ unter dem Einfluss von Ijob 13,11 („sein [=Gottes] Schrecken“) von vielen geändert zu „Schrecken Gottes (müsste über mich kommen)“; für die eingeklammerten Worte müsste dann vorausgesetzt werden, dass ein Schreiber das ursprüngliche Wort für „müsste kommen“ zunächst auf Aramäisch geschrieben hätte und dann einem weiteren Schreiber mehrere Fehler beim Abschreiben dieser aramäischen Worte unterlaufen wären: אל יאתה לי => אל יאתא לי => אלי איד אל. Das liegt sehr fern, wird aber häufig vertreten und findet sich auch in einigen Üss, z.B. FREE, H-R, HER05, LUT17. (Zurück zu v.23)
ahTextkritik: ihn/es zu ertragen, würde ich dann nicht vermögen gut nach Strauß 2000, S. 173, der statt miß´eto zu mißa´to vokalisieren möchte, ohne damit den Konsonantenbestand anzutasten. Da ihm darin bisher m.W. (S.W.) noch niemand gefolgt ist, bleiben wir aber bei der Standarddeutung von Zeile 2 und bieten dies nur als alternative Variante an. Zur Standarddeutung s. ähnlich Ijob 13,11. (Zurück zu v.23)
aiLicht – gemeint ist die Sonne; s. ähnlich Ijob 37,21; Jes 18,4; Hab 3,4. So übersetzen daher auch LXX, VUL, Tg. (Zurück zu v.26)
ajtFN: leuchtet (leuchten macht)) – „leuchten macht“ nach Strauß 2000 S. 173; zur Form vgl. aber Barth 1889, S. 178; auch GKC §67p. (Zurück zu v.26)
akTextkritik: hell (brennend, kühl) – Heb. jāqār. LXX und Syr lasen das grafisch sehr ähnliche jāqād („brennend“), so auch Houtsma 1925, S. 67; einige Tg-Handschriften vokalisieren die Konsonanten als jāqar („kühl seiend“), was durchaus möglich ist, so auch Gray 2010, S. 386. (Zurück zu v.26)
albetört worden wäre – das selbe Verb wie in V. 9, aber anders geschrieben. Dass es auch in dieser Schreibung die selbe Bed. haben kann, zeigt Dtn 11,16; es ist nicht notwendig, sie an V. 9 anzugleichen (vgl. Dhorme 1984, S. 462). (Zurück zu v.27)
am
(c) Ward, William Hayes: The Seal Cylinders of Western Asia. Washington, 1910. S. 274.
V. 27 macht klar, dass mit dem „Sehen“ von Sonne und Mond Götzenverehrung der Himmelskörper gemeint ist, deren Assoziation in Ijob die Rede vom Gold geweckt hat – entweder wegen ihrer Farbe oder weil Götzenbilder häufig aus Gold gefertigt wurden. Zur Verehrung von Himmelskörpern im Alten Israel s. z.B. Dtn 4,19; 17,3; 2 Kön 17,16; 21,3.5; 23,5; Jer 8,1f.; auch in Ps 19 finden sich wohl noch Reflexe einer solchen Verehrung. Zum Kuss als Zeichen der rel. Verehrung s. 1 Kön 19,18; Hos 13,2. Der Handkuss zur Verehrung astraler Gottheiten ist für Griechenland gut bezeugt; vgl. z.B. Lukian, salt 17, wo er davon berichtet, dass die Inder für die Sonne tanzten und „sich nicht bloß, wie wir [sc. die Griechen], die Hand küssen und die Sache damit abgethan zu haben glauben.“ (Üs. nach Pauly). Eine schöne Abbildung des Handkusses als orientalischen Gebetsgestus (dazu vgl. auch Langdon 1919) findet sich auf dem rechts abgebildeten Siegel: Rechts sitzt eine Gottheit, vor ihm die Sonne, ein Stern und ein Affe; davor ein Verehrer beim Handkuss.
In der Formulierung küsst hier die Hand den Mund statt umgekehrt, „weil sie beim Handkuss aktiver ist [als der Mund](Driver/Gray 1921, S. 269). Vgl. ähnlich Am 5,19: „Ein Bär trifft auf ihn“ statt „Er trifft auf einen Bären“. (Zurück zu v.27)
anTextkritik: ich wäre erregt gewesen (ich hätte gejubelt) – Das Wort für „erregen“ ist in der Bed. „sich freuen“, die der Kontext fordert und wie hier auch VUL übersetzt, nicht belegt; einige (z.B. Fohrer 1963, S. 426; Gray 2010, S. 381; Torczyner 1920, S. 226) wollen daher den Text korrigieren von wehit`orarti nach wehitro`a`ti („ich hätte gejubelt“). So oder so ist recht klar, dass auch Zeile 2 von Ijobs Schadenfreude über seine Feinde spricht. Sinnvoll daher z.B. HfA („schadenfroh gelacht“), NL („schadenfroh gejubelt“); auch (nicht mehr EÜ16), H-R, MEN, PAT, R-S, TAF, TUR, van Ess, ZÜR. (Zurück zu v.29)
aoerfasst hatte BösesAntanaklasis: Vv. 25.29 sind schon durch die gleichlautenden Versanfänge aufeinander bezogen. In beiden Versen findet sich auch das Verb matsa´ („erfassen“), einmal aber in der Bed. „erlangen“, einmal in der Bedeutung „überkommen“; vgl. Ceresko 1982, S. 562. (Zurück zu v.29)
apVieldiskutierter Vers. Gemeint ist wohl: Ijobs „Zeltgenossen“ – die Rede ist vermutlich im Gegensatz zu den Migranten und Wanderern im nächsten Vers von den steten Bewohner seines Zeltes, also seinen Familienangehörigen, Knechten und Sklaven – speißen so gerne an Ijobs Tafel, dass sie bedauern, wegen Sättigung je mit dem Essen aufhören zu müssen.
Genauer: Die Funktion von „Wenn nicht“ im Kontext von Ijob 31 ist klar; eingeleitet wird damit ein Sachverhalt oder Tatbestand, der, wenn er nicht der Fall wäre, Ijobs Sündigkeit bedeuten würde; s. Vv. 5.6.9.13.16.19.20.21.24.25.26f.29. Der Ausdruck „Wer könnte geben, dass...“ findet sich 25x im AT; 23x davon sicher als Einleitung eines Wunsches („Gäbe es doch jemanden, der dafür sorgen könnte, dass...“); auch oft im Ijobbuch, s. Ijob 6,8; 11,5; 13,5; 14,13; 19,23; 23,3; 29,2; 31,35. Die einzigen beiden Stellen, für die diskutiert wird, dass dieser Ausdruck auch nicht als Einleitung einen Wunsch verwendet werden könnte, sind Ijob 14,4 und unsere Stelle; so z.B. sogar Jongeling 1974 und Seidl 2001. Zu Ijob 14,4 s. dort; an unserer Stelle wäre dann zu übersetzen: „Wen gibt es, der nicht satt geworden ist durch sein Fleisch!?“ Bei diesem Zahlenverhältnis von 23 von 25 Stellen bräuchte es sehr starke kontextuelle Argumente dafür, den Ausdruck nicht-idiomatisch zu deuten. Die gibt es nicht, dennoch ist dies die Mehrheitsübersetzung; so fast alle Üss (Ausnahmen: LUT 1545 (anders als LUT 1912, 1984 oder 2017): „O wolt Gott das wir von seinem fleisch nicht gesettiget würden.“; TUR: „Ach, könnten wir von seinem Fleische nie ersatten!“). Die sprachlich sehr viel näher liegende Deutung ist also die: Ijob bezeugt seine Rechtschaffenheit damit, dass seine Zeltgenossen sich etwas wünschen („Wenn meine Zeltgenossen nicht sagen würden: ‚Wer könnte geben, dass...!?‘“). Das Verb in ihrem Wunschsatz könnte entweder ein Verb mit der Endung für 1. Pers. Pl. sein oder ein Partizip Passiv Sg. Mask., also entweder „... dass wir nicht/nie satt würden“ oder „dass es nicht-Gesättigte/nicht Sättung [gäbe/der Fall wäre].“ Und das „Fleisch“ Ijobs könnte entweder das Mahl sein, das Ijob je servierte (Fleisch war im Alten Orient eine Festtagsspeise) oder sein eigenes Fleisch.
Nimmt man dies zusammen, ergeben sich als die zwei wahrscheinlichsten Bedeutungen des Verses: (1)[Meine Zeltgenossen wünschen sich:] ‚Ach, dass man sich doch nicht an seinem Fleisch sättigte/gesättigt habe!‘“; sie bedauern ihn also für die Anfeindungen, die er erfahren muss, die hier – wie in Ps 14,4; 27,2; Ps 53,4; Ez 22,25; Mi 3,3 und im sehr ähnlichen Vers Ijob 19,22 – übertreibend als Kannibalismus dargestellt werden; (2)[Meine Zeltgenossen wünschen sich:] ‚Ach, dass wir doch nie von seinem Fleisch satt würden!‘“; Ijob wäre also ein so guter Tischherr, dass sie bedauern, je von seiner Tafel aufstehen zu müssen. Direkt an diesen Wunsch schließt sich Ijobs Selbstzeugnis an, dass er auch für Migranten und Wanderer ein guter Gastgeber sei; der Kontext spricht also stark für die zweite Variante, die ja in etwa auch das selbe impliziert wie die Mehrheitsübersetzung. Ähnlich auch Lund 1903, S. 274: „O, that we never may be satisfied with his flesh!“ (Zurück zu v.31)
aqTextkritik: Die Konsonanten wurden von den mittelalterlichen Schreibern orach („Weg“) vokalisiert; gemeint war aber sicher oreach („Wanderer“); so auch die alten und fast alle neueren Üss. (Zurück zu v.32)
arin meinem Versteck (durch mich-Verstecken, in meiner Brust) – Das Wort chob findet sich nur ein Mal in der Bibel und ist daher unsicher in seiner Bedeutung. Syr übersetzt mit „Verstecke“; entsprechend wäre es abzuleiten von chaba´ („verstecken“; so Pope 1965, S. 208; erwogen schon von Levy, ChW, S. 233; so auch schon Raschi, Ibn Ezra). Ähnlich Wolfers 1995, S. 441, der das Wort als Infinitiv von chabah („verstecken“) analysiert. Gemeint wäre dann exakt das, was Adam nach dem Essen der verbotenen Frucht tat: Er versucht, seine Missetat zu verbergen, indem er sich vor Gott „versteckt“ (wajjitchabe´, von chaba´; Gen 3,8). So z.B. LUT17: „um heimlich meine Schuld zu verbergen“
Tg dagegen übersetzt das Wort gleich dreifach („in meiner Brust, in meinem Busen, im Innersten meines Herzens“), was mit VUL („in meiner Tasche“) auch als Bezeichnung für eine „Brusttasche“ gehalten werden könnte; entsprechend wäre das Wort abzuleiten von chabab („lieben“) und das abgleitete Nomen „Liebe“ würde dann metonymisch für das Herz gebraucht, in dem man seine Sünden verbirgt (?), oder für die „Brust“, was dann noch einmal metonymisch für die „Brusttasche“ stehen würde (was aber genau die Vorstellung hinter der in der Brusttasche verborgenen Sünde sein soll, ist ungewiss). So deuten und übersetzen die meisten (z.B. EÜ16: „Wenn ich meine Schuld verbarg in meiner Brust“). (Zurück zu v.33)
asLärm der Menge – also ihren Aufruhr ob seiner Missetat. Das Wort für Lärm kann selbst schon die Bedeutung „Masse, Menge“ haben; der Ausdruck „Lärm der Menge“ weckt also die Assoziation eines regelrechten Volksaufstandes. (Zurück zu v.34)
atEinzeiler wie oft zum Abschluss einer Strophe. Das „und still gewesen wäre“ steht im heb. Text im „Tempus“ Wayyiqtol, das Wort steht also nicht auf einer Ebene mit den ersten beiden Zeilen und dem Folgenden, sondern Ijob macht hier noch einen Nachtrag zu seiner Missetat-hypothese in V. 33, die ebenfalls in der Vergangenheit formuliert war: „Wenn ich meine Verfehlungen wie Adam verborgen hätte, indem ich meine Missetat in meine Versteck verdeckte ... und still gewesen wäre“. Der Rest der Zeile bringt dann die Selbstverfluchung: Ihm müsste dafür soziale Ausgrenzung zuteil werden, wie sie in Ijob 19,13-19 geschildert wird. (Zurück zu v.34)
auSchwierigster Vers des Kapitels; was das Tau und die Schrift des Prozessgegners genau sein sollen, ist ungewiss. Bei der „Schrift des Prozessgegners“ liegt schon in der Formulierung, dass es sich wohl um ein gerichtliches Dokument handelt; vermutlich die Anklageschrift – s. dazu die Anmerkungen. Viel schwieriger ist aber das „Tau“. Gemeint ist vielleicht: „Dies ist mein letztes Wort!“.
Genauer: „Tau“ ist der Name des letzten Buchstaben des heb. Alphabets; in der althebräischen Schrift hatte es die Form eines „x“ oder eines griechischen „χ“. Die hebräischen Buchstabennamen haben aber außerdem eine Bedeutung. Der erste Buchstabe des Alphabets etwa, „Aleph“, bedeutet „Rind“; der zweite, „Beth“, bedeutet „Haus“ usw. Was aber die Bedeutung von „Tau“ ist, ist ungewiss. Das Wort findet sich nur noch in Ez 9,4.6; dort steht es aber sicher für den Buchstaben und speziell die Form dieses Buchstabens (s. dort); die Bedeutung des Wortestau“ lässt sich aus dieser Stelle nicht herauslesen.
  1. Vorsichtigere Ausleger belassen es bei der Bedeutung „mein Tau“, sehen dies als Äquivalent für „mein Kreuz“, mutmaßen, dass Analphabeten im Alten Israel wie heute unter Dokumente statt einer Unterschrift ein Kreuz gesetzt hätten und dass Ijob daher mit dem Ausdruck „mein Kreuz“ auf eine von ihm ge- und hiermit unterschriebene Verteidigungsschrift verweise. Schon für Unterschriften an sich gibt es im Alten Israel aber keine Belege, und noch weniger für stattdessen gesetzte Kreuzchen. Beides macht auch nicht viel Sinn in einer Gesellschaft, die zum größten Teil aus Analphabeten bestand und wo daher Dokumente stattdessen nachweislich mit Rollsiegeln oder Siegelringen „unterschrieben“ wurden. So dennoch die meisten Ausleger und Üss. Im Jerusalemer Talmud findet sich dann auch sehr wahrscheinlich doch ein Beleg für diese Praxis; nach j.Git ix 9 50d unterschrieb Rabbi Abbahu seine Dokumente mit einem „Aleph“, Rabbi Chisda dagegen mit einem „Samech“. Hezser 2011, S. 181 geht sinnvoll davon aus, dass „Alef“ und „Samech“ nicht für die Anfangsbuchstaben der beiden Rabbis stehen (da „Chisda“ mit Het beginnt, nicht mit Samech), sondern für ihre Form: Aleph hatte wie das althebräische Tau die Form eines Kreuzes, Samech die eines Kreises. Was Rabbi Abbahu tat, würde also exakt dem entsprechen, was vielleicht Ijob hier von sich sagt: Er unterschreibt mit einem Kreuzchen.
    Wagemutigere Ausleger halten das Wort „Tau“ wegen dieser Stelle und doch auch wg. Ez 9,4.6 für einen Ausdruck für „Zeichen“; Fohrer 1963 übersetzt daher mit „Handzeichen“ und will es für etwas wie die Fingerabdrücke auf babylonischen Urkunden halten; Alter 2010 gleich für ein persönliches Rollsiegel. Noch wagemutigere Ausleger leiten aus Ez 9,4.6 ab, dass es speziell Zeichen für die Zugehörigkeit zu JHWH bezeichne, die man auf der Stirn trug, was daher auf eine Vorform der Phylakterien oder Tefillin anspiele (Stevenson 1951; Wolfers 1995; Witte 2004). Aber zu Ez 9,4.6 s. eben dort; und auch so sind alle drei Varianten zu hypothetisch.
  2. Tg und VUL übersetzen mit „mein Begehren“; recht verbreitet ist daher auch, taui zu korrigieren oder zu lesen (gut Gordis 1978, S. 355) als ta´auati („mein Begehren“): „Siehe, meine Begehren [ist], dass Schaddai mir antworte!“. Doch richtig Rechenmacher 2007, S. 170: Die Abfolge [Deiktikon („Siehe“) – Abstraktum („mein Begehren“) – Satz („das Schaddai mir antwortet“)] wäre im Heb. nicht idiomatisch und findet sich daher auch nirgends sonst. So aber (nicht mehr EÜ16), KJV, LUT 1545, PAT.
  3. Weil Tau der letzte Buchstabe im Alphabet ist, vermutet Humbert 1929, S. 91, der Ausdruck „mein Tau“ bedeute etwa „mein letztes Wort“. So auch Hoffmann 1891, S. 84; Kissane 1946; auch B-R („da ist mein Schlussstrich“), HER05 („dies ist mein letztes Wort“), NJB („I have said my last word“), TOB („Voilà mon dernier mot“); erwogen und empfohlen auch von CTAT V, S. 303. In Ermangelung einer besseren Alternative sollte man sich für diese Lösung entscheiden; sehr befriedigend ist sie aber nicht, solange sich für diesen Gebrauch keine Parallelen finden. Am ehesten ist eine solche Offb 22,13, wo Jesus von sich sagt, er sei „das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte“, wo also der letzte Buchstabe des griech. Aphabets, Omega, für „den/das Letzte/n“ steht. Vielleicht auch vergleichbar: b.A.Z. 4a: „diejenigen, die die Torah von Alef bis Tau befolgen“. Ijob hebt an zu seiner letzten Selbstverteidigung, seinem „Tau“. (zu v.35)
avDie Übersetzung wird dadurch sehr erschwert, dass die dritte Zeile verschiedentlich aufgelöst werden kann, weil sie von verschiedenen Worten und Sätzen abhängen könnte:
  • Von „Wer könnte mir geben, dass...“: „Wer könnte mir geben, dass [Gott] mich erhört ... und [dass ich] die Klageschrift [hätte], die mein Prozessgegner schrieb?!“ (Dillmann 1869, so z.B. LUT17, ZÜR)
  • Von „Siehe“: „Sieh, mein Tau ... und [sieh], die Schrift...“ (Witte 2004, so z.B. EÜ16, HER05)
  • Von „er möge mir antworten“: „Schaddai möge mir antworten und der Schrift [antworten]...“ (Wolfers 1995, so z.B. NL, R-S)
  • Mit V. 36: „Die Schrift, die mein Prozessgegner schrieb: Ich würde sie auf dem Nacken tragen...“ (Dhorme 1984; Strauß 2000; Rechenmacher 2007 u.a.; so schon LXX)
Indizien sind erstens, dass das „Tau“ offenbar etwas Gutes, die „Schrift des Prozessgegners“ dagegen etwas Schlechtes für Ijob ist (vgl. Rechenmacher 2007, S. 178) und daher vielleicht nicht das selbe über beide ausgesagt werden soll, und v.a. zweitens, dass von der „Schrift des Prozessgegners“ die „Schrift“ ohnehin in V. 36 und der „Gegner“ in V. 37 aufgegriffen wird (vgl. ähnlich ebd., S. 175); diese Indizien sprechen etwas mehr für die vierte Auflösung. Die anderen Alternativen sind aber dennoch möglich und alle nicht unwahrscheinlich.
V. 36 beginnt mit einer neuen „Wenn“-Formulierung, die sich häufig in Ijob 31 finden. Mit V. 35c beginnt daher wohl eine neue Strophe, die bestimmt ist von Rechtsterminologie: Die Rede ist von der „Schrift“ des „Prozessgegners“ und in V. 38 von der Erde als Zeuge beim Prozess gegen Ijob (s. dort). (Zurück zu v.35)
awauf meiner Schulter tragen – wie ein Ehrenabzeichen; vgl. Jes 22,22 (vgl. auch Spr 6,21): Weil er ohne Fehl ist, ist die Anklageschrift mit den falschen Anklagen für Ijob durchaus nicht gefährlich, sondern im Gegenteil Ausweis seiner Vollkommenheit. (Zurück zu v.36)
axKrone – Im Heb. Pl. So auch in Sach 6,11.14; es gehört wohl zu den heb. Worten, die auch im Pl. Sg.-Bed. haben können. Mit Sg. übersetzen auch LXX, VUL, Syr. (Zurück zu v.36)
aydie Summe meiner Schritte – all meine Schritte, die Gänze meiner Taten; Ijob ist zuversichtlich, beim Nacherzählen seines Lebens von A bis Z keiner Ungerechtigkeit bezichtigt werden zu können. (Zurück zu v.37)
azkund tun – Wortspiel: „kund tun“ ist Heb. nagad, der „Fürst“ nagid. Wie ein Fürst kann er sich ihm nahen, da er ob seiner Fehlerlosigkeit stolz und mutig auf ihn zutreten kann – und weil er eine Krone trägt, nämlich eben die Anklageschrift seines Gegners. In Ijob 19,9 beklagt sich Ijob, dass ihm mit seinem Leid die Krone genommen sei; die Widerlegung der hypothetischen Anklageschrift würde ihm diese Krone wieder geben: Er ist unschuldig; die ungerechte Anklageschrift würde auf diese Weise zum Ehrenzeichen. (Zurück zu v.37)
baV. 38 spielt das Motiv von gegen Menschen als Zeugen auftretenden Objekten ein; s. Gen 4,10; Dtn 31,28; Ps 50,4; Jes 1,2; 26,21; Mi 6,2; Hab 2,11. In Vv. 35c-36 spricht Ijob davon, dass in einer hypothetischen Anklageschrift nichts Wesentliches gegen ihn stehen könnte; in V. 38 davon, dass selbst sein Acker als möglicher Zeuge nichts gegen ihn vorbringen würde: Er hat sich ganz makellos verhalten. (Zurück zu v.38)
bbVv. 38f. verstehen viele Ausleger verblüffenderweise so, dass Ijob von sich weist, Sünden gegen die Natur begangen habe, indem er z.B. speziell Raubbau mit seinen Feldern betrieben habe (daher z.B. GN: „weil ich nur erntete und ihn nicht pflegte“; HfA: „wenn ich seinen Ertrag verzehrt habe, ohne ihm zu geben, was ihm zusteht“). V. 39 spezifiziert aber, dass er von sich weist, „ohne Zahlung“ den Ertrag seines Ackers genossen zu haben und (so) „seinen Besitzer“ umgebracht habe. Hintergrund sind also wohl eher von verschuldeten Israeliten verpfändete Äcker, für die Ijob ihren eigentlichen Besitzern nichts oder zu wenig gezahlt hätte. S. zum Hintergrund z.B. Lev 27,22-25, wo sich Regelungen für den Spezialfall finden, dass ein „Käufer“ eines solchen Feldes dieses dem Tempel „heiligt“, oder Rut 4, wo Noomi ihre Felder verpfänden möchte, vgl. auch Bodenrecht (AT) (WiBiLex). Zu unrechtlich angeeigneten Feldern s. z.B. 1 Sam 8,14f.; 1 Kön 21; Mi 2,2.
Die Üs. „Ackerleute“ in HER05 und LUT nimmt an, dass hier ba`al („Besitzer“) als Variante von po`al („Arbeiter, Täter“) verwendet würde. Das ist sehr unwahrscheinlich; allein schon, weil sich in V. 3 die normale Form po`al findet („Täter [von Übel], [Übel-]täter“; so richtig Dick 1983, S. 36). (Zurück zu v.39)