Diskussion:Amen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 32: Zeile 32:
 
Jetzt ist es aber so, dass das einleitende "Amen, ich sage euch" wahrscheinlich nicht von Jesus geprägt wurde (vgl. Aune 1991; Berger 1972; Strugnell 1974; Talmon 1969), aber recht sicher charakteristisch für Jesu Stil war und aus diesem Grund auch von den meisten Evangelisten (nicht von Lukas) bewahrt wurde. Das "Amen, ich sage euch" ist also sozusagen "historisch" interessant. Und da bin ich mir jetzt nicht mehr sicher - sollten wir auch das berücksichtigen?
 
Jetzt ist es aber so, dass das einleitende "Amen, ich sage euch" wahrscheinlich nicht von Jesus geprägt wurde (vgl. Aune 1991; Berger 1972; Strugnell 1974; Talmon 1969), aber recht sicher charakteristisch für Jesu Stil war und aus diesem Grund auch von den meisten Evangelisten (nicht von Lukas) bewahrt wurde. Das "Amen, ich sage euch" ist also sozusagen "historisch" interessant. Und da bin ich mir jetzt nicht mehr sicher - sollten wir auch das berücksichtigen?
 
--[[Benutzer:Sebastian Walter|Sebastian Walter]] 19:42, 8. Mär. 2014 (CET)
 
--[[Benutzer:Sebastian Walter|Sebastian Walter]] 19:42, 8. Mär. 2014 (CET)
 +
 +
: '''edit''': bzw. für das "Amen, ich sage euch" gibt es keine Parallelen und das könnte durchaus von Jesus geprägt sein - nur für das einleitende "Amen" an sich scheint es Parallelen zu geben (s. eben die obigen Aufsätze). --[[Benutzer:Sebastian Walter|Sebastian Walter]] 21:20, 12. Apr. 2014 (CEST)
  
  

Version vom 12. April 2014, 21:20 Uhr

Den LF-Vorschlag finde ich nicht gut. "In der Lesefassung bietet sich die Umschreibung mit „Ich versichere euch...“ oder eine ähnliche, dem Kontext angemessene an."? - In etwa der Hälfte der Verwendungen (habs nicht genau gecheckt) kommt "Amen" vor im Zhg. von "Amen (, Amen), ich sage euch...". Wenn wir da "Amen" mit "Ich versichere euch" übersetzen würden, käme dann heraus "Ich versichere euch (, ich versichere euch), ich sage euch:...".
Aber zu "Amen" will ich ohnehin noch was schreiben; ich melde mich noch mal.
--Sebastian Walter 11:02, 3. Mär. 2014 (CET)

Es scheint eine gängige Praxis zu sein, sowohl aus

  • Amen
  • Amen, Amen
  • Amen, ich sage euch
  • Amen, Amen, ich sage euch

ein „Ich versichere euch“ zu machen. So war das gemeint. Aber selbstverständlich kann man das Thema noch genauer erforschen. Genau dazu haben wir ja eine Diskussion! --Ben 14:56, 3. Mär. 2014 (CET)

Will ich einfach mal festhalten, kann man ja noch prüfen: Will man das emphatische, einleitende "amen" mit einem Wort übersetzen, könnte es sich lohnen wie Luther ("Wahrlich") neue Wege zu gehen und es stattdessen (zunächst sicher gewöhnungsbedürftig) mit "wirklich" wiedergeben. --Ben 18:46, 8. Mär. 2014 (CET)

Machen wir das doch mal ein bisschen systematischer. "Amen, ich sage euch" kommt im Mk hier vor:

  • Mk 3,28: "A... - Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben werden."
  • Mk 8,12: "Warum fordert dieses Geschlecht ein Zeichen? A... - Niemals wird diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden!"
  • Mk 9,1: "A... - Es sind einige unter den hier Stehenden, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes mit Macht haben kommen sehen."
  • Mk 9,41: "Wer euch einen Becher Wasser gibt, weil ihr Christus angehört - A... - dem wird sein Lohn nicht ausbleiben."
  • Mk 10,15: "A... - Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen."
  • Mk 10,29: A... - Niemand verließ Haus oder Brüder oder Schwestern... meinet- und der guten Botschaft wegen, der nicht hundertfach empfinge jetzt, in dieser Zeit [...] und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben.
  • Mk 10,23: A... - Wenn jemand zu diesem Berg spräche "Hebe dich und wirf dich ins Meer", und in seinem Herzen nicht zweifelte, sondern glaubte, dem wird werden, wie er spricht, dass es sein soll."
  • Mk 12,43: "A... - diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die eingelegt haben."
  • Mk 13,30: A... - Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist."
  • Mk 14,9: A... - Wo immer dieses Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch davon reden, was diese tat - zu ihrem Gedächtnis."
  • Mk 14,18: A... - Einer von euch wird mich ausliefern - einer, der mit mir isst."
  • Mk 14,25: A... - Ich werde hinfort nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken bis zu jenem Tag, da ich es neu trinken werde im Reiche Gottes."
  • Mk 14,30: A... - Heute nacht wirdst du mich dreimal verleugnen, ehe der Hahn zweimal kräht."

"Amen, ich sage euch" leitet also stets Prophezeiungen oder die Kundgabe religiöser Wahrheiten ein, die Jesus äußern kann, weil er Einsicht in das Künftige und das Heilige hat. Die "Amen, ich sage euch"-Sprüche sind darüber hinaus auch noch häufig auf andere Weisen sprachlich besonders markiert (z.B. als definitiv (nicht) geschehend etc.).
Diese beiden Verwendungsweisen finden sich so auch in den anderen drei Evangelien (Gary Ludlam hat übrigens kürzlich über diese Formel bei Joh gebloggt), deswegen wird die Formel "Amen (amen), ich sage euch" meist analysiert als "Vollmachtsformel": Jesus unterstreicht mit ihnen, dass er bevollmächtigt/autorisiert ist, die folgenden definitiv wahren Aussagen zu machen (vgl. z.B. EWNT, S. 167f.; Aune 1991, S. 165; Ross 1991, S. 167).
Ich glaube deshalb eigentlich, dass es stilistisch kontraproduktiv wäre, wenn man da etwas wie "Wirklich", "Wahrlich", "Wahr ists" etc. voranstellte. "Diese arme Witwe hat wirklich mehr in den Gotteskasten gelegt als alle anderen, die eingelegt haben!" - das klingt, als wäre es ohne dieses versichernde "wirklich" nicht glaubwürdig genug und bedürfte daher noch der Bekräftigung - dabei soll das "Amen, ich sage euch..." ja genau das Gegenteil ausdrücken. Oder: "Ich versichere euch: Ich werde keinen Wein mehr trinken bis zu jenem Tag, da ich ihn von Neuem im Reich Gottes trinken werde." - das klingt wie das Versprechen eines Alkoholikers, der bis zu seiner Auferstehung abstinent bleiben will. Dabei ist es eine Prophezeiung. Und so weiter. Eigentlich glaube ich daher, die sinnvollste Übertragung wäre eine Übertragung der Aussage selbst in etwas feierlichem Stil - minus das "Amen, ich sage euch".
Jetzt ist es aber so, dass das einleitende "Amen, ich sage euch" wahrscheinlich nicht von Jesus geprägt wurde (vgl. Aune 1991; Berger 1972; Strugnell 1974; Talmon 1969), aber recht sicher charakteristisch für Jesu Stil war und aus diesem Grund auch von den meisten Evangelisten (nicht von Lukas) bewahrt wurde. Das "Amen, ich sage euch" ist also sozusagen "historisch" interessant. Und da bin ich mir jetzt nicht mehr sicher - sollten wir auch das berücksichtigen? --Sebastian Walter 19:42, 8. Mär. 2014 (CET)

edit: bzw. für das "Amen, ich sage euch" gibt es keine Parallelen und das könnte durchaus von Jesus geprägt sein - nur für das einleitende "Amen" an sich scheint es Parallelen zu geben (s. eben die obigen Aufsätze). --Sebastian Walter 21:20, 12. Apr. 2014 (CEST)


Quellen[Bearbeiten]

“I assure you” (ἀμὴν λέγω ὑμῖν) is the first of several such introductory formulas in Mark. This formula of assurance points to a revelatory moment analogous to the authoritative declaration by the prophet, “Thus says the Lord” (Jeremias, Abba, 149; Theology, 35). The common liturgical use of a responsive “amen” (ἀμήν) meaning “so be it” in Judaism and the early Church needs no additional comment. But the shift of a response formula to an introductory formula stands out, particularly since this introductory ajmhvn combined with “I say to you” occurs only on the lips of Jesus in the New Testament. We only have one possible parallel to such usage in Jewish/Christian literature (T. Abraham, 8, 20). Therefore, Jeremias has interpreted this formula as a possible sign of an ipsissima vox Jesu (Abba, 148–51).
Hasler (Amen) and Berger (Amen-Worte) have disputed Jeremias’ conclusion. The former assigned these ἀμήν formulas to the prophetic utterances of the words of the risen Lord in hellenistic Christian worship services. The latter has traced these to a hellenistic Jewish apocalyptic milieu in which the visionaries used the formula as legitimation for their messages. Such a pattern was then transferred to the Jesus’ tradition by placing these formulas on lips of the earthly Jesus. Neither Hasler, however, nor Berger accounts for why this unparalleled formula came to be exclusively on Jesus’ lips or where the early “hellenistic Christian” prophets found it. Even Berger’s attempt to find traditional parallels in hellenistic Judaism with apocalyptic overtones fails to uncover any actual use of this formula (Berger, Amen, 4–6; Jeremias, ZNW 64 [1973] 122–23). Jeremias, therefore, with good reason has stood by his earlier conclusions (Theology, 35–36).
The absence of a comparable formula in the Q-parallel to 3:29 of Luke 12:10 and the apparent replacement of ἀμήν with διὰ τοῦτο in the Matthew parallel (12:31) together with the tendency by some to see these formulas more at home in early Christian prophecy than in Jesus’ ministry (Käsemann, Questions, 102–3; Scroggs, JBL 84 [1965] 359–65; Boring, JBL 92 [1972] 515; S 178 NovT 18 [1976] 273–74, 276–77) has led to the assigning both the formula and the saying to the early Church. Yet the questionable assignment of these formulas to early Christian prophets (D. E. Aune, Prophecy in Early Christianity and the Ancient Mediterranean World [Grand Rapids: Eerdmans, 1983], 240–42), the unprecedented scope of forgiveness expressed in what follows, and its correlation in Jesus’ ministry to “sinners” give strong support for the authenticity of the formula here. -- Guelich 1989, S. 177–178

Jesus introduces this remarkable statement with an asseverative ἀμήν, “truly,” which transliterates אָמֵן ʾāmēn, though sometimes it is translated ἐπ ʼ ἀληθείας, “in truth” (Luke 4:25). This use of ἀμήν is distinctive to Jesus, especially in the asseverative phrase “truly, I say to you,” and so at least on this score points toward authenticity (see Guelich, 177–78). A similar usage in the OT is attested only in 1 Kgs 1:36 and Jer 28:6. Chilton (A Galilean Rabbi and His Bible, 202) has suggested that Jesus’ asseverative use of this word derives from Aramaic usage, such as we now have preserved in the later targumic tradition (cf. Tg. Onq. Gen 3:1; 17:19; Tg. Isa 37:18; 45:14, 15). -- Evans 2001, S. 28.

This is the first occurrence in Mark of the formula ἀμὴν λέγω ὑμῖν, which S 175 occurs regularly in all four gospels (though less frequently in Luke, and with a doubled ἀμήν in John) and is generally agreed to be a hallmark of Jesus’ distinctive style of teaching. This bold assumption of authority (Jesus speaks in his own name, and his words, like the words of Yahweh in the OT, are ‘truth’) is unparalleled in Jewish literature. The Hebrew word ʾāmēn itself occurs twenty-three times (in six of which it is doubled) in the OT as an affirmative response or as the conclusion of a doxology, generally represented in the LXX by γένοιτο, but three times (and five times in noncanonical books) by ἀμήν. But there is no parallel to Jesus’ introductory use of ἀμήν in pre-Christian Jewish literature. Still less is there any instance of a Jewish teacher using the phrase ἀμὴν λέγω ὑμῖν. The one nonresponsorial use of ʾāmēn in the OT adds a further and remarkable dimension to Jesus’ usage: Is. 65:16 uses ʾelōhê-ʾāmēn, ‘God of the Amen’, as a divine title. A saying thus introduced is not to be taken lightly. --France 2002, S. 174–175.