Daniel 2

Aus Die Offene Bibel

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Daniel 2)

(kommt später)

Studienfassung (Daniel 2)

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4 Da (und) sprachen die Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter)a zum König [auf] Aramäisch:b „Ewig lebe der König!c Erzähle (sage) deinen Sklaven (Dienern, Knechten) den Traum, dann (und) werden wir [seine] Bedeutung (Deutung) erzählen (erklären).“ 5 Der König antwortete {und sagte zu} den Chaldäern (Wahrsagern, Sterndeutern): „Mein Wort ist unwiderruflich:d Wenn ihr mir den Traum und seine Bedeutung (Deutung) nicht mitteilen könnt (mitteilt), werdet ihr zu Körperteilen (Gliedern) gemachte und eure Häuser in Müllhaufen (Latrinen; Trümmerhaufen)f verwandelt werden! 6 Aber (und) wenn ihr den Traum und seine Bedeutung (Deutung) erklären könnt, werdet ihr von mir Geschenke, {und} Belohnungen (Geschenke, Kostbarkeiten)g und große Ehre empfangen. Darum (nur wenn) erklärt mir den Traum und seine Bedeutung (Deutung)!“ 7 Sie antworteten noch einmal (ein zweites Mal) {und sagten}: „Der König möge seinen Sklaven (Dienern, Knechten) den Traum sagen, danach (und) werden wir die Bedeutung (Deutung) erklären!“ 8 Der König antwortete {und sagte}: „[Jetzt] weiß ich ganz sicher, dass ihr [versucht] Zeit [zu] kaufen,h weil [ihr] seht (gesehen habt), dass mein Wort unwiderruflich isti: 9 {dass} Wenn ihr mir den Traum nicht mitteilt, gibt es [nur] ein Urteil (Beschluss, Strafe, Gesetz) [über] euch:j {und} Ihr habt euch abgesprochen (verschworen, entschlossen), falsche und verlogene (verdorbene) Worte (Sache) vor mir zu sprechen (mir zu sagen), bis die Zeit sich ändert (ändern wird).k Deshalb (Wenn) sagt mir den Traum, dann (und) werde ich wissen, dass ihr mir seine Bedeutung (Deutung) erklären könnt!“ 10 Die Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter) antworteten {vor} dem König {und sagten}: „Es gibt keinen Menschen auf dem trockenen Land (der Erde)l, der erklären könnte, was der König verlangt (sagt)!m Entsprechend (Deshalb) hat noch kein großer und mächtiger (herrschender) König (großer König oder (und) Herrscher) eine solche Tatn von einem Wahrsager, Beschwörer oder Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter) verlangt (gefordert, erbeten). 11 Was der König fordert,o [ist uns] zu schwierig (schwierig; unmöglich, zu hoch), und es gibt niemand anderen, der {vor} dem König [das Geforderte] mitteilen (erklären) könnte außer Göttern (Gott)p, deren Wohnung nicht beim Fleisch ist!“q 12 Darüber wurde (war) der König wütend und sehr zornigr und gebot, alle Weisens Babels umzubringen. 13 Bald (und) erging das [entsprechende] Gesetz und die Weisen sollten hingerichtet (getötet) werden. Auch (und) Daniel und seine Freunde (Gefährten) suchte man,t um [sie] hinzurichten (zu töten). 14 Da übermittelte Daniel einen Rat und Vorschlag (einen verständigen Rat)u an Arioch, den Obersten der Leibgarde (Scharfrichter)v des Königs, der unterwegs (aufgebrochen, sich aufgemacht, losgegangen) war, um die Weisen Babels hinzurichten (zu töten). 15 Er fragte (antwortete) {und sagte zu} Arioch: „Du Mächtiger (Bevollmächtigter; mächtigster [Mann]) des Königs (Arioch, den Bevollmächtigten des Königs)w, warum [dieses] strenge (übereilte, dringliche)x Gesetz von seiten des Königs (warum ist das Gesetz … [so] streng)?“y Da klärte (informierte über, berichtete von, weihte ein in) Arioch Daniel [über] die Angelegenheit (Sache) auf,z 16 und Daniel trat ein und erbat vom König, dass er ihm eine Audienz (Frist)aa gewähre,ab dann (und) werde [er] dem König die Bedeutung (Deutung) erklären. 17 Daraufhin (sofort) begab sich Daniel zu seinem Haus (nach Hause) und klärte (informierte über, berichtete von, weihte ein in) seine Freunde (Gefährten) Hananja, Mischaël und Asarja [über] die Angelegenheit (Sache) auf. 18 {und} Er [bat sie], angesichts dieser unlösbaren Aufgabe (dieses Geheimnisses)ac vor dem Gott des Himmels um Erbarmen zu bitten, damit (sodass) man Daniel und seine Freunde (Gefährten) nicht mit den übrigen Weisen Babels umbrächtead.

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Anmerkungen

aDie Chaldäer waren ein Volksstamm aus dem Umland von Babylon, der ab dem 8. Jh. in Babylon großen Einfluss gewann, später wird der Name „Chaldäer“ praktisch zum Synonym für „Babylonier“. Sie schafften es in dieser Zeit auch, praktisch alle Wahrsage-Priester im Bel-Tempel von Babel zu stellen, sodass „Chaldäer“ („Kasdäer“) hier referenzidentisch für diese auf die Wahrsagerei und Gelehrsamkeit spezialisierten Kleriker gebraucht wird (Koch 2005, 45f; vgl. dort den Exkurs 45-66). (Zurück zu v.4)
bVon hier an ist der Text Aramäisch (Dan 2,4b-7,28). Neben diesem Abschnitt aus dem Danielbuch sind auch Esra 4,8-6,18; 7,12-26 auf Aramäisch verfasst bzw. aus aramäischen Quellen zitiert (zudem Jer 10,11 und ein Teil von Gen 31,47). (Zurück zu v.4)
cW. „Oh König, lebe {für} ewig!“ (Zurück zu v.4)
dW. etwa „Das Wort von mir [ist] unwiderruflich“. von mir ist eine Formulierung, die das Pronomen betont (Koch 2005, 89). unwiderruflich oder „bekannt“ (Koch 2005, 90, vgl. GesD).
Fast sicher falsch ist dagegen das ältere Verständnis, wonach diese Phrase sinngemäß als „Ich habe den Traum vergessen“ übersetzt wurde (so etwa KJV). Vielmehr möchte der König sich der Zuverlässigkeit seiner Wahrsager dadurch vergewissern, dass er ihnen in der Wiedergabe seines Trauminhalts eine verifizierbare Testaufgabe stellt (NET Dan 2,5, Fußnote 14; s.a. V. 9). (Zurück zu v.5)
eD.h. „werdet ihr in Stücke gerissen/gehauen werden“ (vgl. Koch 2005, 90). (Zurück zu v.5)
fMüllhaufen (Latrinen, Trümmerhaufen) Die Übersetzung dieses unbekannten Worts beruht auf Herleitungen, die auf einen widerwärtigen Ort wie einen Müllhaufen oder eine öffentliche Latrine schließen lassen. Die eigentliche Bedeutung könnte ganz anders lauten (Koch 2005, 90). (Zurück zu v.5)
gEin unbekanntes Wort (Sg.). Belohnungen nach DBL Aramaic, GesD tendiert zu „Geschenk, Gabe“, Koch 2011, 90 übersetzt „Ehrenurkunden/Kostbarkeiten“. (Zurück zu v.6)
hDie Einfügung von „jetzt“ und „versucht“ ist aufgrund des Partizips sowie sinngemäß angebracht. Der König erkennt also, was gerade vor sich geht: Die Wahrsager versuchen Zeit zu gewinnen. (Zurück zu v.8)
iS. die Fußnote in V. 5. Der Satz wird in V. 9 fortgesetzt (Koch 2005, 91). NLB (vgl. GNB): „dass ich meine Drohungen wahr machen werde.“ (Zurück zu v.8)
jD.h. „kann das nur eines heißen“. Oder: „dass es nur ein … gibt, wenn ihr … nicht mitteilt. Aber (und) ihr habt euch [offenbar] abgesprochen...“ Der Vorwurf der bewussten Lüge ab 9b wäre dann nicht das Urteil, sondern eine daran angeschlossene Vermutung (so Koch 2005, 91, Zür). (Zurück zu v.9)
kOder „bis die Zeit (=diese Audienz?) verstrichen ist“ (so ähnlich Koch 2005, 91). HfA: „So meint ihr, mich hinhalten zu können, bis mein Zorn sich gelegt hat.“ NLB: „in der Hoffnung, mich damit hinhalten zu können“. GNB lässt den Halbsatz aus und kommentiert, er sei schwer verständlich; NEÜ meint „Damit verdächtigte er sie wahrscheinlich, Umsturzpläne zu verfolgen.“ Es erscheint aber wahrscheinlicher, dass die Wahrsager (mit Koch) angesichts der ob der Regierungsgeschäfte sicher knappen Zeit des Königs (vgl. die Anmerkung zu V. 16) auf ein ergebnisloses Ende der ungeplanten Audienz spekulieren, als dass sie auf einen Umsturz oder eine sonst veränderte Lage () hoffen. Für eine solche Hoffnung bräuchten sie nämlich einen unmittelbaren Anlass, der zumindest im Kontext unserer Erzählung nicht erkennbar ist. (Zurück zu v.9)
lauf dem trockenen Land Eine emphatische Metonymie des Subjekts für „auf der ganzen (bewohnbaren) Erde“. (Zurück zu v.10)
mW. „die Aufgabe (Wort, Sache) des Königs“ GNB: „diese Forderung erfüllen“ (Zurück zu v.10)
nW. „eine Aufgabe (Sache, Wort) wie diese (eine solche): „ein solches Ansinnen“ (Zurück zu v.10)
oW. „Die Sache (Aufgabe, das Wort), die der König verlangt (fordert) (Zurück zu v.11)
pHier sind wohl die babylonischen Götter gemeint, es lässt sich jedoch nicht ausschließen (und ist auch grammatisch denkbar), dass von JHWH die Rede ist. (Zurück zu v.11)
qFleisch Metonymie der Adjunktion für die Sterblichen, d.h. „die Götter leben nicht unter den Menschen (Sterblichen)“. (Zurück zu v.11)
rwütend und sehr zornig Die Dopplung und Steigerung zum besonders intensiven קצף drücken zusammen mit שַׂגִּיא sehr eine sehr große Wut aus, die sich auch an seinem folgenden Befehl erkennen lässt. (Zurück zu v.12)
sWeisen Nicht nur die Wahrsager und Sterndeuter, sondern gleich alle Weisen – wie die folgenden Verse zeigen, also einschließlich der Judäer – trifft der Zorn des Königs. Dennoch kommt es nicht zu einem Pogrom, sondern ein rechtlich ordentlicher Erlass (V. 13) stellt sicher, dass die Sache geordnet abläuft – und gibt Daniel Zeit für seine Rettungsaktion (V. 14ff.)(Koch 2005, 153f.). (Zurück zu v.12)
tUnpersönlich formuliert, oder: „suchten sie (3. Pl. m.)(vgl. Koch 2005, 92). Wie hier wird die 3. Person Perfekt des aramäischen Verbs gelegentlich ohne erkennbares Subjekt unpersönlich gebraucht. Das Subjekt ist unwichtig und wird nicht genannt, wichtig ist die Handlung (Muraoka, Notes on the Syntax of Biblical Aramaic, in: JSS 11/2 1966, 164f.). (Zurück zu v.13)
uübermittelte einen Rat und Vorschlag nach Koch 2005, 92f. („einen Rat und Verfahrensvorschlag“). einen verständigen Rat So GesD, תוב; NET, dabei werden die beiden Nomina als Hendiadyoin aufgefasst, allerdings muss dabei טְעֵם „Beschluss, Befehl“ eine sonst unbezeugte zusätzliche Bedeutung „Verstand, Klugheit“ zugeschrieben werden (Koch 2005, 93). Oder, wie die meisten Übers.: „wandte/sprach sich vorsichtig und verständig“ (so oder ähnlich Lut, , GNB, SLT, Zür; HALAT, תוב) Die beiden Nomina werden (wie oft Hebr.) adjektivisch übersetzt. Neben der fraglichen Übersetzung „verständig“ ist aber vor allem das Prädikat viel eher als „übermitteln“ zu übersetzen (GesD, תוב; Koch 2005, 92f.). (Zurück zu v.14)
vObersten W. „den Größten (Großen) der Leibgarde“ Die Alternative „Scharfrichter“ wird in DBL Aramaic als solche genannt (vgl. Zür, SLT, NET). Das Wort heißt ursprünglich „Schlächter, Koch“, aber wurde wegen dessen Nähe zum König (er wagt es, dessen Befehl nicht unmittelbar auszuführen, sondern erst nachzuforschen, V. 15f.) schon früh als Bezeichnung des Obersten der Leibwache verstanden (Koch 2005, 93). (Zurück zu v.14)
wDie Lesart als Vokativ „Du Mächtiger des Königs“ wurde gewählt, um die doppelte Betitelung Ariochs zu vermeiden. Sie ist auch bei anderen Exegeten seit der griechischen Übersetzung Theodotions (der den Vers mit „du Mächtiger/Bevollmächtigter“ beginnen lässt), gegen den masoretischen Akzent, verbreitet, weil „eine Rede Vorgesetzten gegenüber mit Nennung des Titels zu beginnen pflegt“ (Koch 2005, 93). Koch glaubt aber, der Text sei gekürzt und eine solche Anrede darum ausgelassen, und folgt MT und den dt. Übersetzungen. Die Doppelung und Variation des Titels wäre jedoch ein ausschlaggebendes Gegenargument, auf das er nicht eingeht. (Zurück zu v.15)
xDie Bedeutung des Adjektivs muss rekonstruiert werden. übereilte ist die bevorzugte Herleitung Kochs, der für die vermutete Bedeutung „streng“ (die meisten Übersetzungen) zu wenig Belege findet (Koch 2005, 93). (Zurück zu v.15)
yOhne die vokativische Übersetzung (vgl. erste Fußnote) ist es auch möglich, die Frage indirekt zu übersetzen (, vgl. GNB). (Zurück zu v.15)
zDaniel kennt also den Erlass, erfährt aber erst jetzt die Geschichte, die dahinter steht, und kann die richtige Entscheidung treffen (vgl. Koch 2005, 157f.). (Zurück zu v.15)
aaAudienz So sonst nur ESV, alle anderen Übers. Frist oder „Zeit“. Anders als in Dan 2,8-9 wird hier זְמַן „Zeit(punkt), Termin, Augenblick“ (GesD) gebraucht (dort für die Zeit, die die Wahrsager zu gewinnen versuchen, עִדָּן „Zeit“), was die Interpretation als „Audienz“ untermauert. Auf die von GesD angegebene Übersetzung passt „Audienz“ zudem besser als „Frist“. Wenn Daniel wirklich um eine Audienz bittet, dann zeigt das sogar noch mehr Kühnheit und Gottvertrauen als die Bitte um eine Fristverlängerung. Entweder hat er dabei darauf vertraut, dass diese nicht sofort erfolgt, oder er hat nach der Bekanntgabe des Termins die Gelegenheit genutzt, um noch einmal sein Haus aufzusuchen und sich die Unterstützung seiner Freunde zu sichern. Für dieses Gesuch müsste er übrigens in keinem Fall persönlich vorsprechen (vgl. Koch 2005, 94.159). (Zurück zu v.16)
abOder schöner „ersuchte beim König um eine Audienz“. (Zurück zu v.16)
acMeist als Geheimnis übersetzt, doch vgl. DBL Aramaic, רָז: „mystery, secret, i.e., information or omens so enigmatic or baffling that only revelation from God can make it understandable “ Es geht hier also vordergründig um unerreichbares, rätselhaftes Wissen, nicht um ein Geheimnis (das ja nur eins des Königs wäre). (Zurück zu v.18)
adUnpersönliche Formulierung. Vgl. Fußnote in V. 13. (Zurück zu v.18)