Übersetzungskriterien: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

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** Eine ''hohe literarische Qualität'' ist erstrebenswert – insbesondere bei Bibelstellen, die auch im Urtext in gehobener Sprache formuliert sind.
 
** Eine ''hohe literarische Qualität'' ist erstrebenswert – insbesondere bei Bibelstellen, die auch im Urtext in gehobener Sprache formuliert sind.
 
** Gebete und Segenstexte sind so übersetzt, dass sie ''liturgisch verwendet'' werden können.
 
** Gebete und Segenstexte sind so übersetzt, dass sie ''liturgisch verwendet'' werden können.
** An einigen Stellen ist es angemessen, dass die Übersetzung ''inhaltliche Deutungsoffenheiten'' des  
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** An einigen Stellen ist es angemessen, dass die Übersetzung ''inhaltliche Deutungsoffenheiten'' des Urtextes abbildet (z.B. in einem Psalmenlied, das von Menschen in verschiedenen Lebenssituationen gut gemeinsam rezipierbar ist.)
Urtextes abbildet (z.B. in einem Psalmenlied, das von Menschen in verschiedenen Lebenssituationen gut gemeinsam rezipierbar ist.)
 
 
* '''Formales''':
 
* '''Formales''':
 
** Die Übersetzung orientiert sich an den etablierten ''Versgrenzen''.
 
** Die Übersetzung orientiert sich an den etablierten ''Versgrenzen''.

Version vom 12. Oktober 2014, 10:46 Uhr

Auf einen Blick

  • Die erste Übersetzung der Studienfassung entsteht nur aus dem Urtext (wissenschaftliche Ausgaben, siehe: Die Quellen, Textkritik).
    In diesem ersten Schritt dürfen auch sorgfältige Rohübersetzungen eingestellt werden. Die Angabe von Bedeutungsalternativen und erläuternden Fußnoten ist bei der ersten Textversion erlaubt und hilfreich, aber nicht vorgeschrieben.
  • Durch unsere Qualitätssicherung werden alle eingestellten Verse mehrfach geprüft und verbessert. So wird z.B. wissenschaftliche Literatur zu Hilfe genommen, um Fehler oder mögliche Übersetzungsvarianten zu finden. Bei diesen weiteren Arbeitsschritten (siehe Qualitätskriterien) ist die Mitarbeit weiterer Übersetzer an bereits vorhandenen Texten ausdrücklich erwünscht. Jedes Kapitel hat eine Diskussionsseite, auf der die beteiligten Übersetzer ihr Verständnis der Urtexte reflektieren und diskutieren.
  • Die Offene Bibel ist an wissenschaftlichen Deutungen orientiert und überkonfessionell: Eine Übersetzung ohne gleichzeitige Interpretation des Ausgangstexts ist aus methodischen Gründen nicht möglich. In Zweifelsfällen ist daher der wissenschaftliche Diskurs unsere Richtschnur. Die verwendete Sekundärliteratur (Kommentare, Übersetzungen, ...) wird in den Fußnoten zur Studienfassung sowie in der Checkliste auf der Diskussionsseite vermerkt.
  • Die Lesefassung und die Bibel in Leichter Sprache entstehen aus der Studienfassung, sobald diese eine ausreichende Qualität erreicht hat (nur Perikopen oder Kapitel mit dem Status Studienfassung erfüllt die meisten Kriterien oder besser).
  • Die folgenden Übersetzungskriterien sind nur die wichtigsten Grundlagen der Offenen Bibel. Alle Detailfragen klärt die Seite Übersetzungs-FAQ.

Studienfassung

Eine Übersetzung, die (möglichst viele) sprachliche Details des Ausgangstextes abbildet. Leser mit und ohne Kenntnis der biblischen Sprachen können die Sprachgestalt der biblischen Texte nachvollziehen. Bedeutungsvarianten und Redewendungen bleiben erkennbar.

Um zu verstehen, wie diese Kriterien genau zur Anwendung kommen, empfehlen wir den Vergleich mit einem der bisher fertig übersetzten Kapitel. Eine Übersicht findet sich hier.
  • Der Satzbau soll nach Möglichkeit in grammatikalisch gleichartige/-wertige Konstuktionen übersetzt werden. Die Satzstellung des Urtextes sollte beibehalten werden, wo dies sinnvoll ist [1] [2].
  • Wortwahl: Es wird keine Konkordanz angestrebt, sondern jeweils eine angemessene Übersetzung der Worte für den Zusammenhang der Stelle gesucht. Wenn die biblischen Wörter mehrere passende Bedeutungen haben oder der Satzbau mehrdeutig ist, dann folgen diese Alternativen in runden Klammern ( ) oder in Fußnoten. Gleiches gilt für Fälle, wo die Textüberlieferung unklar ist.
  • Dokumentation unterschiedlicher Deutungen: Falls es in der wissenschaftlichen Diskussion keinen Konsens gibt, dann verwenden wir die Deutung mit der größten Plausibilität. In Fußnoten dokumentieren wir die wichtigsten wissenschaftlich diskutierten Übersetzungsmöglichkeiten und (falls abweichend) wesentliche konfessionelle Traditionen.
  • Konstruktionen, die sich im Deutschen nicht ohne Weiteres übersetzen lassen (Gen. abs., Part. conj., Inf. abs., ...), sollen als solche per Fußnote gekennzeichnet werden. Die beste Übersetzung wird in den Fließtext integriert. Andere Übersetzungsmöglichkeiten werden in runden Klammern bzw. Fußnoten ergänzt. Auch bei der Auflösung von Partizipien sollten nach Möglichkeit mehrere sinnvolle Übertragungen angegeben werden.
  • Sprachbilder und Redewendungen bleiben erhalten und werden genau übersetzt, die Bedeutung bei Unklarheiten in einer Fußnoten erklärt. Nur wenn Grammatik oder Wortwahl dies unmöglich machen, kann eine andere Lösung gefunden werden.
  • Besondere Sorgfalt gilt beim Übersetzen der Zeitaspekte.
  • Es werden strikt nach Original keine Überschriften verteilt.
  • Anmerkungen und Beobachtungen zum Verständnis und zur Übersetzung der Bibelstellen können der Studienfassung in den Fußnoten folgen.
  • Einfügungen werden in eckige Klammern [ ] gesetzt, Auslassungen werden mit geschwungenen Klammern { } markiert.

Lesefassung

Eine allgemein verständliche Übersetzung. Die grundlegende Bedeutung der Texte ist für Leute ohne theologisches Vorwissen verständlich. Diese Übersetzung ist flüssig lesbar und zum Vorlesen geeignet.

Bisher liegt noch kein offiziell fertig übersetztes Kapitel in einer Lesefassung vor.

Unsere Lesefassung soll primär den folgenden drei Zwecken dienen. Das schließt eine Verwendung für andere Zwecke natürlich nicht aus.

  1. Hauptzweck: Die Lesefassung soll die Anliegen der Bibeltexte verständlich machen für Menschen, die daran ein aktives Interesse haben, die aber über die Allgemeinbildung hinaus über kein bibelkundliches oder theologisches Vorwissen verfügen.
  2. Die Lesefassung soll gut vorlesbar sein (z.B. für Gottesdienste und Andachten). Wo Bibeltexte als Gebete oder Segenstexte geeignet sind, soll unsere Lesefassung diesen Gebrauch ermöglichen.
  3. Einzelne Abschnitte sollen in anderen Texten und auf Websites verwendet werden können und daher möglichst selbsterklärend sein.


Daraus ergeben sich folgende Kriterien, an denen die Qualität einer Lesefassung gemessen werden kann:

  • Genauigkeit: Die Lesefassung soll die Anliegen des Urtextes möglichst genau kommunizieren.
    • Hierbei folgen Lesefassung und Studienfassung gemeinsam der plausibelsten wissenschaftlichen Deutung.a
    • Eine relativ wörtliche Übersetzung ohne freie Umformulierungen wird angestrebt, so lange die anderen Kriterien dem nicht entgegenstehen (z.B. Verständlichkeit, inhaltlich genaue Wiedergabe in aktuellem Hochdeutsch, gute Vorlesbarkeit...) b
  • Verständlichkeit: Die Lesefassung soll für Menschen mit normaler Allgemeinbildung (aber ohne bibelkundliches oder theologisches Vorwissen) verständlich sein.
    • Biblisch-theologische Fachsprache wird, so weit möglich, vermieden.c Der kulturelle Kontext soll aber sichtbar bleiben, d.h.: keine anachronistischen Modernisierungen (wie z.B. "Euro" statt "Drachmen")
    • Wo nötig, werden für das Verständnis des Textes wichtige Informationen in Fußnoten erläutert (z.B. biblisches Spezial-Vokabular, kulturgeschichtlicher Kontext, bibelkundliche Zusammenhänge, Mehrdeutigkeiten im Urtext...)
    • In sich abgeschlossene Textabschnitte sollten nach Möglichkeit so übersetzt werden, dass sie aus sich selbst heraus sprachlich verständlich sind, denn dies erleichtert das Zitieren aus der Lesefassung.
  • Aktuelles Hochdeutsch: Die Lesefassung verwendet aktuelles, angenehm (vor-)lesbares Hochdeutsch.
    • Stil und Gattung der Übersetzung sind so gewählt, dass sie die Anliegen des Urtextes möglichst gut kommunizieren. Eine direkte Übereinstimmung mit Stil und Gattung des Urtextes wird angestrebt, sofern sie ohne Konflikt mit den anderen Kriterien möglich ist.
    • Eine hohe literarische Qualität ist erstrebenswert – insbesondere bei Bibelstellen, die auch im Urtext in gehobener Sprache formuliert sind.
    • Gebete und Segenstexte sind so übersetzt, dass sie liturgisch verwendet werden können.
    • An einigen Stellen ist es angemessen, dass die Übersetzung inhaltliche Deutungsoffenheiten des Urtextes abbildet (z.B. in einem Psalmenlied, das von Menschen in verschiedenen Lebenssituationen gut gemeinsam rezipierbar ist.)
  • Formales:
    • Die Übersetzung orientiert sich an den etablierten Versgrenzen.
    • Die Sinnabschnitte sind durch Zwischenüberschriften markiert.


aBesagt diese plausibelste wissenschaftliche Deutung, dass das Anliegen des Urtextes unklar ist, verwenden wir eine unauffällige und gut etablierte Übersetzung. Bei mehreren ungefähr gleich plausiblen Deutungen bevorzugen wir tendenziell eher die vorsichtigere Deutung vor einer inhaltlich zugespitzten Interpretation. In beiden Fällen setzen wir eine allgemeinverständliche Fußnote mit einem kurzen Hinweis auf das Problem. (Zurück zum Text: a)
bSiehe auch: (Zurück zum Text: b)
cSiehe auch: Wortliste zur Qualitätsicherung (Zurück zum Text: c)

Bibel in Leichter Sprache

Die Kriterien für die Offene Bibel in Leichter Sprache stehen auf einer eigenen Seite.

Weitere Richtlinien

  • Orts- und Personennamen werden nach den Loccumer Richtlinien (Lange, Joachim (Hrsg.), Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien. 2. Auflage. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1981 (vergriffen)) geschrieben. Die gedruckte Fassung ist leider vergriffen. Glücklicherweise verwenden zwei Übersetzungen durchgehend die Loccumer Schreibweise: Die Gute Nachricht und die Einheitsübersetzung.
  • Der Gottesname wird in der Studienfassung durchgängig als JHWH übersetzt. In der Lesefassung wird er variabel wiedergegeben. Die genauen Richtlinien stehen in der F.A.Q..
  • Wo immer es sich anbietet, sollen Verweise auf andere Bibelstellen gesetzt werden.


Siehe auch